Auf der Jagd nach Salpen und Krill

Polarstern in der Drake Passage. Foto: Dominik Bahlburg

Von Christoph Plum, Dominik Bahlburg |

Willkommen auf der Polarstern! So hieß es für ca 50 Wissenschaftler/innen vor einer Woche in Punta Arenas, an der Südspitze Chiles. Wir alle haben ein Ziel: Die westliche antarktische Halbinsel! Hinbringen soll uns dabei Deutschlands größtes Forschungsschiff – der Eisbrecher Polarstern.

Polarstern in Punta Arenas. Foto: Laura Halbach

In den nächsten sieben Wochen wird sich an Bord alles um Krill, Salpen, Fische und Wale drehen. Während Krill, Fische und Wale dem Leser bekannt sein könnten sieht das bei Salpen oft anders aus. Salpen sind gelatinöse kleine Tonnen, die im Wasser treiben und zu den Manteltieren Seescheiden (Korrektur: Salpen gehören zu den Manteltieren, Seescheiden sind eine Schwestergruppe) gehören. Faszinierend an ihnen ist unter Anderem ihre rapide Fortpflanzung und daraus resultierende plötzliche Populationsexplosionen – sogenannten Salpenblüten. Über Salpen ist nur wenig bekannt und ihre Bedeutung für das Ökosystem wurde lange unterschätzt. Nichtsdestotrotz spielen sie eine wichtige Rolle im marinen antarktischen Ökosystem für verschiedene Prozesse wie Nährstoffrecycling, Kohlenstoffexport (das Absinken toter Organismenreste oder Ausscheidungen) oder Energietransfer in Form von fressen und gefressen werden. Aber weshalb sind diese Salpen jetzt interessant in dem Kontext unserer Expedition? Die Antarktische Halbinsel ist dabei, sich im globalen Vergleich überdurchschnittlich schnell zu erwärmen, mit weitreichenden Folgen für das gesamte Ökosytem.

Sturmvogel (Giant Petrel). Foto: Dominik Bahlburg
Sturmvogel (Giant Petrel). Foto: Dominik Bahlburg

Als eine Folge der Erwärmung sind regionale Krillbestände nach und nach zurückgegangen währenddessen Salpen in der gleichen Region immer häufiger wurden. Da Krill als Nahrung für größere Organismen bis hin zu Walen eine bedeutende Schlüsselposition im antarktischen Nahrungsnetz einnimmt, kann ein weiterer Bestandsrückgang weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Nahrungsnetz haben. Wie diese aussehen könnten wollen in den kommenden Wochen knapp 50 Forscher und Forscherinnen aus sieben verschiedenen Nationen an Bord der Polarstern herausfinden.

Hierfür werden Experimente mit Salpen, Krill und Fischen an Bord durchgeführt, Wasserproben analysiert, pflanzliches und tierisches Plankton untersucht sowie eine umfassende Bestandsaufnahme der Salpen und Krillbestände unternommen. Zusätzlich werden zwei Walforscher/innen regelmäßig Helikopterflüge unternehmen um den jährlichen großen Ansammlungen von Finnwalen nördlich der South Shetland Islands auf den Grund zu gehen. Niemand weiß bisher wo diese Tiere ihren Nachwuchs bekommen und warum genau sie sich hier in so großer Anzahl beobachten lassen. In den kommenden Wochen werden die verschiedenen Teilnehmer und Arbeitsgruppen an dieser Stelle ihre Arbeit vorstellen und einen Einblick in ihr Leben an Bord geben.

Leser:innenkommentare (6)

  1. Büche Harald

    ? Sind Seescheiden Tiere oder Pflanzen?
    Frage an die Walforscher
    Können die Wale auch besendert werden und wenn ja, bis in welche Tiefe kann man die Tiere orten und erhält man auch Informationen über das Verhalten der Tiere(Nahrungsaufnahme, Schlaf, Jagd, Kommunikation und Navigation usw.). Könnte zukünftig die Überwachung der Tiere auch mit Sateliten erfolgen oder muss das vom Schiff aus geschehen. In welche Tiefen können Wale tauchen?

    1. Helena Herr

      Ja, Wale können besendert werden und das wird auch in der Antarktis vorgenommen. Die Position der Tiere und alle anderen vom Sender gespeicherten Informationen (z.B. Tauchtiefen) werden jedes mal über Satellit übertragen wenn das Tier an die Oberfläche kommt. Die benutzten Sender sind jeweils für spezielle Fragestellungen konzipiert und zeichnen entsprechende Daten auf. Dies reicht von reinen Positionsaufzeichnungen bis zu Bewegungsprofilen und 3-D Ausrichtung des Tieres in der Wassersäule. Somit werden Besenderungen sowohl zu Verfolgung großräumiger Bewegungsmuster als auch kleinräumiger Verhaltensbeobachtungen (z.B. Nahrungsaufnahme) benutzt.

      Die Detektion von Walen auf Satellitenbildern ist bereits gelungen. Allerdings eignet sich diese Methode bislang noch nicht zum Populationsmonitoring oder zur Bestandserfassung, da die Detektion noch nicht zuverlässig ist, es werden viele Tiere „verpasst“ oder sind nicht als solche erkennbar. Zudem ist die Artbestimmung stark eingeschränkt, die Zahl der Arten, die man überhaupt entdecken kann ist klein, die Detektionswahrscheinlichkeit unterliegt den Wetterbedingungen und die Flächenabdeckung hängt von der Wolkenabdeckung ab. Die Methode wird weiter ausprobiert, aber es dürfte noch lange dauern, bis sie zum Populationsmonitoring eingesetzt wird.

      Der tiefste Taucher unter den Walen ist der Pottwal, mit maximalen Tauchtiefen von ca. 3000 Metern. Bartenwale tauchen generell weniger tief, die meiste Zeit verbringen Sie in Tiefen geringer als 100 Metern. Bei Finnwalen wurden aber z.B. auch schon Tiefen über 450 m nachgewiesen.

    2. M Schneider

      Festsitzende Seescheiden und freischwimmende Salpen sind Tiere und stammesgeschichtlich nahe Verwandte von uns Wirbeltieren. So besitzen ihre Larven u.a. ein Rückgrat-ähnliches Organ, die sogennante „chorda dorsalis“.

      Einzelne Wale kann man besendern. Allerdings funktionieren Sender nur an der Wasseroberfläche, denn elektromagnetische bzw. Radiowelle können von unter Wasser nicht übertragen werden. Da Wale, wie alle Säugetiere, mit ihren Lungen Luft atmen müssen, tauchen sie mehr oder weniger regelmäßig zum Luftholen auf. Dabei können dann Sender ein Radiosignal senden. Mithilfe verschiedenster Sonden können am/im Tier Daten gesammelt werden und in der Oberflächenphase verschickt werden. Das kann man mit viel Aufwand nur mit einzelnen Tieren für begrenzte Zeit machen, aber wohl nicht im großen Umfang und für alle Walarten.

      Für Pottwale sind maximale Tauchtiefen von mehr als 2000 m wahrscheinlich (Watkins et al. 1993), von Schnabelwalen sogar fast 3000 m bekannt (Schorr et al. 2014).

  2. Laura Halbach

    Hallo Harald!
    Seescheiden sind Tiere. Genau genommen gehören Salpen und
    Seescheiden beide zu den Manteltieren, die in ihrem Körper durch eine Art
    Sieb Vorrichtung Wasser nach Nahrung filtrieren.

  3. BENEDIKT GREWER

    24.04.2018 bei fast Kriminalgeschichten(Krill /Salpen)freue ich mich an der Forschung als (Laie) teilnehmen zu Können,und freue mich auf den nächsten Bericht.Danke;Danke.Benedikt Grewer.

  4. Martin Dill

    Hallo, ich habe gelesen, dass Salpen in der Lage sind in relativ kurzer Zeit große Mengen CO2 zu binden, welches dann auf den Meeresgrund sinkt. Wäre es denkbar, Salpen, welche massenhaft vermehrt werden, in Verbindung mit Meeresdüngung für den Kampf gegen die Klimakrise zu nutzen? Gibt es hierzu geplante Forschungsvorhaben?
    Vielen Dank vorab,

    Mit freundlichen Grüßen,

    Martin Dill

Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel