PS134: Expeditionsbrief Nr. 1 – Anreise und Versorgung

Abschied an der Schelfeiskante (Christian Rohleder)

In Ergänzung zu unseren Posts in der Polarstern-App https://follow-polarstern.awi.de/, die in Abständen von wenigen Tagen erscheinen, möchten wir in diesen Expeditionsbriefen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen (ca. zweiwöchentlich) über unsere wissenschaftlichen Arbeiten der Expedition und ihren Fortschritt etwas ausführlicher berichten.

Die Polarstern-Expedition PS134 ist seit dem 23. Dezember von Kapstadt aus unterwegs und befindet sind inzwischen in der Antarktis. Unser 45-köpfiges Team aus Forschung und Technik aus 14 Nationen wird unterstützt von der Schiffsbesatzung bestehend aus 45 Personen, zwei Piloten mit zwei Mechanikern für den Betrieb der beiden Helikopter und zwei Meteorologen für die Wettervorhersage. Der lange Transit durch den Südatlantik verlief recht stürmisch, so wie man es aus dieser Region erwartet. Trotzdem konnten schon einige wissenschaftliche Arbeiten durchgeführt werden. So sammelten die Meeresbiologen an verschiedenen Stellen Quallen aus Wassertiefen bis zu 2000 Meter mit speziellen Netzen und Beprobungsgefäßen. Einige Arten wurden zuvor nur sehr selten beobachtet. Auch die beiden Ozeanografen aus Frankreich kamen zum Zuge und haben auf dem Maud Rise – bereits in antarktischen Gewässern – neue Verankerungsketten mit Messgeräten ausgesetzt, sowie einige Geräte, die bereits seit einem Jahr am Meeresboden verankert waren, wieder geborgen. Diese Langzeitmessungen dienen dem besseren Verständnis der Veränderungen der Wassermassen und Strömungen des Südozeans. Ihr kurzes Programm auf dieser Fahrt ist auch damit beendet.

Qualle (Solmundella bitentaculata) aus den Tiefen des Südatlantiks (Foto: Joan Soto Angel)

 

Am 6. Januar erreichten wir mit einer kleinen sturmbedingten Verspätung die Neumayer-Station in der Antarktis. Diese vom AWI betriebene Ganzjahresforschungsstation liegt auf dem Ekström-Schelfeis am östlichen Ende des Weddellmeeres und wird auch über dieses Schelfeis mit der Fracht von Polarstern versorgt, damit das neunköpfige Überwinterungsteam genügend Treibstoff, Materialien und Nahrungsmittel für ihren Jahresaufenthalt auf der Station bekommt. Für die Frachtübergabe liegt das Schiff an der 20 Meter hohen Schelfeiskante. Die Besatzung der Station fährt die vielen Container und das Stückgut mit Pistenraupen und großen Schlitten die 18 Kilometer zur Station. Für die Wissenschaftsgruppen und Teile der Schiffsbesatzung gab es Gelegenheit, die sehr beeindruckende Station zu besichtigen und mit dem Überwinterungsteam und dem Sommerpersonal ins Gespräch zu kommen.

Nach einer emotionalen Abschiedszeremonie an der Eiskante sind wir am Abend des 8. Januar wieder in See gestochen und befinden uns jetzt auf dem ebenfalls langen Transit erst quer durch das Weddellmeer und dann entlang der westlichen antarktischen Halbinsel bis zu unserem Hauptarbeitsgebiet im Bellingshausenmeer der Westantarktis, das wir hoffentlich am 16. oder 17. Januar erreichen werden. Alle Wissenschaftsgruppen an Bord erwarten schon sehnsüchtig das Arbeitsgebiet, nachdem wir viel Zeit auf den Transitstrecken hatten und noch haben, die zahlreichen Gerätschaften aufzubauen und Labore einzurichten. Um die fünf bis sechs Wochen werden wir dann für die Forschungsarbeiten im Bellingshausenmeer und eventuell auch im östlichen Amundsenmeer Zeit haben.

Abschied an der Schelfeiskante von den Überwinterungs- und Sommerteams der Neumayer-Station (Foto: Christian Rohleder)

 

Der Schwerpunkt dieser Expedition liegt in der Erkundung des Verhaltens des westantarktischen Eisschildes in früheren geologischen Zeiträumen, insbesondere in denen, die für unser Verständnis der heutigen Klimaänderungen relevant sind. Das Wissen über die früheren Prozesse helfen, zukünftige Abschätzungen, zum Beispiel des globalen Meeresspiegelanstieges, zu verbessern. Für dieses Forschungsziel werden wir geophysikalische Messmethoden und geologische Probennahmen in verschiedenen Gebieten des Kontinentalschelfs und der angrenzenden Tiefsee des Bellingshausenmeeres einsetzen. Auch soll ein Landteam Gesteinsproben von den wenigen eisfreien küstennahen Aufschlüssen sammeln. Die Meeresbiologen werden auch in diesem Gebiet auf die Suche nach antarktischen Quallenarten gehen, die viel für das Verständnis des Ökosystems im Südozean beitragen können. Eine weitere biologische Forschungsgruppe untersucht das Verhalten von Walen in Verbindung mit unserer Präsenz in diesem Gebiet. Über all diese spannenden Forschungsarbeiten und die ersten Ergebnisse werden wir laufend berichten, wenn wir im Arbeitsgebiet sind.

 

Mit besten Grüßen

Karsten Gohl

(Expeditionsleiter)

Leser:innenkommentare (1)

  1. Ralf Thees

    So sehr ich eure Web-App mag, so sehr freut es mich, dass ihr das Blog hier nicht ganz vergessen habt. Dann kann ich eurer Expedition gut zugänglich über den RSS-Feed folgen. Gute und sichere Fahrt, interessante Erlebnisse und spannende Forschungsergebnisse!

Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel