Knotenpunkt internationaler Forschung

Das japanische Forschungsschiff Mirai (Foto: Kevin Küssner)

Von Kevin Küssner | Insgesamt dreißig Stunden Anreise. Von Europa, an Nord-Afrika vorbei, quer über den Atlantik und die Anden bis nach Santiago de Chile und dann noch einmal drei weitere Stunden bis zu unserem Ziel: Punta Arenas. Die weit im Süden Chiles gelegene Stadt, angeblich die südlichste Großstadt der Welt, ist der Beginn unserer sechswöchigen Reise ins Amundsenmeer, Antarktika. In Punta Arenas angekommen werden wir mit milden 10°C, einer frischen Briese und Sonnenschein empfangen. Nach einer solch langen Reise dauert es meist eine Weile, bis man vollends registriert hat wo man sich eigentlich wirklich befindet: Das sprichwörtliche andere Ende der Welt. Alles wirkt ein wenig fremd und surreal. Ein Eindruck der durch die vielen Touristen aus aller Herren Länder hier mitten im Nirgendwo nur noch verstärkt wird. Punta Arenas ist nicht nur Ausgangsort von vielen Forschungsreisen, sondern ist auch beliebt bei Backpackern und Kreuzfahrttouristen. Zwar ist dies der gängigste Ausgangshafen für viele Polarexpeditionen, jedoch ist es ungewöhnlich dass sich zeitgleich sieben Forschungsschiffe und Eisbrecher aus völlig unterschiedlichen Nationen an diesem abgelegenen Ort eingefunden haben.

Die spanische Hesperides und... (Foto: Thomas Ronge)
Die spanische Hesperides und… (Foto: Thomas Ronge)

Neben unserer Polarsten liegen hier die Forschungs-Eisbrecher der brasilianischen, spanischen und chilenischen Marine (H41 Almirante Maximiano, A33 Hesperides, Contraadmirante Oscar Viel Toro), die chinesische Hai Yang Liu Hao, das US Forschungsschiff R104 Ronald H. Brown der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) und das japanische Forschungsschiff Mirai. Da auf letzterer zufällig zwei deutsche Wissenschaftler des AWI und des IOW vertreten waren, konnten wir spontan einen kleinen Besuch samt Gegenbesuch organisieren.

Auf der Mirai werden wir freundlich empfangen und über das Schiff geführt. Auf unserem Rundgang werden wir neben Brücke, Messe sowie Sitzungs- und Empfangsäumen auch durch die Labore und Arbeitsräume geführt. Hierbei fallen einem natürlich all die kleinen Unterschiede, aber auch viele Gemeinsamkeiten auf. Die Messe ist großzügig Ausgestattet und bietet mehr als 50 Personen Platz zum Essen. Die Labore ähneln der Einrichtung auf Polarstern. Große Tische zum bearbeiten von Proben und Bohrkernen sowie Multifunktionsräume mit Abzügen, die von den jeweiligen Wissenschaftlern individuell genutzt werden können, wobei jede Arbeitsgruppe ihr eigenes Messgerät mitbringt und aufbaut.

...die amerikanische Ronald H. Brown an der Pier. (Foto: Thomas Ronge)
…die amerikanische Ronald H. Brown an der Pier. (Foto: Thomas Ronge)

Doch auch die japanische Delegation ist sehr beeindruckt von der Polarstern. Bewundert werden hier vor allem der blaue Salon, die Messen und der riesige Container-Laderaum. Richtige Begeisterung kommt aber vor allem auf dem Helikopterdeck auf, als bekannt wird, dass einer der beiden Hubschrauber (BK 117) zu Teilen aus japanischer Produktion stammt. Da dürfen entsprechende Erinnerungsfotos natürlich nicht fehlen. Gegen Abend kehren wir alle auf unsere eigenen Schiffe oder die Stadt zurück und können festhalten dass, trotz aller Unterschiede, die Wissenschaft eine wunderbare Brücke für Völkerverständigung bietet und es vor allem auf die Gemeinsamkeiten ankommt.

Kevin Küssner

 

 

 

Leser:innenkommentare (1)

  1. Harald Burwig

    Sehr schöner Bericht!

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