Von Charles Bruntte |
82° Nord, 143° Ost – wir erwachen bei strahlendem Sonnenschein und ruhiger See. Eine willkommene Überraschung nach einigen Tagen starken Seegangs, der jedermanns Toleranz gegenüber Seekrankheit auf die Probe stellte. Heut jedoch ist der Wind ruhig und die Luft nicht allzu kalt. Samira und ich nutzen die Gunst der Stunde, um dem Krähennest einen Besuch abzustatten. Das Krähennest ist ein Beobachtungsstand, der sich etwa fünf Meter
über der Brücke befindet. Wir legen Sicherheitsgurte an, leinen uns an und erklimmen die Treppe hoch zum Krähennest. Im Inneren des Beobachtungsstands gibt es einen Stuhl und ein wenig Platz zum Arbeiten. Eine Tür führt hinaus auf ein kleines Deck, so dass man einmal außen herumlaufen kann. Wir gehen hinaus und haben eine atemberaubende Landschaft vor Augen: Die Sonne liegt genau auf einer Linie mit dem Schiffsbug und die Reflektion auf dem spiegelglatten, offenen Wasser vermittelt den Eindruck eines aus Sonnenlicht bestehenden Highways, der der Polarstern den Weg weist.
Plötzlich hören wir vom Heck ein lautes Brummen. Einer der Bordhelikopter hebt ab, um Meereismessungen aus der Luft durchzuführen- jeder will das gute Wetter ausnutzen! Die Polarstern ist etwas 50 Seemeilen von der Eiskante entfernt, daher kommt uns der Helikopter sehr gelegen, um die Eisdicke zu messen, während wir im offenen Wasser geologische Stationen durchführen. Wir setzen derweil unsere Beobachtungen des Horizonts und der verschiedenen Arbeiten auf den Decks unter uns fort. Insgesamt verbringen wir mehr als eine Stunde im Krähennest, denn es ist so ein phantastischer Platz, um den Puls dessen zu spüren, was auf unserem kleinen Fleckchen Ozean passiert. Wir werden sicher wiederkommen.
Charles Brunette
McGill University
Gudrun
großartiger Bericht der die stimmung an Bord widerspiegelt