Von Charles Brunette (McGill University) |
81° Nord, 145° Ost. Die Expedition PS115/2 läuft jetzt seit zwei Wochen. Was hat die ArcTrain-Studenten in dieser Zeit beschäftigt? Neben der schieren Begeisterung darüber, mit dem Eisbrecher Polarstern in der Mitte des Arktischen Ozeans zu sein und jede Menge Fotos zu schießen, haben wir uns entsprechend unseren Interessen in mehrere Gruppen aufgeteilt, um die verschiedenen Forschungsteams zu unterstützen. Einige von uns helfen dem Team mariner Geologen dabei, Sedimentkerne zu beproben, die vom Meeresboden stammen. Andere bereiten Instrumente mit vor, die die Eigenschaften des Meereises messen werden. Und wieder andere assistieren beim Ausbringen von Radiosonden an Wetterballonen, die die Zusammensetzung der Atmosphäre über dem Schiff entlang unserer Route messen.
Parallel zu diesen Aufgaben sind 13 ArcTrain Studenten ideale Arbeitskräfte für verschiedene Beobachtungsprogramme, die rund um die Uhr laufen – also im 24/7 Betrieb. Wir sind verantwortlich für die Eiswache, ein internationales Projekt, das auf einem Datensatz beruht, der auf vom Schiff aus gemessenen Beobachtungen in den Polarmeeren beruht. Hierfür geht jede Stunde einer von uns auf die Brücke, von wo aus das Schiff gesteuert wird, um einen optimalen Blick auf das uns umgebende Wasser und Eis im Umkreis von einer Seemeile zu haben. Wir nehmen ein paar grundlegende Daten zum Schiffskurs auf (Position, Geschwindigkeit, Richtung), zum Wetter (Nebel, Regen. Schnee, Wolken), zur Tierwelt – wenn vorhanden – und natürlich erfassen wir die Meereisbedeckung: Konzentration, Dicke, Schneebedeckung, Topografie, Schmelze und das Vorhandensein von Algen oder Sedimenten im / am Eis. Wir planen später unsere Eiswache-Berichte mit Fernerkundungsdaten abzugleichen um zu schauen, wie gut beide übereinstimmen (oder auch nicht)!
Zusätzlich wechseln wir uns bei der sogenannten Parasound-Wache ab, eine Aufgabe, die wir uns mit anderen Studenten der Expedition teilen. Das Parasound-System ist ein Echolot, mit dessen Hilfe wir Profile der Sedimente im Meeresboden aufzeichnen. Mit anderen Worten nutzt es hochfrequente Schallimpulse, die im Meeresboden reflektiert werden und so die Struktur der oberen Schichten des Meeresbodens abbilden – quasi ein Ultraschallbild des Ozeans! Während der Wache sorgen wir dafür, dass das Gerät die Wassertiefe korrekt aufzeichnet, erledigen das Finetuning der Signalstärke und stellen sicher, dass die Profile richtig dargestellt sind und ausgedruckt werden können. Alles in Echtzeit, so dass die Profile vom Meeresboden direkt zum Einsatz kommen: Sie helfen den Geologen bei der Entscheidung, wo sie ihre Sedimentkerne ziehen und zeigen den Wissenschaftlern, welche Gebiete für eine tiefergreifende Erforschung spannend sind!
Zu guter Letzt sind wir – gemeinsam mit dem Geophysik-Team – für die Beobachtung der marinen Säuger verantwortlich. Reflexionsseismische Messungen erlauben es, tiefer und detaillierter in die Sedimentstruktur des Meeresbodens zu schauen. Dafür werden Schallquellen eingesetzt, deren Schall auch von marinen Säugern wahrgenommen werden kann. Wann immer seismische Untersuchungen stattfinden, stehen wir auf der Brücke und melden jede Sichtung mariner Säuger an das Geophysik-Team, so dass sie die Messungen abbrechen können, um potentielle Auswirkungen auf die Tierwelt abzumildern.
Insgesamt sind wir gut beschäftigt und weitere Arbeit warten auf uns, denn in Kürze erreichen wir eine neue Arbeitsstation!
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