Den kritischen Elementen auf der Spur in Down Under

Immerhin konnte Dr. Max Frenzel während seiner Zeit in Australien schon einen Termitenhügel aus der Nähe inspizieren. Auf die anderen exotischen Tiere wartet der Freiberger Geologe noch. Quelle: Privat

Neben Sydney und Melbourne geht die fünftgrößte Stadt Australiens – Adelaide – ein wenig unter. Dabei zählen internationale Rankings sie oft zu den lebenswertesten der Welt. Seit Anfang Februar erlebt der HZDR-Forscher Max Frenzel dort den wohl wärmsten Winter seines Lebens.

Die gemütlichste Metropole in Australien: mit diesen Worten beschreiben selbst die Einwohner ihr Adelaide. Und nach fünf Monaten in der Stadt an der Südküste des Kontinents kann sich auch Max Frenzel diesem Urteil nur anschließen – obwohl sie rund 1,3 Millionen Menschen und eine Fläche der Größe Berlins umfasst. „Das einzige, was an eine Großstadt erinnert, sind die dreispurigen Straßen. Es ist sonst alles recht dörflich und ruhig“, erzählt der Forscher vom Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) am HZDR und fügt scherzend mit einem leichten Hauch der Enttäuschung hinzu. „Bisher konnte ich noch nicht einmal die vielen gefährlichen Tiere sehen, für die Australien in Europa bekannt ist.“ Der Wechsel vom beschaulichen Freiberg, wo er am HIF und der dortigen Technischen Universität promoviert hatte, in die Millionenstadt fiel dem gebürtigen Sachsen deshalb einfach.

Deutlich schwieriger gestaltete sich für ihn die Suche nach einer Wohnung: „Hier kann sich Adelaide dann doch mit anderen Großstädten vergleichen. Mein WG-Zimmer ist fast genauso teuer wie meine Drei-Raum-Wohnung in Freiberg.“ Und auch andere Aspekte der australischen Baukultur haben den wettergeprüften Geologen überrascht. Obwohl die Temperaturen in den frühlingshaften Wintern des südlichen Landes selten unter zehn Grad Celsius fallen, kann es in den Wohnungen doch extrem kühl werden, wie der dicke Pullover zeigt, den Frenzel während des Skype-Interviews trägt: „Es gibt keine Zentralheizung, die Fenster sind häufig undicht und Dämmung ist ein Fremdwort. Man baut hier für den Herbst und den Frühling.“ Die Australier selbst scheint das allerdings kaum zu stören.

Wie bilden sich eigentlich Erzlagerstätten?

Hinter dem Fluss Torrens, der quer durch die Stadt zieht, erhebt sich die Sportarena Adelaide Oval. Quelle: Hieu Doan (CC BY-SA 2.0)

„Die Lebensweise ist wesentlich entspannter als in Deutschland. Das zeigt sich schon bei der Vergabe von Messzeiten im Labor. Der gesamte Prozess läuft viel unkomplizierter und unbürokratischer ab, obwohl die Anlagen teilweise sogar besser ausgelastet sind.“ Es war diese exzellente Infrastruktur und die große Expertise seiner australischen Kollegen auf dem Feld der Lagerstättenkunde, die Frenzel an die University of Adelaide – mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes im Gepäck – zogen. Bis Ende Januar 2018 will er dort eine Methode für die Untersuchung von Erzlagerstätten verfeinern, die auf den Konzentrationen bestimmter kritischer Elemente in Erzmineralen basiert. Die Grundlage dafür entwickelte Frenzel in seiner Promotion, für die er den Bernd Rendel-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhielt.

„Elemente wie Gallium, Germanium und Indium, die häufig nur in sehr geringer Konzentration in Erzen vorhanden sind, sind nicht nur für die Hightech-Industrie interessant, sondern sie können uns auch helfen, die Bildung der Lagerstätten besser zu verstehen“, beschreibt Max Frenzel seine Forschung. „So lässt sich zum Beispiel aus den Konzentrationen dieser Elemente im Mineral Sphalerit die Bildungstemperatur einer Lagerstätte berechnen. Daraus können wir wiederum ableiten, welche Prozesse für die Erzentstehung verantwortlich waren.“ Generell geht es dem Geologen darum, die Modelle zur Exploration möglicher Lagerstätten zu verbessern, um Blindschüsse, die viel Geld kosten und die Umwelt belasten, zu vermeiden. In Adelaide greift er dafür auf Rohstoffproben aus Irland und dem Archiv der Universität zurück.

Mit dem gesammelten Wissen will der Forschungsmigrant nach einem Jahr nach Freiberg zurückkehren. So könnten die geologischen Kenntnisse der neuen Welt dem Abbau in klassischen, deutschen Bergbauregionen zu neuem Schwung verhelfen.

Leser:innenkommentare (2)

  1. Scharf

    Toller Artikel. Ich denke, daß die Technische Universität Bergakademie Freiberg gemeint ist?.

    Ich finde es beeindruckend, welche Bildungsmöglichkeiten der DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) jungen Menschen bietet. So kann praktisch bereits in jungen Lebensjahren eine weltweite Vernetzung (persönliche Kontakte, Austausch von Forschungsideen, Nutzung der jeweils vorhandenen Infrastruktur….) erfolgen, die jede/r natürlich nach seinen Vorstellungen nutzen kann, darf und sollte.

    Weiterhin finde ich bemerkenswert, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) entsprechende wissenschaftliche Leistungen honoriert und damit Potentiale von jungen Menschen klar aufzeigt. Und nicht zu vergessen sind die vielfältigen Förderprogramme (z.B. Emmy-Nöter-Programm) der DFG.

  2. Scharf

    Sorry. Emmy-Nöther-Programm muss es bitte heißen.

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