Das magische Gerät

Der Mehrfachgreifer, oder auch das magische Gerät. Foto: Santiago Pineda Metz

Von Santiago Pineda Metz |

Und so vergehen die Tage und plötzlich sind wir bereits dabei unsere magischen Arbeiten zu beenden. Wundert euch nicht, ich hab das Wort „magisch“ nicht ohne Grund gebraucht, und habt keine Sorge, ich werde dies so gleich etwas näher erläutern.

Das MG Team bei der Arbeit. Foto: Henrik Christiansen
Das MG Team bei der Arbeit. Foto: Henrik Christiansen

Unsere Arbeit an Bord von FS Polarstern während der Fahrt PS96 wurde von einem Gerät, das unter dem Namen Multi-Boxcorer bekannt ist, ausgeführt. Der ursprüngliche Name war Mehrfachgreifer oder kurz MG. Der wirkliche, angebrachte Name des kleinen Monsters allerdings ist „Magisches Gerät“ (Magic Gear). Gebaut in den späten 1980igern ist der MG eine Maschine aus Stahl, die 9 kleine Boxen trägt, in denen die Proben genommen werden. Eine auf den Rahmen zu montierende Kamera nimmt Fotos vom Meeresboden auf. Falls ihr euch noch über die Bezeichnung „kleines Monster“ wundert – der MG hat sich diesen Titel mit der Fläche, die er beproben kann (2,3 m3), und vor allem seinem Gewicht (ca. 1,7 Tonnen wenn voll zusammengebaut) verdient.

Während PS96 haben wir den MG mit uns genommen, um die Probensammlung, die vor zwei Jahren während der Expedition PS82 im Filchner Gebiet begonnen wurde, fortzusetzen. Insgesamt haben wir den MG 11 Mal eingesetzt, auch wenn wir davon nur 10 Mal Proben bekommen haben. Aber keine Sorge, dieses Gerät ist viel effektiver als es aussieht, obwohl es so seine Probleme mit sandigem Untergrund hat, weil der Sand einfach aus der kleinen Öffnung zwischen Box und Verschlussklappe rieselt. Ein weiterer Feind des Geräts sind solide Felsuntergründe, weil der Stahl nicht stärker als dieser Boden ist (glaubt mir, wir haben es versucht – und den MG ein bisschen ramponiert…).

Der Mehrfachgreifer, oder auch das magische Gerät. Foto: Santiago Pineda Metz
Der Mehrfachgreifer, oder auch das magische Gerät. Foto: Santiago Pineda Metz

Während jedem erfolgreichen Einsatz, sitzt das MG Team an Deck und siebt den Matsch, der in den 9 Boxen war. Diese Arbeit dauert meistens etwa eine Stunde oder ein bisschen länger. Für jeden Probenkern haben wir ein kleines 5 Liter Fass, in das alles was gesiebt wurde kommt. Später dann werden die Proben in Formaldehyd mit Borax fixiert und auf einer Palette gelagert bis Polarstern wieder in Bremerhaven ankommt. Zurück im Labor werden dann die Proben sortiert und die enthalten Organismen identifiziert. Mit dieser ersten Arbeit lässt sich dann die Abundanz und Biomasse von den einzelnen benthischen Gruppen berechnen. Diese Daten nutzen wir, um später die Verteilungsmuster dieser Gruppen zu beschreiben.

Bisher haben wir keine harten Daten, weil wir noch nicht zurück in Bremerhaven sind (macht Sinn oder?), daher entschuldige ich mich bei jedem, der mehr Daten in diesem kleinen Text erwartet hat. Damit bin ich beinahe am Ende mit meiner Beschreibung der magischen Arbeit, die wir während PS96 getan haben. Was ich vergessen habe ist, dass um mit so einem Gerät zu arbeiten ein gutes Team von Nöten ist. Und weil ich eins habe, nutze ich diesen letzten Satz um Cheps, Dieter, Emi, Enrique und Nils für die Hilfe zu danken.

Jetzt, ja, alles geschafft, check check. Hoffe euch hat´s gefallen!*

Un abrazo grande

Santiago, AWI

Leser:innenkommentare (1)

  1. PZ

    Schönster Blogartikel-Einstieg aller Zeiten – die ersten Sätze klingen, als ob gleich ein 1000-seitiger Roman losgeht

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