Ein erfolgreicher ROV-Tag

ROV City (Foto: Alfred-Wegener-Institut / Marcel Nicolaus (CC-BY 4.0))
ROV City (Foto: Alfred-Wegener-Institut / Marcel Nicolaus (CC-BY 4.0))

Morgens klingelt der Wecker. Frühstück gibt es von 7.30 bis 8.30 Uhr. Halb verschlafen torkle ich in den Frühstücksaal, in dem man freundlich von den diensthabenden Stewardessen empfangen wird. Zum Frühstück gibt es alles, was das Herz begehrt: von Pfannkuchen über Rührei bis hin zu frisch gebackenen Brötchen. Für einen Tag auf dem Eis ist das auch bitter nötig. ROV-Tag bedeutet für mich auch Mittagessen auf dem Eis. Also wird noch schnell die Brotdose gepackt und die Thermosflasche gefüllt, bevor ich mich auf den Weg in den Windenraum begebe. Dort brauche ich etwa 10 Minuten, bis ich mich in meine Polarkleidung eingepackt habe. Lange Unterwäsche, dicke Socken, Fleece-Jumper, Sturmhaube und Parka, Winterhose und Schneeboots. Dann geht es endlich raus. Auf dem Arbeitsdeck warten schon die anderen. Unser Bärenwächter und zwei weitere Mitglieder aus dem Team Eis. Bevor wir auf das Eis können, melden wir uns noch schnell bei der Gangway-Wache und der Brücke ab, damit alle Bescheid wissen, wo wir uns befinden.

Das ROV-Zelt (Foto: Alfred-Wegener-Institut / Marcel Nicolaus (CC-BY 4.0))
Das ROV-Zelt (Foto: Alfred-Wegener-Institut / Marcel Nicolaus (CC-BY 4.0))

Der ROV-Standort ist nicht weit entfernt und so laufen wir zu Fuß etwa fünf Minuten bis wir die ROV-Hütte und das ROV-Zelt erreichen. Unser Bärenwächter bleibt bei Temperaturen um die minus 30 Grad Celsius draußen und passt auf uns auf. Die Wache wird etwa alle drei Stunden abgelöst. Wir begeben uns zunächst in das ROV-Zelt. ROV, das bedeutet Remotely Operated Vehicle oder anders gesagt: ein kleiner Unterwasserroboter vollgestopft mit Kameras und verschiedenen Messinstrumenten. Das auf den Namen BEAST getaufte ROV wohnt in seinem ROV-Zelt und wird aus der ROV-Hütte gesteuert. Im Zelt befindet sich ein etwa 1,50 x 1,50 Meter großes Eisloch, das im beheizten Zelt nicht zufriert. ROV-Arbeit ist wohl die wärmste Arbeit unseres Eisteams draußen auf dem Eis. Sonst arbeiten wir meistens ohne jeglichen Wetterschutz bei teilweise minus 50 Grad Celsius Windchill (Lufttemperatur + Effekt vom Wind) und machen Schneeprofile, Eisdickenmessungen, Eismechanik oder scannen die Oberfläche mit einem Laser. Wenn wir Eisbohrkerne ziehen, was meistens von 9 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags dauert, bauen wir uns manchmal zum Schutz gegen den eisigen Wind ein Zelt auf.

Aber zurück zum ROV: Im ROV-Zelt angekommen starten wir sofort damit, die Kameras am BEAST für unsere heutige Mission auszurichten und nach einer Checkliste die nötigen Schritte vor unserem ersten Tauchgang durchzuführen. Nachdem das BEAST vorbereitet ist, werden auch die drei Computer hochgefahren und die Software gestartet, die zum Tauchen notwendig sind. Sie befinden sich in der ROV-Hütte, die zum Schutz der Computer auch beheizt ist. Samstags ist unser teamübergreifender ROV-Tag. Pünktlich zum Start des ersten Tauchgangs trifft Team Eco mit zwei Personen ein. Bei den ersten fünf Tauchgängen des Tages werden am ROV Netze befestigt. Zum einen ein fünf Meter langes Netz mit einer Art Besen an der oberen Kante und einem Auffangbehälter am Ende des Netzes und in diesem Netz ein feineres Netz mit einem weiteren Auffangbehälter. Mit dieser Konstruktion fangen wir Phytoplankton und Zooplankton sowie andere kleine Lebewesen, die direkt auf dem Schiff weiter analysiert werden. Die Gruppe teilt sich auf: Die meisten gehen in die ROV-Hütte, um dem Piloten und Co-Piloten beim Steuern zuzuschauen und die Eis-Unterwasserwelt mit den am ROV installierten Kameras zu bestaunen. Getaucht wird zunächst eine horizontale Linie direkt unter der Eisoberfläche, darauf folgen weitere Tauchgänge zwei Meter und zehn Meter unter der Eisoberfläche. Auf diese Art können die Kleinstlebewesen, ihre Anzahl, Vorkommen und Ernährung in unterschiedlichen Wassertiefen bestimmt werden. Nach jedem Netz taucht das ROV wieder auf und mit großer Spannung werden die Auffangbehälter der Netze ausgeleert, betrachtet und gesäubert.

Aufbau von ROV City (Foto: Alfred-Wegener-Institut / Esther Horvath (CC-BY 4.0))
Aufbau von ROV City (Foto: Alfred-Wegener-Institut / Esther Horvath (CC-BY 4.0))

Bis jetzt habe ich im Zelt gearbeitet, dem Roboter genug Kabel gegeben und ihn ins Wasser gelassen beziehungsweise wieder herausgeholt, damit die Netze geleert werden können. Jetzt gehe ich rüber in die Hütte und löse unseren erfahrenen Piloten ab. Heute darf ich als Pilotneuling mein erstes Netz fahren. Mit Netzen zu tauchen gehört zur Königsdisziplin. Zu leicht kann sich das lange Netz in den Propellern des ROV verfangen und diese beschädigen. Unser erfahrener Pilot gibt Anweisungen und ich tauche mit dem Netz einen V-förmigen 50 Meter tiefen Tauchgang. Dieses Netz dient als Vergleichsstudie zu den anderen Zooplanktonnetzen direkt unter der Eisoberfläche und auf zehn Meter Tiefe. Zunächst geht es in etwa 45° Winkel auf 50 Meter Tiefe und dann nach einer Drehung im gleichen Winkel wieder nach oben. Bei erfahrenen Piloten sieht die Steuerung immer sehr einfach aus. Doch muss man nicht nur das Verhalten des BEAST kennen, sondern auch die Strömung mit einberechnen und die Zugkraft der Netze. Zudem sind wir so nahe am Nordpol, dass unser Kompass nicht mehr zuverlässig nach Norden zeigt und eine gerade Linie zur Herausforderung wird. Doch alles hat funktioniert und auch das Loch im Eis zum Auftauchen ist schnell gefunden. Team Eco ist zufrieden und begibt sich für ihre Analysen zurück aufs Schiff.

Schon steht die nächste Mission an. Für das Team Media soll die Unterseite des Meereises, Lebewesen sowie Instrumente, die ins Wasser hängen, gefilmt werden. Inzwischen ist es 13 Uhr und ich wechsle nun ganz in die ROV-Hütte, um zusammen mit meinem erfahrenen Kollegen das BEAST zu steuern. Ein weiteres Teammitglied bleibt zur Beobachtung der Kabelwinde und zum Herausholen / Hereinlassen des ROVs im Zelt. Vor dem nächsten Tauchgang werden fünf Gopro-Kameras am BEAST befestigt. Für eine bessere Beleuchtung werden auch einige Lichter umpositioniert. Dann geht es ins Wasser. Ich tauche zunächst rüber zu Ocean-City, einer Station auf dem Eis, bei der Team Ocean viele ihrer Messungen durchführt. Dort filmen wir, wie ein Messgerät, das die Strömung in unterschiedlichen Tiefen aufzeichnet, gerade aus dem Wasser geholt wird. Kurze Zeit später wird es wieder für die nächsten Messungen ins Wasser gelassen.

Bevor wir uns im Kabel des Gerätes verfangen können, tauche ich zu einem nahe gelegenen Eisrücken. Diese entstehen dadurch, dass die Eisscholle an einigen Stellen durch Winde und Strömung aufbricht und sich diese Bruchstücke dann übereinander schieben. So kann innerhalb weniger Stunden ein Presseisrücken von sieben Metern Dicke entstehen. Ein Teil des Rückens guckt aus dem Wasser, ein Teil liegt unter Wasser. Mit dem ROV ist es möglich die verschiedenen Eistypen unter Wasser zu betrachten. An einigen Stellen ist das Eis ganz flach und gleichmäßig, an anderen Stellen weist es viele Unebenheiten auf. Uns gelingt es Quallen, Fische (Polardorsch) und Kleinstlebewesen zu filmen. Zudem ist die Unterseite des Eises mit seinem blauen Schimmer wunderschön. Beim Presseisrücken gibt es kleine Höhlen. Mit dem ROV fahre ich in eine etwa 1,5 Meter hohe Höhle und finde Sedimenteinschlüsse im Eis sowie Algenklumpen. Beim Herausfahren stoße ich an das sehr fragile Plättchen-Eis, sodass kleine Eisblättchen abbrechen und durchs Wasser treiben. Wunderschön. Auch Formen ähnlich den Stalaktiten in Tropfsteinhöhlen – aber aus Eis – lassen sich finden. So hängen hier und da Eiszapfen mit vielen Verästelungen von der Eisunterseite ins Wasser herunter.

Christian Katlein steuert den Unterwasserroboter, genannt "Beast".
Christian Katlein steuert den Unterwasserroboter, genannt „Beast“.

Weiter geht die Fahrt zu einem weiteren Presseisrücken, an dem wir ganz unterschiedliche Instrumente installiert haben. Dieser Rücken wurde von uns liebevoll Fort Ridge (= Burg Rücken) getauft. Selbst eine Fahne mit einem Wappen haben wir aufgestellt. Am Tag zuvor haben wir auf dem Rücken Eisdicke sowie Hohlräume im Presseisrücken gemessen, die durch das Übereinander-Schieben von Eisplatten entstehen. In die dabei gebohrten Löcher haben wir Haken und Markerstangen herabgelassen, die für optische Messungen verwendet werden sollen, sobald das Sonnenlicht in die Arktis zurückgekehrt ist. Jetzt wollen wir mit dem ROV die Positionen der Haken aus der Sicht von unter dem Eis aus überprüfen und nachgucken, ob alle Haken am anderen Ende des Rückens ins Wasser hängen. Von fünf installierten Haken finden wir jedoch nur zwei. Von unten sieht man, wie ungleichmäßig der Rücken ist. Wir scheinen genau in eine dicke Eisplatte gebohrt zu haben. Unsere Löcher sind nicht tief genug, sodass die Haken nicht sichtbar sind. Das bedeutet, dass wir sie erneut installieren müssen.

Inzwischen ist es schon fast Abendessenszeit. Das ROV muss wieder umgebaut, die Gopro-Kameras entfernt, die Schrauben nachgezogen und die Daten kopiert werden. Danach geht es wieder zurück zum Schiff. Ein erfolgreicher ROV-Tag ist vorbei, an dem ich als ROV-Neuling weitere Fahrstunden und Erfahrungen sammeln durfte. Ich habe mich während der Fahrt durch die Höhlen am Presseisrücken nur einmal mit dem Kabel in den Eisunebenheiten verfangen, was durch unseren erfahrenen Piloten schnell wieder in Ordnung gebracht werden konnte. Vielen Dank für die tollen Eindrücke und die Erfahrungen, die ich auch heute sammeln durfte. Nach dem Abendessen steht noch ein Meeting auf dem Plan, bevor es weiter geht mit Datenarbeit. Noch ein schneller Gang in die Sauna, wo es sich herrlich entspannen lässt und auf ein paar Gespräche ins Zillertal, die Bar auf Polarstern, die samstags von Wissenschaftlern in Eigenregie betrieben wird. Dann falle ich müde aber glücklich ins Bett. Morgen ist zwar Sonntag, um 10.45 Uhr findet aber schon wieder das nächste Meeting statt, bevor es nach dem Packen der Messinstrumente und dem Mittagessen wieder raus aufs Eis geht.

Daniela Krampe, Team EIS, Alfred-Wegener-Institut

Leser:innenkommentare (35)

  1. W.kempkes, 22880 Wedel

    Ich finde erstmalig den Blog und bin begeistert über die Ausführlichkeit und Verständlichkeit der Ausführungen! Weiter so in dem Bestreben, Ihre Arbeiten uns Laien verständlich zu machen! W.K.

    1. Nadine Michel

      Hallo,
      vielen Dank für das tolle Feedback, das uns sehr freut! Kennen Sie schon unsere MOSAiC-App? Dort berichten wir nicht so ausführlich wie hier im Blog, dafür aber täglich. Zudem sehen Sie immer aktuell, wo sich die Polarstern genau befindet und wie die Wettersituation vor Ort ist: follow.mosaic-expedition.org
      Herzliche Grüße aus dem AWI! Nadine Michel

      1. Reiner Gerke

        Und es gibt eine Seite mit weiteren Informationen über die MOSAiC-Expedition, die ich eher zufällig gefunden haben: https://mosaic-expedition.org/
        Für mich eine ebenfalls sehr interessante Seite

      2. Wolfgang Kempkes

        Vielen Dank für die schnelle Reaktion Nadine Michel!! Ich habe jetzt einige der Berichte gelesen. Dabei habe ich Infos über die Luft und ihre mögliche kontaminierung vermisst. Kann man heute noch guten Gewissens an Ihrer Position auf Deck der Polarstern „einen tiefen Atemzug“ machen? Herzl.Gruß von hier zu dort! W.Kempkes

        1. Nadine Michel

          Hallo,
          unsere Wissenschaftler an Bord sind fleißig mit den Messungen beschäftigt, u.a. der Atmosphäre. Der folgende Blogbeitrag erklärt, wie die Messungen ablaufen und wie wir gleichzeitig dabei unseren eignen Fußabdruck in der Arktis so gering wie möglich halten: https://blogs.helmholtz.de/polarstern/2019/12/eine-scholle-viele-wuensche/
          Viele Grüße aus dem AWI!

      3. Weiß

        Wann erwartet ihr denn das nächste Schiff ? Ist es schon am Horizont zu sehen ? Auf solche Bilder bin ich sehr gespannt. Die ganzen Zusammenhänge und neuen Erkenntnisse sind total spannend. Die Auswertungen
        kann man ja jetzt schon kaum erwarten.Für euch ist das alles bestimmt noch aufregender.Ich wünsche
        allen Beteiligten weiterhin eine erfolgreiche Zeit !

        1. Nadine Michel

          Hallo,
          leider können wir noch nicht sagen, wann das Schiff ankommt, da dies sehr von der Meereissituation abhängig ist.
          Viele Grüße aus dem AWI!

      4. Stefan Duscher

        Sehr geehrte Damen und Herren,

        ich bin Laie aber ich stelle mir eine Frage: In Summe erwärmt sich ja unser Klima. Was bedeutet das für die Pole ? Ist es weniger lange kalt oder ist es genauso lange kalt, aber eben nicht mehr so kalt wie es früher war?

        Schöne Grüße aus Stuttgart

        Stefan

        1. Folke Mehrtens

          Hallo Stefan Duscher
          Die Arktis gilt als Hotspot des Klimawandels. Über Rückkopplungseefekte erwärmt sich die Atmosphäre dort mehr als doppelt so schnell wie im globalen Mittel. Wie sich das beispielsweise auf den Meeresspiegel auswirkt, berichtet AWI-Klimawissenschaftler Ingo Sasgen aktuell im ntv-Podcast bei Audio Now: https://audionow.de/podcast/a3741fe1-2cd6-402e-89eb-d0effa921c71.
          Viele Grüße aus dem AWI-Presseteam

  2. Christian

    Hallo liebes Polarstern-Team,

    Die Berichte und Eindrücke hier sind wirklich beeindruckend! :)

    Ich ertappe mich immer wieder dabei, in Gesprächen mit Freunden und Kollegen über Träume und Ideen zu sagen: „Unsere Polarwelt und Schifffahrt begeistern mich – ein paar Wochen oder Monate auf der Polar wären genau das richtige!“

    Nur bin ich kein Forscher 🤷‍♂️ Ich bin Welt- und Menschenoffen, kann unternehmerisch sein und habe Wirtschaftspsxchologie studiert, beschäftige mich täglich mit Kommunikation in verschiedenen Varianten – kann vieles aber nichts richtig sagen Zyniker. 🤷‍♂️

    Können Menschen wie ich einen Mehrwert auf eurem Schiff leisten? :)

    LG
    Christian

    1. Nadine Michel

      Lieber Christian,
      vielen Dank für das positive Feedback und das Interesse an unserer Arbeit. Das freut uns sehr!

      Eine Mitfahrt an Bord des Forschungsschiffes Polarstern ist generell nur für professionelle Seeleute, Wissenschaftler oder Journalisten möglich. Seeleute werden von der Reederei Laeisz aus Rostock gestellt. Dort kann man sich direkt bewerben, wenn alle Patente und Zeugnisse vorliegen, die man als Seemann benötigt. Private Mitfahrten, z. B. als „Passagier“, sind leider nicht möglich.

      Herzliche Grüße aus dem AWI! Nadine

  3. Wilfried Paszkowski

    So lebendig geschrieben, dass man meint, dabei gewesen zu sein.
    Vielen Dank, Loxia

  4. Jochen Dittmer

    Hallo vom Niederrhein an den Nordpol!

    Ich lese täglich mit Interesse die Einträge, die die verschiedenen crewmitglieder unter MOSAIC veröffentlichen. Habe grossen Respekt vor der Arbeit, die auf der Polarstern geleistet wird. Ich verfolge täglich auch die Km angaben und staune von den unterschiedlichen Kilometern, die die Eisscholle täglich zurücklegt.
    Was ist denn der grösste Einflussfaktor darauf, wieviele KM täglich geschafft werden? Und wird die Polarstern den Nordpol direkt erreichen?

    Ich verbleibe mit herzlichen Grüssen vom närrischenRosenmontag und wünsche weiterhin gutes Gelingen!

    Jochen

    1. Nadine Michel

      Hallo Jochen,

      ich habe unseren Meereis-Experten Marcel Nicolaus dazu befragt und er antwortet Folgendes:

      die Bewegung (Drift) des Meereises hängt vor allem vom Wind ab, aber auch die Gezeiten und (vor allem in Küstenregionen) auch von Ozeanströmungen. Außerdem hängt es davon ab, wie kompakt das Meereis ist. Aktuell wird die Drift vor allem von der Windgeschwindigkeit und Windrichtung geprägt und die variieren natürlich ständig. Damit verändert sich auch die Geschwindigkeit und die Richtung beziehungsweise das Muster der Drift. Bei starkem Wind aus konstanter Richtung hat Polarstern einen großen „Fortschritt“ entlang des Tracks. Bei wenig Wind und drehenden Winden dreht das Schiff (zusammen mit dem Eis) Kreise, wie früher entlang des Tracks zu sehen. Wir haben einen aktuellen Artikel über die Drift auf dem Meereisportal.de. Gerne verweise ich darauf für mehr Lektüre zur aktuellen Situation: https://www.meereisportal.de/archiv/2020-kurzmeldungen-gesamttexte/im-angesicht-des-nordpols/

      Viele Grüße aus dem AWI!

      1. Jochen dittmer

        Danke für die interessanten Informationen und Hinweise!
        Ich wünsche aktuell weiterhin eine flotte Fahrt vielleicht Richtung Süden!

        Jochen

  5. Bruno Steinle

    Seit einigen Wochen bin auch ich vom Polarvirus infiziert wie auch Herr Honold aus unserem Nachbarort Berghülen. Er war bis 13. 12. 2019 für die Sicherheit der Crew und der Wissenschaftler auf der Polarstern mitverantwortlich.
    Täglich informiere ich mich über die aktuellen Daten der Polarstern auf ihrer Reise durch die Arktis. Jetzt zu meinen Fragen:
    1. Wie weit ist die Polarstern jetzt noch vom Nordpol entfernt ?
    2. Wie kommt es zu der schnellen Drift von gestern auf heute – 25 Km ! ?
    Grüße von der Schwäbischen Alb
    von Bruno Steinle

    1. Nadine Michel

      Lieber Bruno Steinle,
      es freut uns sehr zu hören, dass sich der Polarvirus weiter ausbreitet :-)
      Wenn Sie sich täglich über die aktuellen Daten der Polarstern informieren, nehme ich fast an, dass Sie dies über unsere App machen. Für den Fall, dass Sie diese aber noch nicht kennen sollten, schicke ich Ihnen hier noch den Link: follow.mosaic-expedition.org In der App informieren wir täglich über die Expedition und neben den Daten der Polarstern erhalten Sie auch Informationen über das Wetter und die Meereis-Situation.
      Bezüglich Ihrer Fragen ist der folgende Artikel interessant, der gerade auf dem Meereisportal erschienen ist: https://www.meereisportal.de/archiv/2020-kurzmeldungen-gesamttexte/im-angesicht-des-nordpols/
      Die Geschwindigkeit der Drift hängt vor allem vom Wind ab, aber auch die Gezeiten und (vor allem in Küstenregionen) auch von Ozeanströmungen. Außerdem hängt es davon ab, wie kompakt das Meereis ist. Aktuell wird die Drift vor allem von der Windgeschwindigkeit und Windrichtung geprägt und die variieren natürlich ständig. Damit verändert sich auch die Geschwindigkeit und die Richtung beziehungsweise das Muster der Drift. Bei starkem Wind aus konstanter Richtung hat Polarstern einen großen „Fortschritt“ entlang des Tracks. Bei wenig Wind und drehenden Winden dreht das Schiff (zusammen mit dem Eis) Kreise, wie früher entlang des Tracks zu sehen.
      Viele Grüße aus dem AWI! Nadine Michel

  6. W.Kempkes

    Tausend Dank für die einzelnen Berichte! Vieles wird dadurch verständlicher! Aber jetzt: und heute ein dauerndes und dolles Daumendrücken, dass der russ.Eisbrecher in einer noch vertretbaren Zait es schafft, die Polastern zu erreichen!!! Dann könnte ja alles wieder ins Lot kommen! W.K.

  7. Bruno Steinle

    Liebe Nadine Michel,
    herzlichen Dank für die Beantwortung meiner Fragen . Jetzt werde ich mir die App doch zulegen. Die Informationen über das Meereisportal habe ich mit Begeisterung gelesen.
    Jetzt drücke ich Euch Allen die Daumen, dass die Ablösung durch den russischen Eisbrecher doch in den nächsten Tagen erfolgen kann, damit die Mannschaft endlich mal wieder ans Tageslicht kommt. Wie hält man nur solange die Dunkelheit aus ?
    Viele Grüße von der Schwäbischen Alb, wo im Augenblick ein Schneesturm tobt, aber hinsichtlich der Temperaturen (+1 Grad) nicht zu vergleichen ist mit einem Schneesturm ind er Arktis bei -29 Grad.
    Bruno Steinle

  8. Harald Büche

    Ich finde die Berichterstattung von der Polarstern über das Projekt Mosaic sehr interessant. Dazu eine Frage:
    Gemässaktueller Position befindet sich die Polarstern durch die Eisdrift jetzt schon im Zeitfenster des Mai 2020. Was hat ein früheres Ende der Expedition Mosaic für Auswirkungen? Können trotzdem alle Forschungsprogramme durchgeführt werden?

    1. Nadine Michel

      Lieber Herr Büche,
      vielen Dank für das positive Feedback. Tatsächlich driften wir seit einigen Wochen sehr schnell und geradlinig. Das war zu Beginn anders und kann sich auch jeder Zeit wieder ändern. Zudem ist die Beschriftung in der App eine extreme Vereinfachung. Und auch wenn wir das Ende des Pfeils eher erreichen sollten, beenden wir deshalb nicht die Drift. Unsere Meereis-Experten rechnen derzeit nicht mit einem früheren Ende der Expedition. Wir führen alle Messungen durch wie geplant und wenn es tatsächlich ein frühes Herausbrechen geben würde, werden wir sehen, wann und wo das genau passiert.
      Viele Grüße aus dem AWI! Nadine Michel

  9. Seebär

    Bis zum Auslaufen kann es nicht mehr lange dauern: Der russische Eisbrecher Admiral Makarov, der die zurzeit bei Polarstern in Polnähe befindliche Kapitan Dranitsyn während der Rückreise mit Treibstoff betanken soll, bunkert gerade selbst. Seit heute früh liegt das Tankschiff Lilaste in Murmansk neben der Makarov und übergibt Brennstoff.

    Als Reiseziel hat die Makarov 80° Nord 40° Ost bereits angegeben. Es wird sicher spannend werden, zu verfolgen, ob die Dranitsyn mit den Leg2-Teilnehmern von MOSAiC an Bord genügend Brennstoff hat, um diesen Treffpunkt zu erreichen. Oder ob die Makarov über diese östlich von Svalbard gelegene Position hinaus nach Norden durchbrechen muss, um die Dranitsyn betanken zu können.

  10. Seebär

    Das Auslaufen des russische Eisbrechers Admiral Makarov aus dem Hafen von Murmansk scheint tatsächlich kurz bevorzustehen. Nachdem das Tankschiff Lilaste die Betankung der Makarov gestern Abend beendete, hat heute Morgen mit der Desna ein weiteres Bunkerboot an der Makarov festgemacht. (Vermutlich um weiteren oder anderen Treibstoff zu übergeben.) Heute Mittag ging das Lotsenboot Svyatoy Nikolay an beiden Schiffen längsseits.
    Beides sind starke Indizien dafür, dass die Admiral Makarov in Kürze ihren Anker lichten dürfte und in Richtung Norden aufbrechen wird.

  11. Seebär

    Heute um 9.46 Uhr UTC hat die Admiral Makarov ihren Ankerplatz in Murmansk verlassen und läuft zum Ausgang des Fjords. Laut eigenen Angaben will sie ihre neue Zielposition (80° Nord, 050° Ost) am 08.03.2020 um 04.47 Uhr UTC erreichen. Distanz: ~ 700 sm.
    Ob die Kapitan Dranitsyn bereits nach Süden unterwegs ist?

  12. Seebär

    Die Admiral Makarov stand am 06.03.2020 um 17.00 Uhr UTC rund 35 sm östlich Vardö (östlichster Punkt Norwegens) und lief mit 14 Kn und Kurs 25 Grad auf Franz-Josef-Land zu, bei dessen südwestlichen Inseln ihre zurzeit angegebene Zielposition liegt.

  13. Petra Koch

    Hallo,
    habe alles, die App und diese Seite und verfolge euch schon von Anfang an. Danke für die tollen Berichte und die wunderschönen Fotos. Ohne diese gut verständlichen Einblicke würde ich nicht wissen wie es da oben aussieht. Wer kommt schon an den Polarkreis.
    Macht weiter so, und viel Glück für die Heimreise.

    1. Nadine Michel

      Liebe Petra,
      vielen Dank für diese tolle Rückmeldung zu unserer Arbeit – es freut uns sehr, wenn wir unsere Leser auf diese Weise zumindest virtuell mit in die Polarregion nehmen können. Und solche Worte motivieren uns, jeden Tag weiterzumachen.
      Viele Grüße aus dem AWI, Nadine

  14. Andrea Reitz-Schmidt

    Guten Abend,
    wie lange wird es noch dauern, bis die Polarstern wieder aus dem Eis kommt?
    Übrigens tolle Fotos und Berichte. Bin seit Oktober dabei.

    1. Nadine Michel

      Liebe Andrea Reitz-Schmidt,
      vielen Dank für die positive Rückmeldung, über die wir uns sehr freuen. Wir rechnen mit der geplanten Rückkehr Mitte Oktober nach Bremerhaven. Entsprechend wird Polarstern circa zehn Tage vorher aus dem Eis fahren, aber der Abbau des Camps beginnt einige Wochen vorher, da das viel Zeit kostet.
      Herzliche Grüße aus dem AWI, Nadine Michel

  15. Seebär

    Juchhu, die Kapitan Dranitsyn mit den Teilnehmern des zweiten Fahrtabschnitts von MOSAiC stand soeben noch 115 sm entfernt von Tromsö. Damit dürfte sie morgen früh im „Tor zum Eismeer“ liegen und bei Veröffentlichung dieses Kommentars bereits festgemacht sein.
    Der Seebär

  16. Werner

    Hallo wie erlebt ihr die unglaubliche Entwicklung auf der ganzen Welt? Wir sitzen alle zu Hause und beobachten eine Reise ins wirklich Unbekannte. Sicher ist nur die Welt die ihr verlassen habt wird nicht mehr die selbe sein wenn ihr zurück kommt. Kein Mensch auf der Erde wird dieses Jahr 2020 je vergessen. Wir hoffen alle das diese größte Quarantäne der Menschheit erfolgreich wird und freuen uns auf weitere Erlebnisse aus dem Eis. Wenigstens eine willkommene Abwechslung aus den letzten normalen Regionen.
    Liebe Grüße
    Werner

  17. Manfred Hilgers

    Mit Interesse verfolge ich den Weg der Polarstern und bin fasziniert von den Bildern die Ihr aus dem ewigen Eis uns schickt , um uns teilhaben zu lassen, dass es auch noch eine andere Welt gibt auf diesem Planeten.

  18. Andrea Reitz-Schmidt

    Tolle Tour mit super interessanten Berichten. Habe jeden Bericht freudig erwartet.
    Wünsche der ,,Polarsterne,, eine guten Heimreise ab Sonntag.
    Berichtet bitte noch weiter bis zur Ankunft in Bremerhafen.
    LG
    Andrea

  19. Gerhard

    Hallo Polarstern Team, ich bin bereits seit Januar begeisterter Zaungast der MOSAiC Expedition. Heute bin ich im Rahmen meines Buchprojekts über Frank Schätzing „Der Schwarm (2004)“ auf Euch gestoßen. Er spricht da von einem Victor 6000 einem ROV und denke gleich an Eueren Blogbeitrag zum ROV Beast. Gute Heimfahrt nach Bremerhaven. LG Gerhard Jahn, Nachaltigkeitsforscher

  20. Georg Erlenwein

    Sehr interessant, wurde erst heute auf die laufenden kleinen Forschungsreise-Berichte aufmerksam gemacht.
    Schon seit Schulzeit Pol-(Süd u. Nord) Interessierter und Spezialisierter würde ich gerne wissen, wann etwa mit einem ersten Überblick über die Forschungsergebnisse zu rechnen sein wird. Gute Heimfahrt trotz derzeit stürmischen Wetters.
    „Schorsch“

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