Lernen und Lehren auf einer Atlantikdurchquerung

Der Ozean – unsere Zukunft. Foto: E. Sauter, AWI

Von Mara Gomes, MARE FCiencias, Universität Lissabon (Portugal)

Marines Phytoplankton, einzellige Mikroalgen, die in unseren Ozeanen umherdriften, spielt eine wichtige Rolle in unserem Erdsystem. Einerseits ist es für den überwiegenden Teil der Primärproduktion in unseren Ozeanen zuständig. Andererseits beeinflusst es die Stoffflüsse der Meeresumwelt maßgeblich. Aufgrund dieser Schlüsselrolle und seiner Bedeutung als empfindlicher Umweltindikator ist das Studium des Phytoplanktons von wesentlicher Bedeutung für die Erfassung des Zustands und der Veränderungen unserer marinen Ökosysteme und zum Verständnis seiner Rolle beim Klimawandel. In der Abteilung „MARE“ der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Lissabon (Portugal) werden die Ökologie und die Dynamik von Phytoplankton in der Arbeitsgruppe Marine Botanik untersucht, der ich seit dem letzten Jahr angehöre. Im Rahmen des „EU-Zwillingsprojektes“ PORTWIMS arbeitet die Fakultät MARE mit dem Alfred-Wegener-Institut (AWI) und dem Plymouth Marine Laboratory (UK) zusammen. Ich bekam die Möglichkeit, mich am AWI im Bereich der phyto-optischen Datenerfassung weiterzubilden, mit dem Ziel, diese Kenntnisse später mit den Ansätzen meines Heimat-Instituts zu kombinieren.

Der Ozean – unsere Zukunft: Studierende und Lehrende aus zahlreichen Ländern lernen vom Meer und von einander. Hier erläutert Mara Gomes (Fakultät MARE, Universität Lissabon, Portugal) POGO-Studierenden aus Bangladesch, Brasilien, Irland, Israel und Mauritius im Biologie-Labor an Bord der Polarstern die durchzuführenden Phytoplankton-Untersuchungen. (Foto: E. Sauter, AWI)

Auf dem Süd-Nord-Transekt (SoNoAT) des FS „Polarstern“ bin ich innerhalb des Biologie- und Mikroplastik-Moduls der schwimmenden POGO-Summer School dafür verantwortlich, Phytoplankton-Themen zu lehren. Ihr Fokus ist es, den POGO-Scholars aus vielen verschiedenen Ländern die Teilnahme an einer meereskundlichen Expedition zu ermöglichen, auf der sie an Bord selbst an den Forschungsabläufen sowie Laborschulungen teilnehmen können.  Dementsprechend, werden auf dieser Reise verschiedene Ansätze zur Untersuchung mariner Mikroalgen entlang der durchfahrenen Ozeanregionen durchgeführt. Mittels der CTD-Rosette (siehe früheren Blog Post) wurden Wasserproben aus unterschiedlichen Tiefen genommen, um später auf ihren Pigmentgehalt, die Anzahl von Phytoplankton-Zellen und die vorhandenen Arten untersucht zu werden. Zudem wurden als Ergänzung zu den traditionellen Beprobungsmethoden hochauflösende bio-optische Messungen kontinuierlich entlang der gesamten Schiffsroute durchgeführt. Diese umfangreichen Datensätze sind besonders wichtig, um Datenprodukte aus der Satelliten-Fernerkundung zu verifizieren.

Der Fachdisziplinen übergreifende Charakter dieser Summer School erlaubt es die in meinem Unterrichtsmodul erarbeiteten Daten mit Atmosphären- und anderen Ozeandaten (z.B. aus Ozeanographie und Fernerkundung) zu kombinieren, um zu einem holistischeren Zustandsbild des Atlantischen Ozeans zu gelangen.

Meine ersten Lehrerfahrungen hier auf der Polarstern sind jedoch das, wovon ich für mich selbst am meisten gelernt habe –nicht nur in wissenschaftlicher, sondern auch in sozialer Hinsicht. Die Beteiligung von Experten aus verschiedenen Wissenschafts- und Technologiebereichen machte diese Expedition sowohl für die Lehrenden als auch für die Scholars zu einer besonders wertvollen Lebenserfahrung! Die uns einende Motivation dazu beizutragen, unseren Blauen Planeten zu bewahren wird uns alle weiter antreiben, uns mit unserer Forschung für die Ozeane einzusetzen.

Leser:innenkommentare (1)

  1. Plehn Peter

    Da mein Sohn Besatzungsmitglied ist sind die Berichte besonders interessant.

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