Hafentage

Boarding an der Mardones Pier in Punta Arenas. Foto: Thomas Ronge

Von Thomas Ronge | In den Blogs anderer Expeditionen liest man – wenn es schlecht läuft – manchmal, dass sich die Ausfahrt um ein bis zwei Tage verspätet. Bei unserer Expedition, PS104, waren es bis zum Boarding diese Woche sage und schreibe zwei Jahre!

Ursprünglich wollten wir 2015 als PS90 in See stechen. Leider ereignete sich während der vorhergegangenen Expedition ein Schaden am Schiff, der unsere Expedition unmöglich machte. Obwohl wir Wissenschaftler anfänglich sehr geschockt waren, könnte sich diese Verzögerung im Nachhinein als Segen erweisen. 2015 war unser Arbeitsgebiet, das antarktische Amundsenmeer so stark vereist, dass es selbst mit Polarstern schwer geworden wäre, unsere Stationen überhaupt zu erreichen. Jetzt, 2017, sehen die Meereiskarten sehr viel besser aus, so dass wir guter Dinge sind unsere Arbeit erfolgreich durchführen zu können.

Nach ca. 30 Stunden Anreise über Amsterdam und Santiago de Chile erreichten wir das an der Magellanstraße gelegene Punta Arenas.

Während die meisten von uns nach dem Boarding ihre Kammern und Labore einrichteten, wartete auf das Bremer MeBo-Team drei Tage lang Decksarbeit. Unser Hauptarbeitsgerät, das Meeresbodenbohrgerät MeBo 70, musste aus sechs Containern ausgepackt und an Deck zusammengesetzt werden. Mehr zu MeBo folgt in einem anderen Beitrag.

…Mirai in Punta Arenas. Foto: Thomas Ronge
…Mirai in Punta Arenas. Foto: Thomas Ronge
Polarstern und… Foto: Thomas Ronge
Polarstern und… Foto: Thomas Ronge

Gleichzeitig mit Polarstern lagen noch ein chilenisches, US-amerikanisches, spanisches, brasilianisches, chinesisches und japanisches Forschungsschiff im Hafen von Punta Arenas. Da einer unserer AWI-Kollegen mit der japanischen Mirai angekommen ist, gab es gegenseitige Besichtigungen auf Polarstern und Mirai.

Heute hat in der Bucht vor Punta Arenas ein erfolgreicher Test des MeBo-Systems stattgefunden, so dass wir unsere Reise Richtung Antarktika nun planmäßig angetreten haben.

Besten Gruß von Bord

Autor Thomas
Autor Thomas

Thomas Ronge

 

 

 

 

 

 

 

Leser:innenkommentare (9)

  1. Sylvia Bolm

    Ich bin wahnsinnig gespannt auf eurer Reise und hoffe auf ganz viele Blogeinträge.

    Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, dass auch ein wenig berichtet wird über die Wetterbedingungen, insbesondere über die Temperaturen .
    Ich wünsche dir gesamten Besatzung viel Glück und spannende Momente.

    Liebe Grüße

    Sylvia

      1. Sylvia Bolm

        Danke für die Info 😊

  2. Gahofs

    Danke für den informativen Einstieg in die aktuelle Polarstern Expedition.

    Arbeitet das AWI mit allen im Blog erwähnten Nationen (nicht nur mit Japan) zusammen
    oder gibt es auch so etwas wie Konkurrenz unter Klimaforschern?

    Unterscheiden sich die Unterkünfte (Kammern) von Mirai und Polarstern und wenn ja, worin?

    Könnt Ihr noch etwas differenzierter auf den Blog eines Bayern2 Hörers eingehen, der
    ernsthaft (postfaktisch) annimmt, die Antarktis entziehe sich dem Klimawandel.

    Alle guten Wünsche für die anstehende Fahrt durch die Drake Passage.

    1. Folke Mehrtens

      Ich habe die Fragen an die Kollegen an Bord weitergeleitet, die erste Teilantwort ist bereits eingetroffen und betrifft den Kommentar des Bayern2-Hörers:

      Der globale Meeresspiegel ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts um ca. 30 cm gestiegen, was durch weltweite Pegelmessungen belegt ist. Das heißt, er ist im Mittel bisher um 3 mm pro Jahr gestiegen. Gleichzeitig ist die globale Durchschnittstemperatur der unteren Luftschichten um 1 Grad in den letzten 100 Jahren angestiegen bei gleichzeitigem Anstieg des Kohlendioxidanteils der Atmosphäre von knapp 300 ppm auf jetzt 400 ppm. Die gesamte Masse des auf dem Festland aufliegenden Eis der Erde (also alle Gebirgsgletscher, der grönländische Eisschild und die antarktischen Eisschilde) nimmt zur Zeit zwischen 300 und 650 Gigatonnen pro Jahr ab, was ungefähr die Hälfte des Anteils am Meeresspiegelanstieg ausmacht. Die andere Hälfte des Anstiegs wird durch die Erwärmung der Ozeane und die dadurch bewirkte Ausdehnung des Wasservolumens verursacht. Die beiden großen Eisschilde der Antarktis verhalten sich zweigeteilt. Während der ostantarktische Eisschild aufgrund seiner durchschnittlich höheren Lage und niedrigeren Oberflächentemperaturen zur Zeit kaum Eismassen verliert (und teilweise sogar durch verstärkten Schneefall hinzugewinnt), schmelzen aber jährlich rund 80 bis 130 Gigatonnen Eis des westantarktischen Eisschildes, und davon ein besonders hoher Anteil im Sektor des Amundsenmeeres. In der Summe verliert die gesamte Antarktis zur Zeit 80-100 Gigatonnen Eis pro Jahr, Tendenz steigend. Alle diese Fakten sind mit seriösen wissenschaftlichen Methoden von verschiedenen Forschergruppen gemessen und lassen keinen Zweifel über einen rapiden globalen Klimawandel, den wir seit der industriellen Revolution Ende des 19. Jahrhunderts erleben. Natürlich sind im 19. Jahrhundert bereits verwegene Abenteurer und Entdecker mit Segelschiffen in den Randbereichen der Antarktis (so auch im äußeren Bereich des Weddellmeeres) unterwegs gewesen. Aber wichtig ist in der Klimadebatte zu wissen, dass entscheidend für den Meeresspiegelanstieg nicht die Ausbreitung des schwimmenden Meereises (also gefrorenes Meerwasser) oder die auf dem Wasser aufschwimmende Schelfeise und Eisberge sind, sondern die Masse an geschmolzenem Festlandeis der Eisschilde und Gletscher.

      Weitere Infos später! Herzliche Grüße aus dem AWI-Presseteam

      1. Gahofs

        Sehr geehrte Frau Mehrtens,
        an Sie und an alle, die an der Antwort beteiligt waren,
        herzlichen Dank für die ausführliche Stellungnahme.
        Freundliche Grüße

    2. Folke Mehrtens

      Hier kommt jetzt die Antwort von Bord bezüglich der Ausstattung der Mirai:

      Aus Gründen der Privatsphäre – die Kammern sind auch im Hafen bewohnt – haben wir diese nicht ansehen können. Dies wurde während des japanischen Gegenbesuchs auf Polarstern aber genauso gehandhabt.

      Unsere Kollegen, die mit der Mirai unterwegs waren sagten jedoch, dass die Kammern von Mirai und Polarstern nicht allzu unterschiedlich sind. Auch hier Teilt man sich zu zweit eine Kammer mit Arbeitstisch und Bad. Der größte Unterschied sind anscheinend die Matratzen, welche wesentlich härter ausfallen aber nicht unbequem sind.
      In Japan ist es auch heute noch nicht ungewöhnlich nur auf, mit einem Futon gepolsterten, Bambusmatten zu schlafen. Diese Tatsache scheint sich in der Härte der Matratzen wider zu spiegeln.

  3. Sylvia Bolm

    Ganz besonders informativ finde ich den Bericht über den globalen Meeresspiegel , den Rückgang der Eisbedeckung und deren Ursachen.

    Zum zweiten Bericht würde ich gerne noch wissen, wie viel Quadratmeter so eine Kammer für zwei Personen hat und hat die Kammer ein Fenster?
    Liebe Grüße von Sylvia

    1. Folke Mehrtens

      Hier die Antwort von Bord zur Kammer – mit besten Grüßen aus dem AWI-Presseteam:

      Hier an Bord teilen wir uns eine ca. 12m2 große Kammer, mit eigenem Bad und natürlich auch mit einem Fenster.

Schreibe einen Kommentar zu Sylvia Bolm Antworten abbrechen

Verwandte Artikel