Die Highlights der Reise PS115.1

Eis so weit das Auge reicht: In der dritten Woche der PS115.1 gab’s eine besonders schöne Aussicht für die Fahrtteilnehmer. Foto: Sophie Peschke

Von Sophie Peschke |

Blauwal gesichtet! Das größte Tier der Welt begeistert die Fahrtteilnehmer der PS115.1. Foto: Michel Watelet

Wie ein Fingerschnipsen, so schnell ist unsere Expeditionszeit auf Polarstern vergangen. Vier Wochen lang haben wir unseren Sommer im arktischen Ozean verbracht und gemeinsam an den vielen verschiedenen Forschungszielen gearbeitet. So ganz können wir es noch nicht glauben, dass wir bald alle wieder in der jeweiligen Heimat sein werden: In Hannover, Bremerhaven, Leipzig Karlsruhe oder aber in England und Belgien. Zwar freuen wir uns auf zuhause, wollen aber den Blick aus unseren Kammerfenstern auf die glitzernde Eislandschaft noch nicht wirklich missen. Jeder an Bord hat in diesen vier Wochen sein persönliches Highlight erlebt. Ich mache mich am letzen Tag der Expedition auf den Weg durch das Schiff, um zu erfahren, was für wen am spannendsten während der Fahrt PS115.1 war.

„Eine, zwei, nein gleich drei Robben“ – Theresas schönster Moment der Expedition. Foto: Mark Hiller

Auf der Brücke, an gewohnter Stelle und mit Ferngläsern in der Hand, treffe ich auf Henri und Theresa vom Laboratory of Polar Ecology. Je näher ich komme, desto klarer wird mir, dass gerade etwas gesichtet worden sein muss. „Ein Blauwal“, sagt Henri, „gleich dort vorne!“. Tatsächlich sehe auch ich die „Blow-Outs“ des Wals in weiter Ferne. Ich sehe den kleinen schwarzer Punkt auf dem Wasser und immer wieder das Ausatmen des Tieres in Form des senkrecht nach oben gespritzten Wassers. Von Henri erfahre ich, dass der Wal nur 500 bis 800 Meter entfernt sei, was besonders nah sei. „Der Blauwal ist mit bis zu 30 Metern das größte Tier auf der Welt“, sagt Henri. Er könne bis zu 150 Tonnen schwer werden und etwa 80 Jahre alt. „Er ist wirklich nur selten so nah zu sehen“, freut sich Henri. Für ihn ist dieser Moment das Highlight der Reise. Der Blauwal bleibt der einzige gesichtete Wal dieser Art während der Fahrt PS115.1.

Theresa ist auch begeistert vom Blauwal, berichtet mir aber von einem für sie noch spannenderem Moment an Bord: „Ich war total perplex als ich vor ein paar Tagen gleich drei Robben extrem nah vor dem Schiff hab schwimmen sehen“, sagt sie. Zuerst habe sie nur eine Robbe gesichtet, dann sei die zweite dazugekommen und danach sogar noch eine dritte. Die Robben seien in optimaler Sicht vor dem Schiff her geschwommen, sodass sie sie besonders lange beim Schwimmen habe beobachten können. „Ich war wirklich überrascht und deshalb auch so glücklich, weil ich den Moment als sehr intim empfunden habe“, erzählt Theresa. Insgesamt wurden während der PS115.1 sieben Bartrobben, 14 Rinngelrobben und 15 Klappmützen-Robben von den Biologen des Laboratory of Polar Ecology gesichtet.

Brutal, aber auch faszinierend: Ein Eisbär verspeist eine Robbe. Foto: Thomas Funck

Die Sichtungen zählen nicht nur für die Biologen an Bord zu den absoluten Höhepunkten. Auch Nina von der Bathymetriegruppe hat sich von den Meeressäugern begeistern lassen. Ihren Lieblingsmoment hat sie auf dem Krähennest, der höchsten Aussichtsplattform von Polarstern, erlebt. „Ich hatte mein Fernglas dabei und konnte von dort oben perfekt beobachten, wie ein Eisbär eine Robbe gefressen hat“, erzählt sie mir. Während ich diese Sichtung als besonders brutal empfunden habe, sagt Nina, dass sie es schlichtweg faszinierend gefunden habe.

Die Sichtung des Eisbären war auch für Stefan von Besonderheit, da er ihn erfolgreich mit dem Infrarotsystem detektiert hat. „Das war hochspannend“, erzählt er mir. Er habe auf dem Bildschirm einen Punkt angezeigt bekommen und die Detektion gleich per Funk an die Marine Mammal Observer (MMO) weitergegeben, sodass diese den Eisbären visuell bestätigen konnten. Daraufhin haben die MMOs die Seismikarbeitsgruppe informiert, damit die seismischen Untersuchungen auf Mitigation umgestellt wurden (Vorsorgemaßnahmen zum Schutz).

Dick eingepackt lassen sich die Sonnenstrahlen auf dem Deck genießen. Foto: Maria Bachmann

Dass diese Zusammenarbeit so reibungslos funktionierte, freut auch MMO Steph: „Die Kommunikation mit der Seismikgruppe verlief optimal. Die Seismiker waren sehr professionell und verständnisvoll, wenn zum Schutz der Tiere auf Mitigation umgeschaltet werden musste“ sagt sie. Insgesamt habe sie die Crew an Bord als gute Gruppe empfunden. „Es war toll, dass auch viele neue Gesichter dabei waren und sich alle so gut verstanden haben“, resümiert sie.

Über die gute Zusammensetzung der Mannschaft freut sich auch Mona von der Bathymetrie, die vor allem die Feierabende in der Mitternachtssonne des arktischen Sommers auf dem Helikopterdeck genossen hat: „Das war immer schön, abends nochmal mit Leuten aus den verschiedensten Arbeitsgruppen auf dem Heli-Deck zusammen zu kommen“, sagt sie.

Sonnenuntergang im arktischen Sommer. Foto: Thomas Funck

Den Feierabend hat auch Andreas gern auf dem Helikopterdeck verbracht. Gegen Ende der Reise gab es, nach fast vier Wochen, sogar erstmals wieder einen Sonnenuntergang. „Ich hatte so lange keinen Sonnenuntergang gesehen, dass dieser Moment mein Highlight der Reise war“, sagt er. Zwar sei ein Sonnenuntergang eigentlich etwas ganz Natürliches, doch im arktischen Sommer, in dem die Sonne im hohen Norden nicht unter geht, sei dieser Sonnenuntergang etwas ganz Besonderes gewesen.

Zwar keinen Sonnenuntergang, aber dennoch einen atemberaubenden Ausblick gab es für die Fahrtteilnehmer in der dritten Woche der Expedition. Polarstern war komplett von Eis umgeben, sodass die Schollen zur Seite geschoben werden mussten, damit sich Polarstern weiter in Kursrichtung bewegen konnte. Die eisbrechende Polarstern hebt Isabell vom Arbeitsbereich Sedimentgeologie hervor: „Diese riesigen Eisflächen hat Polarstern durchbrechen können wie Butter“, sagt sie begeistert.

Nach vier Wochen Expedition gibt’s zum Ende der Reise erstmals wieder nächtliche Dunkelheit. Foto: Andreas Brotzer

Auf dem Weg zurück von der Nordspitze Grönlands Richtung Longyearbyen sind wir mit Polarstern durch dichtes Eis gefahren, wohingegen wir vor allem zu Beginn der Reise eher auf Treibeis oder einjähriges Eis gestoßen waren.

Insbesondere vor der Nordspitze Grönlands überraschte uns ein Eisloch, eine sogenannte Polyna, die es uns ermöglichte in die „Region des letzten Eises“ vorzustoßen. Das Gelingen dieses Vorhabens freut besonders Anna von der Bathymetrie: „So hoch im Norden gab es noch gar keine Bathymetrielinie. Das war ein echter Fridtjof Nansen Moment“, sagt sie.

Der atemberaubende Blick auf das Eis vom Krähennest. Foto: Sophie Peschke

Über die Möglichkeit, über den 84. Grad nördlicher Breite hinaus zu fahren, freut sich auch Fahrtleiter Volkmar Damm: „Dort Seismik fahren zu können, war ein riesen Glück“, sagt er. Vor der Reise hätte das niemand für möglich gehalten. Insgesamt habe die Seismikgruppe 2500 Kilometer mit dem Streamerkabel fahren können und das obwohl nur 1500 Kilometer geplant gewesen waren. „Wir haben unsere Zielsetzung übertroffen“, sagt Volkmar.

Zustimmen kann da auch Thomas von der Seismikgruppe, der sich vor allem über die gut funktionierenden Geräte gefreut hat: „Ein tolles Gefühl, die Geräte im Einsatz zu sehen“, sagt er. Jetzt freut er sich, wie viele andere Fahrtteilnehmer, aber auch auf den Rest des deutschen Sommers. Von oftmals gefühlten -20 Grad geht es jetzt für die Wissenschaftler der PS115.1 zurück in die 35 Grad warme Heimat.

 

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