Warum heißt die Pine Island Bucht eigentlich Pine Island Bucht?

Luftaufnahme des Pine Island Gletschers und seiner Schelfeiskante. Foto: Alfred-Wegener-Institut / Thomas Ronge
Luftaufnahme des Pine Island Gletschers und seiner Schelfeiskante. Foto: Alfred-Wegener-Institut / Thomas Ronge

Von Katharina Hochmuth | Warum wir uns wissenschaftlich mit dem Amundsenmeer und besonders der Pine-Island-Bucht, beziehungsweise dem darin mündenden Pine-Island-Gletscher auseinandersetzen, wissen die Leser unserer Wochenbriefe bereits. In der Kurzfassung befinden wir uns an einer der Schlüsselstellen für ein Abschmelzen des westantarktischen Eisschildes. Der Pine-Island-Gletscher fließt mit Raten von ungefähr 10 Meter am Tag in Richtung der Schelfeiskante und hat in den vergangenen Jahren mehrmals mit dem Kalben riesiger Eisberge für mediales Interesse gesorgt. Für unsere Erforschung des momentanen und vorangegangenen Wandels der westlichen Antarktis sind wir also definitiv am richtigen Ort.

Ein massiver Eisberg lässt Polarstern winzig erscheinen. Foto: Alfred-Wegener-Institut / Thomas Ronge
Ein massiver Eisberg lässt Polarstern winzig erscheinen. Foto: Alfred-Wegener-Institut / Thomas Ronge

Aber warum ist dieser Gletscher und seine Bucht in der Antarktis eigentlich nach Pine Island (Kiefern-Insel) benannt? Unsere Landgruppen, bestehend aus Petrologen und Geodäten, konnten uns zwar von Pinguinkolonien, Graniten und viel Eis und Schnee berichten, aber weder eine Kiefer noch andere Gewächse, die das englische Pine im Namen tragen wie eine Ananas (pineapple), wurden gesichtet. Historisch gesehen wurden in der Antarktis viele Gletscher, Berge, Buchten und so weiter nach ihren Forschern und Entdeckern benannt. So wurde beispielsweise das Amundsenmeer nach dem Norweger Roald Amundsen benannt, der die erste erfolgreiche Südpolexpedition leitete. Jedoch findet sich in der Geschichte der Antarktisforschung kein „Herr Pine Island“, der sich mit der Erforschung dieser Gegend einen Namen gemacht hat.

Das Amundsenmeer wurde während der groß angelegten Antarktisexpedition „Operation Highjump“ der amerikanischen Marine im Jahre 1946 erstmalig großflächig aus der Luft und zu Wasser kartiert. „Operation Highjump“ umfasste insgesamt 13 Schiffe, circa 26 Flugzeuge und 4700 Mann Besatzung, bestehend aus Soldaten und Wissenschaftlern. Sie wurde vom Wissenschaftler und Admiral Richard E. Byrd geleitet, der bereits vor dem zweiten Weltkrieg mehrere Antarktisexpeditionen durchgeführt hatte. Er entdeckte das heutige Marie Byrd Land und Thurston Island. Diese Insel, die er erst für eine Halbinsel und somit antarktisches Festland hielt, benannte er nach einem Förderer der Expedition, dem New Yorker Textilfabrikanten W. Harris Thurston. Aber zurück zum Pine-Island-Gletscher. Auf der Liste der teilnehmenden Schiffe findet sich der Flugzeugträger USS Pine Island (AV-12), benannt nach dem Pine Island Sound im Lee County in Florida. Hier hat sich also „Herr Pine Island“ versteckt. Der Flugzeugträger war die Basis für die Erkundungsflüge, die erste Bilder der Gletscherwelt Pine Islands aufnahmen, und wurde folglich in der Namensgebung des Gletschers verewigt.

Polarstern nahe der Schelfeiskante. Der unebene, bläuliche Teil des Gletschers ist ein Gebiet schnell fließenden Eises. Foto: Alfred-Wegener-Institut / Thomas Ronge
Polarstern nahe der Schelfeiskante. Der unebene, bläuliche Teil des Gletschers ist ein Gebiet schnell fließenden Eises. Foto: Alfred-Wegener-Institut / Thomas Ronge

Heutzutage ist die Benennung geographischer Orte weitaus komplizierter als vor 70 Jahren. Um eine offiziell anerkannte und somit in Karten eingetragene Benennung durchzuführen, werden vielseitige Begründungen geschrieben, Anträge gestellt und schließlich in einem internationalen Gremium entschieden. Richard E. Byrd konnte einfach noch seinen Geldgebern relativ unkompliziert einen Eintrag auf der Karte der Antarktis sichern, beziehungsweise einen Flugzeugträger und dessen Besatzung auf den Landkarten dieser Welt verewigen.

Leser:innenkommentare (2)

  1. Christine

    Hallo liebes Team der Polarstern!
    Wir (Klasse 6G1 aus Ritterhude) gucken jede Woche am Freitag in der Kunststunde auf eure Seite, um den Standort der Polarstern zu überprüfen, da wir uns gerade mit dem Thema „antarktische Landschaft + Tiere“ künstlerisch beschäftigen!
    Wir zeichnen sogar die Polarstern! Schaut doch mal:
    https://www.dropbox.com/sh/qzobf6lav3z2yek/AAC248i4HFU9Mi22oNap3tkea?dl=0

    Über eine Nachricht von euch würden wir uns sehr freuen!
    Liebe Grüße,
    eure 6G1

    PS: Das Foto mit dem riesigen Eisberg ist sehr beeindruckend! Habt ihr auch schon Pinguine gesehen?

    1. Gahofs

      Hallo Schülerinnen und Schüler der 6G1,
      das Foto mit dem riesigen Eisberg und der „kleinen“ Polarstern im
      Hintergrund finde ich auch total beeindruckend.
      Aber genau so cool finde ich Eure Zeichnungen.
      Kennt Ihr schon die Sendung „Hallo Polarstern“ auf Bayern 2? Kommt
      immer freitags zwischen 18:05 bis 18:30 Uhr. Da berichten Wissenschaftler
      oder Crewmitglieder direkt von der Polarstern.
      Hört mal rein und weiterhin viel Spaß im Kunstunterricht.

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