Comeback der Moore

Comeback der Moore

In den letzten Jahrhunderten wurden viele Moorflächen in Deutschland mit hohem Arbeitsaufwand entwässert, um sie für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Doch damit geht eine der wichtigsten Eigenschaften der Moore verloren: die Speicherung großer Mengen an Kohlenstoff. Drainierte und degradierte Moore tragen mit 40 % zu den deutschlandweiten Treibhausgasemissionen aus Landwirtschaft und Landnutzung bei, obwohl sie nur 8 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche ausmachen.

Die Renaturierung degradierter Moorflächen durch Wiedervernässung wird als langfristige Möglichkeit zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen angesehen und soll damit deren Beitrag zum Klimawandel senken. Doch dieser Zusammenhang wurde noch nicht ausreichend untersucht. Eine Renaturierung dient darüber hinaus auch dem Erhalt der Biodiversität. Daher wurden beispielsweise im Zuge des Moorschutzprogramms des Landes Mecklenburg-Vorpommern eine Reihe von Mooren im Peenetal und Unteren Trebeltal bis 2006 wiedervernässt, darunter auch der Polder Zarnekow – unser Untersuchungsstandort. Wir wollen herausfinden, ob die Wiedervernässung des Polders zu einer langfristigen Kohlenstoffaufnahme führt und wie viel Treibhausgase der Atmosphäre dadurch entzogen werden kann. Dabei ist u.a. von Interesse, wie sich die Treibhausgasaufnahme oder -abgabe saisonal verändert. Und welche Faktoren sind eigentlich entscheidend für die Veränderungen in der Treibhausgasdynamik und eine verringerte Klimawirksamkeit?

2013.08.05-17.53.14Unser Untersuchungsstandort (Bild 1) ist Teil des Observatoriennetzwerkes TERENO (Terrestrial Environmental Observatories Network) und liegt nahe der Ortschaft Zarnekow inmitten der Jungmoränenlandschaft aus der Weichselkaltzeit, auf 53°52´ nördlicher Breite und 12°53´ östlicher Länge und einer Höhe von weniger als 0.5 m ü. NN. Im Zuge der Entwässerung und langjährigen Nutzung als intensives Grünland wurde das einstige Niedermoor (mit einer Torfmächtigkeit > 10 m) stark degradiert. Die landwirtschaftliche Nutzung wurde nach der Wende aufgrund hoher Instandhaltungskosten zunehmend unrentabel. Durch die Flutung im Winter 2004/2005 entwickelte sich auf Teilen des Polders ein Flachwassersee.

Bereits vor der Wiedervernässung begann die wissenschaftliche Untersuchung des Standortes durch das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) sowie das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Dabei standen v.a. die Erfassung des Phosphorhaushaltes und Treibhausgasemissionen im Fokus. Seit 2007 analysierte die Universität Greifswald darüber hinaus die Vegetationsentwicklung

IMG_2845_smallDie bisherigen Treibhausgasmessungen durch das ZALF wurden mit der sog. Haubenmessmethode (Bild 2) durchgeführt, bei der eine Kammer luftdicht über den Erdboden gestellt wird und dabei die Gaskonzentrationen in der Kammer fortlaufend gemessen werden. Im Anschluss  wird berechnet, ob und um wieviel die Treibhausgaskonzentration in der Kammer steigt oder sinkt. Wir führen nun seit Frühjahr 2013 parallel Messungen mittels der Eddy-Kovarianz-Methode durch. Bei dieser Methode werden die turbulenten Luftströme sowie Gaskonzentrationen gleichzeitig gemessen und damit die Flüsse der Treibhausgase ermittelt. Darüber hinaus werden eine Auswahl meteorologischer Daten erfasst, wie z.B. Strahlung, Lufttemperatur und -feuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und -richtung, Wassertemperatur und Niederschlag.

Die Messungen zeigen sehr hohe Methanemissionen, auch noch nach neun Jahren Wiedervernässung. Hohe Methanemissionen sind bisher nur als kurzfristiger Effekt der Wiedervernässung bekannt gewesen, doch die frische Schlammbildung sowie der hohe Anteil von abgestorbenen, leicht abbaubaren Gräsern (v.a. Rohrglanzgras) sorgen dafür, dass der Polder immer noch mehr Treibhausgase in die Atmosphäre abgibt, als er aufnimmt. Darüber hinaus ist die Wiederkehr der für Niedermoore typischen Pflanzenarten eine wichtige Voraussetzung für sinkende Methanemissionen.

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