Warum die Arktis?

Meereis und offenes Wasser. Foto: Lazo Perez

Von Rafael Lazo Perez |

Das Schiff bahnt sich schwankend seinen Weg durch das Eis. Ein Riss erscheint in der Scholle, welche unseren Weg blockiert. Das Schiff bricht das Eis in zwei Teile, ganz ähnlich, wie wir es in der Schule über das Auseinanderbrechen der Kontinente gelernt haben. Mit unserem Eintreffen in Grönland wird das Meereis ein konstanter Bestandteil unserer Landschaft und zeigt uns dadurch die Schönheit dieses ruhigen Ortes der Erde. Jedoch ist diese Schönheit aufgrund von menschlichen Einflüssen in Gefahr.

Jedes Jahr wird über die Rekordwerte der minimalen Meereisbedeckung berichtet. Die Arktis schmilzt mit so hoher Geschwindigkeit, dass ein „Blauer Sommer“ (ein arktischer Sommer ohne Meereisbedeckung) ein wahrscheinliches Szenario in einer nicht so weit entfernteren Zukunft ist. Der Grund hierfür ist der Anstieg der Temperatur, verbunden mit dem Klimawandel. Das Phänomen der „Arktischen Verstärkung“ verstärkt den Einfluss auf den Temperaturanstieg. Wie wir alle wissen, reflektiert die Farbe Weiß das Sonnenlicht. Aus diesem Grund wird der größte Bestandteil des Sonnenlichtes in der Arktis durch den Eismantel zurückgeworfen. Mit dem Temperaturanstieg schmilzt jedoch das Eis und wird vom Meerwasser ersetzt, welches das Sonnenlicht absorbiert. In Folge dessen erhöht sich die Wassertemperatur, welche das Schmelzen des Eises noch verstärkt und in einer positiven Rückkopplung resultiert: höhere Temperaturen führen zu weiterer Eisschmelze und dadurch zu geringerer Sonnenlichtreflektion und wiederum zum Temperaturanstieg. Dies ist der Grund warum die Arktis den höchsten Temperaturanstieg im Vergleich zu den Durchschnittswerten der Vergangenheit verzeichnet und eins der gefährdendsten Ökosysteme ist. Daher ist es von allergrößter Wichtigkeit die aktuelle Situation der Arktis sowie den Einfluss des Klimawandels auf seine Bewohner zu verstehen.

Seit 1999 beproben Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts jährlich dieses Gebiet, um den Status der biologischen Populationen zu beobachten. Soltwedel und Kollegen haben in ihrer Studie von 2015 diese Ergebnisse zusammengefasst. Dieser Artikel zeigt auf, dass es in den vergangenen Jahren zu Veränderungen in der Artzusammensetzung von Tiefseetieren und Algen in Verbindung mit warmen Wassertemperaturen im Sommer gekommen ist. Solche Veränderungen beeinflussen das gesamte Ökosystem, da z.B. Algen die Grundlage des marinen Nahrungsnetzes in der Arktis bilden.

Die Arktis ist außerdem ein fundamentaler Teil der globalen marinen Meeresströmungen, da sie zusammen mit der Antarktis der einzigen Orte auf der Erde sind, wo Tiefseeströmungen gebildet werden indem kaltes, schweres Salzwasser absinkt. Dieses Wasser speichert das Treibhausgas CO2, transportiert es in die Tiefsee und reduziert somit den Einfluss des Klimawandels. Der Temperaturanstieg der Meere und dessen kollaterale Folgen (Abnahme der Eisbedeckung und -dicke, …) könnte diese einzigartige Fähigkeit beeinflussen. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger die aktuellen Strömungsprozesse zu studieren.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf, geben sich die Wissenschaftler dieser und aller vorherigen Expeditionen ihrer Arbeit hin. Da uns allen die Wichtigkeit unserer Arbeit bewusst ist, sind wir in der Lage, lange Tage mit Probensammeln, Experimente in der Nacht und intensive Arbeitsphasen zu bewältigen. Jeder Versuch zählt, um die Schönheit der Arktis zu schützen.

Leser:innenkommentare (1)

  1. Ingeburg Kriegel

    Danke für den Artikel. Interessant was ihre Forschungsergebnisse zeigen , wie sich unsere Erde verwandelt. Es gibt ja nun wichtige Politiker, die diesen Wandel voreilig verleugnen, ohne auf wissenschaftliche Erkenntnisse Rücksicht zu nehmen. Traurig wie dann viele sich in Sicherheit wiegen und weiter Umweltsünden zu lassen ! Ich bitte sie weiter intensive zu forschen und zu beweisen, daß es doch Klimaveränderungen im negativen Sinne gibt. Ich bin nur Laie und Zuschauer und habe mit über 70 Jahren viele Wetterkatastrophen erlebt. Jetzt empfinde ich aber die Erhöhung der Temperaturen und die rasanten Luftfeuchtigkeitsveränderungen als Nachteil zum Leben für uns und die Natur. Kann nicht sagen wieviel, aber gefühlsmäßig erlebe ich schlechte Sommer und zu warme Winter ! Alles Gute weiterhin und auch viel Spaß bei Ihren Expeditionen

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