Schifffahrt ahoi! – Die Seeplattform wird aufgebaut
Nun endlich ein paar Worte über unser Vorhaben, von einer schwimmenden Plattform aus den Austausch von Kohlenstoffdioxid, Methan und Wärme zwischen einem See und der Atmosphäre zu messen. Der See liegt auf der Insel Kurungnakh, einer Nachbarinsel von Samoylov (72°17’56.2″N, 126°10’23.9″E). Die Plattform besteht aus neun Schwimmkörpern und an allen vier Ecken sind Solarzellen für die Stromversorgung angebracht. In der Mitte steht ein ca. zwei Meter hoher Turm, auf dem die Messgeräte angebracht sind. Neben den Gassensoren und dem Windrichtungs- und Geschwindigkeitsmesser umfasst das Equipment auch eine Auswahl meteorologischer Sensoren, eine Kamera, GPS, einen elektronischen Kompass und einen Bewegungssensor. Die drei letztgenannten Geräte sind für die genaue Ortung sowie Ausrichtung der Plattform notwendig, da sich die Plattform trotz Anker drehen und in einem bestimmten Radius bewegen kann. Ohne Verankerung könnte man mit der Plattform sogar eine kleine Runde über den See drehen, da es eine Motorhalterung gibt.
Aber warum messen wir eigentlich auf einem See mitten im Nirgendwo?
Seen wurden in Bezug auf ihre Rolle in der regionalen und globalen Treibhausgasdynamik bisher kaum Beachtung geschenkt. Es fehlt an ausreichend Messungen der Treibhausgasemissionen in den verschiedenen Regionen der Erde. Allerdings stellt sich langsam das Bewusstsein ein, dass Seen wie auch Flüsse in der Modellierung des Klimawandels wahrscheinlich unterschätzt werden, denn sie sind wichtige Elemente des Kohlenstoffkreislaufs. Insbesondere in den nördlichen Breiten sind Seen riesige Kohlenstoffspeicher und Quellen für Kohlenstoffdioxid und Methan. Aber nicht nur die Menge der Treibhausgasemissionen sind von Interesse, sondern auch die saisonalen Veränderungen. In der Arktis sind die Seen über den meisten Teil des Jahres metertief gefroren. Beim Auftauen im späten Frühjahr wird z.B. das in der Zwischenzeit im und unter dem Eis gespeicherte Methan in sehr kurzer Zeit in die Atmosphäre abgegeben. Da kommen schon ganz beachtliche Mengen zusammen, wie man in den Schmelzlanzen-Experimenten der letzten Tage sehen kann. Aber dazu später mehr…