„Der Umgang ist viel entspannter“

Franziska Lederer vor der Skyline in Vancouver. Quelle: Privat

Eine Methode aus der Medizin könnte die Gewinnung Seltener Erden verbessern. Im kanadischen Vancouver versucht Franziska Lederer, dies zu erreichen.

Organisatorisch herausfordernd, dafür wissenschaftlich umso bereichernder – mit diesen Worten fasst Franziska Lederer ihre Erfahrungen der letzten Monate zusammen. Dank eines Marie Curie-Stipendiums der Europäischen Kommission lebt und arbeitet die HZDR-Forscherin seit Februar 2015 im kanadischen Vancouver. An der dortigen University of British Columbia untersucht sie ein neuartiges Verfahren, um Seltene Erden aus alten Energiesparlampen zu recyceln. Nebenbei lernen sie und ihre Familie die Vorzüge einer Großstadt kennen – auch wenn es eine der teuersten weltweit ist.

Das Meer vor der Haustür, steile Berge im Rücken, kilometerlange Wälder, die sich mitten durch die Stadt erstrecken – wer durch Vancouver streift, könnte fast vergessen, dass er sich in einer der größten Metropolen an der pazifischen Westküste befindet. Vielleicht fiel Franziska Lederer deswegen der Wechsel von Weißig – einem kleinen Ort in der Nähe von Kamenz – in die Millionenregion so einfach. Denn die gebürtige Sächsin vermisst am meisten ihren Garten und die Suche nach Pilzen in den Weißiger Wäldern. „Dafür haben wir aber festgestellt, dass eine Großstadt auch mehr Möglichkeiten mit sich bringt“, berichtet Lederer. „Mehr Spielplätze für unseren Sohn, mehr Gelegenheiten zum Einkaufen, mehr kulturelle Vielfalt.“

Viele informelle Veranstaltungen

Franziska Lederer kehrt aus Kanada mit neuem Wissen ans HZDR zurück. Quelle: HZDR
Franziska Lederer kehrt aus Kanada mit neuem Wissen ans HZDR zurück. Quelle: HZDR

Vor allem die freundliche Willkommenskultur hat die Forschungsmigrantin überrascht – obwohl auch hier stereotype Vorstellungen ans Licht kamen. „Meine kanadischen Kollegen hatten Angst, dass die Deutsche zu viel Zeit im Labor verbringen könnte und sie dadurch in einem schlechten Licht dastehen würden“, scherzt die Dresdner Wissenschaftlerin. „Viele Prozesse laufen aber tatsächlich unkomplizierter ab.“ So gibt es mehr informelle Treffen, bei denen sich Studenten, Doktoranden, Post-Docs und Professoren zwanglos über ihre Forschung austauschen. Auf diese Weise hat Franziska Lederer auch eine der Erfinderinnen des Phagen-Displays kennengelernt – also genau der Methode, die die Biologin in Kanada lernen will.

Bei dem Ansatz wird ein DNA-Fragment in Bakteriophagen – eine spezielle Virusart, die gezielt Bakterien attackiert und sich dort vermehrt – eingesetzt. Dadurch erhalten die Wissenschaftler eine Bibliothek von mehreren Millionen Phagen, die sich auf ihrer Oberfläche minimal in ihrer Peptidstruktur unterscheiden. Davon passen manche wie ein Schlüssel zu der Oberfläche Seltener Erden und binden sie an sich. Dadurch können diese Phagen die Rohstoffe von anderen Komponenten im Elektroschrott trennen. Während ihres Forschungsaufenthalts will Franziska Lederer für Lanthan-Phosphat und Yttriumoxid, die als Leuchtstoffe in Energiesparlampen verwendet werden, die perfekt passende Peptidstruktur finden.

„Da Jamie K. Scott, die Erfinderin des Verfahrens, selbst nicht mehr auf dem Feld arbeitet, hat sie mir einen Großteil ihrer wertvollen Phagen-Bibliotheken sowie jede Menge nützlicher Informationen überlassen“, freut sich Lederer. „Dadurch konnte ich unglaublich viel Wissen abschöpfen und meine Forschung voranbringen.“ Wissen, das sie nun am Ende ihres Stipendiums nach Dresden mitbringt.

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