Ausflug in die Berge

Blick über die Bergkette „Prinzessin Caroline-Mathilde Alpen“. Foto: Susanne Lunz

Von Susanne Lunz und Christoph Knöfel |

Manchmal muss es schnell gehen. Das morgendliche Treffen in der Bordwetterwarte der „Polarstern“ ist kurz und informativ – wir bekommen grünes Licht für unseren ersten Flug auf das nordostgrönländische Festland. Eine halbe Stunde bleibt Zeit, um unsere vorbereitete Ausrüstung vom Arbeitsdeck auf das Heli-Deck zu befördern, in den roten Tempex zu schlüpfen und mit Helm ausgestattet in der BK 117 Platz zu nehmen. Tempex? Das sind die roten markanten Overalls, die einen vor den widrigsten Wettereinflüssen schützen und die uns neben anderer Winterkleidung vom AWI zur Verfügung gestellt wurden. Dann geht es los. Recht zügig hebt der Helikopter ab und erreicht nach einer weiten Kurve den westlichen Kurs. Wir fliegen zunächst in etwa 900 Fuß Höhe über das weitgehend vereiste Wasser bis in den Dijmphna-Sund, einen kleinen Seitenarm des sogenannten 79°-Nord-Gletschers. Dann steigen wir höher auf etwa 5000 Fuß, um die von Schnee bedeckte Bergkette der „Prinzessin Caroline-Mathilde Alpen“ zu überqueren.

Aufbau der Messausrüstung. Foto: Christoph Knoefel

Überwältigt von der Schönheit der unberührten Winterlandschaft legen wir Meile um Meile zurück. Unberührt? Nicht ganz. Spuren von Moschusochsen durchziehen die verschneite Hochebene und wenig später sind die Tiere selbst winzig klein am Boden zu erkennen. Jetzt wird nachvollziehbar, woher unser heutiges Flugziel seinen Namen hat. Der GPS-Punkt MUSK wurde bei seiner Installation im Jahr 2009 nach einem dort gesichteten Moschusochsen benannt. Auf diesem Punkt, der eigentlich nur ein in den Felsen eingebrachtes Gewinde ist, installieren wir unsere Messausrüstung.

Aufbau der Messausrüstung. Foto: Christoph Knoefel

Sie besteht aus einer größeren flachen GPS-Antenne, einem Empfänger zum Aufzeichnen der Daten und einem Akku nebst Solarmodulen zur Stromversorgung. Damit lässt sich die Position des Punktes hochgenau bestimmen. Da wir diese Messungen über Jahre regelmäßig wiederholen, können so Deformationen der Erdkruste abgeleitet werden, die sich auf rezente Eismassenverluste des grönländischen Eisschildes zurückführen lassen.

Nach einer knappen Stunde ist alles installiert und wir können den Rückflug antreten. Pilot Lars hat während unserer Arbeit die obligatorische Eisbärenwache übernommen. Allerdings sind Eisbären in den Bergen nur selten anzutreffen. Etwa 45 Minuten und 70 Seemeilen später haben wir wieder Schiffsboden unter den Füßen. In ein paar Tagen soll die Messausrüstung wieder eingeholt werden. Dann werden wir sehen, ob sich der Aufwand gelohnt hat und unsere Messung erfolgreich war.

Susanne Lunz und Christoph Knöfel, Technische Universität Dresden

Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel