Die feinen Unterschiede

An der European Synchrotron Radiation Facility in Grenoble betreibt das HZDR die Rossendorf Beamline. Quelle: P.Ginter/ESRF

Nur eine Woche nach seiner letzten Prüfung zog es den ehemaligen Azubi Johannes Feder an die Rossendorf Beamline. An der HZDR-Forschungsstelle in Grenoble lernt er nun die französische Kultur kennen – und neue Aufgabenbereiche.

Der wohl größte Gegensatz zu seinem Heimatland fiel Johannes Feder zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt auf: beim Mittagessen. „In Deutschland schlingt man ja eher das Essen schnell in sich hinein. Hier ist das ganz anders. Am Anfang war ich oft schon nach zehn Minuten fertig, während meine Kollegen noch gar nicht richtig angefangen hatten“, scherzt der junge Elektroniker, der einen weiteren Vorteil in den längeren Mittagspausen erkannt hat: „Es bietet natürlich gleichzeitig die Möglichkeit, sich schnell und unkompliziert über Aufgaben auszutauschen.“ Seit Anfang Februar arbeitet Feder an der Rossendorf Beamline ROBL, die das HZDR an der European Synchrotron Radiation Facility unterhält.

Wissenschaftler des sächsischen Forschungszentrums gehen dort der Frage nach, welche molekularen Prozesse sich in möglichen Endlagern für radioaktiven Abfall abspielen. Für sechs Monate unterstützt sie dabei Johannes Feder. Vergangenes Jahr – als er noch Auszubildender war – hatte der Techniker bereits eine Woche in Grenoble gearbeitet. „Das hat einen guten Eindruck hinterlassen. Ich habe deshalb nach meinem Abschluss nachgefragt, ob ich für ein halbes Jahr hierher kommen könnte.“ Doch nicht nur die unterschiedlichen Essgewohnheiten überraschten den gebürtigen Sachsen-Anhalter zu Beginn. „Ich habe den Eindruck, dass viele Franzosen individualistischer sind. Es war deswegen zunächst ein wenig schwierig, neue Kontakte zu knüpfen.“

Sprachreise in einem internationalen Umfeld

Johannes Feder an der Rossendorf Beamline ROBL in Grenoble. Quelle: Privat
Johannes Feder an der Rossendorf Beamline ROBL in Grenoble. Quelle: Privat

Über seine Mitbewohner, mit denen er schon für ein Wochenende nach Nizza gereist ist, lernt Feder nun aber nicht nur das Land, sondern auch die Leute besser kennen. „Da im alltäglichen Leben Englisch nicht so weit verbreitet ist, kann ich außerdem meine Französischkenntnisse ausbauen“, freut sich der Facharbeiter. „Es ist also in gewissem Sinne auch eine Sprachreise, vermittelt über meinen Beruf am HZDR.“ Und das nicht nur auf Grenobles Straßen, sondern auch im Labor. „Durch die vielen internationalen Kollegen bei ROBL vermittle ich erstmals mein Fachwissen in einer anderen Sprache als deutsch. In der heutigen Zeit sind solche Fähigkeiten natürlich äußerst vorteilhaft.“

Gleichzeitig schnuppert der gelernte Elektroniker auch in neue Aufgabenbereiche: „Das Team in Grenoble ist nicht so groß. Deshalb helfe ich manchmal zum Beispiel dabei, physikalische Messungen vorzubereiten oder Versuchsanlagen aufzubauen. Also Felder, mit denen ich mich bislang noch nicht wirklich beschäftigt habe. Auf diese Weise kann ich gleichzeitig meine Fachkenntnisse erweitern.“ Auch aus diesem Grund schätzt Johannes Feder seinen Aufenthalt in Frankreich positiv ein. Denn wenn er Ende Juli nach Dresden zurückkehrt, bringt er nun nicht nur eine andere Esskultur mit, sondern auch neue Erfahrungen für seinen Job.

Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel