Arbeiten während einer arktischen Expedition: Tag und (Nacht) Tag

Blick aus dem Labor. Foto: Rafael Laso Perez
Peristaltische Pumpen in Aktion. Foto: Rafael Laso Perez

Von Rafael Laso Perez |

Tac, tac, tac. Um 4 Uhr morgens helfen die Geräusche der peristaltischen Pumpen, um im Labor wach zu bleiben. Gerade haben wir einige Wasserproben aus der Tiefsee bekommen und müssen sie so schnell wie möglich weiter bearbeiten. Nachdem wir schon einige Stationen beprobt haben, hat sich für mich eine angenehme Routine entwickelt. Mein Kollege Eddie und ich sind eine halbe Stunde, bevor unsere Proben reinkamen, aufgestanden und gingen zum Arbeitsdeck, wo wir auf sie warteten. Wir bekommen unsere Proben von einem Kranzwasserschöpfer, der aber nur kurz „CTD“ genannt wird. Er besteht tatsächlich aus einer sogenannten CTD und einem Metallrahmen mit einigen großen Flaschen, welche unter Wasser in verschiedenen Tiefen geschlossen werden können. Ist das Gerät wieder an Deck, entnehmen wir und die anderen Arbeitsgruppen die Wasserproben und beginnen unsere Untersuchungen. Wir wollen herausfinden, ob es signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Stationen und Tiefen gibt. In unserem Fall wird das Wasser über peristaltische Pumpen gefiltert (was so ähnlich funktioniert wie die Bewegungen unseres Verdauungstraktes nachdem wir gegessen haben) und anhand des gefilterten Materials untersuchen wir später an Land die Bakterienzusammensetzung der Proben. Allerdings werden neben der „CTD“ an jeder Station auch andere Geräte verwendet, von denen einige Sedimente des Ozeanbodens entnehmen, es gibt Kameras, welche diesen nach Tieren und Müll absuchen, Pumpen, welche das arktische Wasser nach Mikroplastik absuchen oder Maschinen welche die Eindringtiefe des Lichtes in die Wassersäule messen.

Vor jeder Station erhalten wir einen Arbeitsplan, damit wir wissen ab wann wir bereit sein müssen, da viele Geräte einige Zeit zur Vorbereitung benötigen. Als Wissenschaftler muss man seine tägliche Arbeit flexibel gestalten, da Probenahmen sowohl tagsüber und auch nachts anstehen. Je nachdem wann das Schiff einen bestimmten Punkt anläuft. Allerdings ist dank des arktischen Sommers rund um die Uhr Tageslicht verfügbar. In solchen Momenten hilft es auch, im Labor durch Musik und frisch gebrühten Kaffee wach zu bleiben, welchen man in den Kantinen finden kann. Dort sind auch immer andere Wissenschaftler anzutreffen, welche sich für die nächste Beprobung fertig machen oder gerade von ihrer letzten kommen. Da viele Stationen nahe beieinander liegen, muss man jede verfügbare, freie Stunde zum Schlafen nutzen. Trotzdem konnte ich mich schnell an das Procedere gewöhnen und konnte einen Routine entwickeln, um bestmögliches Arbeiten sicherzustellen. Denn die Proben sind für uns fundamental um zu verstehen, was in der Arktis vor sich geht und wie menschliche Aktivitäten dieses Ökosystem, welches so stark vom Klimawandel beeinflusst wird, verändern.

[Übersetzung: Maria Scheel]

Leser:innenkommentare (1)

  1. gu

    finde es spannend, von der Arbeit an Bord zu lesen, danke.
    Allzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und gute Sicht!

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