Bojen auf Eis

Foto 2: Erfolgreiche Ausbringung der ersten Schneedicken Boje (links) und der Meereisdicken Boje (rechts) mit einem Eisberg im Hintergrund. Foto: Leonard Rossmann.

Von Leonard Rossmann |

Foto 1: Hubschrauber trägt „Tomate“ zum Drescher Camp Foto: Julia Fruntke
Foto 1: Hubschrauber trägt „Tomate“ zum Drescher Camp Foto: Julia Fruntke

Am 27. Dezember war es wieder Zeit zum „Auf Wiedersehen“ sagen, das zweite Mal nach Neumayer. Seit der Versorgung der Neumayer-Station III haben wir vier Wissenschaftler an Bord aufgenommen. Diese Vier errichten nun ein fünfwöchiges Feldcamp am Drescher-Inlet, um dort Robben mit Infrarot-Kameras und Tiefenmessern zu bestücken. Zudem lassen sie ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug unter das Meereis tauchen, um die Untereisfauna zu erkunden. Mehr zu ihrem geplanten Abenteuer findet sich im vorigen Blogeintrag.

Fünf Wochen sind ein lange Zeit und dementsprechend viel Material wird benötigt. Am 27. wurden einige Tonnen Ausrüstung vom Schiff auf das Meereis entladen und dann per Helikopter zum eigentlichen Ort des Feldcamps gebracht. Es herrschte ein reges Treiben auf dem Eis beim Verpacken aller Materialen in einem großen Netz, wie man es eigentlich nur aus Piratenfilmen kennt, das dann vom Helikopter als Außenlast getragen wurde. Die riesigen „Tomaten“, die als Küche und beheizbare Räume genutzt werden, gaben das beste Bild ab (siehe Foto 1). Nach einem Tag voller Entladung und Transport verließ die Polarstern Drescher und setzte ihre Reise weiter nach Süden fort.

Während der Expedition versperrte uns bereits des Öfteren dichtes Meereis den Weg. Um dieses zu brechen, muss die Polarstern „Anlauf nehmen“ und sich dann mit Schwung auf das Meereis schieben. Unter dem Gewicht des Schiffes bricht das Meereis. In der Antarktis ist die Schneebedeckung sehr hoch. Der Schnee bremst die Polarstern bei dem Aufschieben auf das Eis. An manchen Tagen geht es nur sehr mühsam voran und das Eis verhindert zudem Fischfänge der Biologen oder Tiefenwasser-Probennahmen der Ozeanographen. Aber es gibt zwei Seelen an Bord, die sich über diese Verhältnisse sehr freuen. Es sind die beiden Mitglieder der Meereisphysik. Sie haben Bojen dabei, die sie auf dem Meereis ausbringen wollen. Die Bojen treiben dann auf einer Meereisscholle. Diese autonomen Bojen messen Position, Schnee und Eisdicke. Mit Hilfe dieser kontinuierlichen Messungen ist es möglich, Meereiswachstum und Saisonalität in der Schneebedeckung zu beobachten. Einmal am Tag telefonieren die Bojen via Satellit mit der Datenbank in Bremerhaven und verschicken die neuesten Messwerte. Diese sind in Echtzeit auf der Webseite www.meereisportal.de frei zugänglich.

Während der Fahrt werden etwa 25 Bojen ausgesetzt. Es gibt drei Arten von Bojen. Die Erste misst die Schneedicke über vier akustische Sensoren. Diese Boje hat einen 1,5 Meter langen Mast mit vier Sensorarmen (siehe Foto 2 links). Die Entfernung zur Schneeoberfläche wird durch die Laufzeit der Reflektion einer akustischen Welle gemessen.

Foto 2: Erfolgreiche Ausbringung der ersten Schneedicken Boje (links) und der Meereisdicken Boje (rechts) mit einem Eisberg im Hintergrund. Foto: Leonard Rossmann.
Foto 2: Erfolgreiche Ausbringung der ersten Schneedicken Boje (links) und der Meereisdicken Boje (rechts) mit einem Eisberg im Hintergrund. Foto: Leonard Rossmann.

Die zweite Boje ist eine gelbe Kiste (siehe Foto 2 rechts) mit einem sogenannten Thermistor-String, der durch das Eis in das Wasser geht. Durch Messung der Temperatur und der thermischen Leitfähigkeit ist es möglich, die Grenzen zwischen Eis und Ozean, Eis und Schnee und Schnee und Luft zu identifizieren. Dies gibt Auskunft über Wachstum des Meereises und der Schneedicke. Der dritte Bojentyp sieht aus wie ein riesiger Lolly und überträgt nur die aktuelle Position, damit das Driftverhalten der Meereisflöße analysiert werden kann.

Foto 3: Heimkehr von der Scholle im Hubschrauber mit Blick auf Polarstern. Foto: Stefanie Arndt.
Foto 3: Heimkehr von der Scholle im Hubschrauber mit Blick auf Polarstern. Foto: Stefanie Arndt.

Nachdem man Abschied von den Bojen genommen hat und der Hubschrauber abhebt, heißt es hoffen, dass die Bojen lange und in Frieden auf dem Meereisfloß leben. In der Regel leben Bojen bis zu zwei Jahre. Während dieser Reise beschreiben die Bojen einen korkenzieherartigen Weg durch den Weddell-Wirbel.

Auf unserer Fahrt haben wir schon erfolgreich drei Paare an Bojen aussetzen können und das stimmt uns voller Hoffnung, dass wir noch mehr Bojen weiter südlich im Wedellmeer auf das Meereis setzen werden.

Viele Grüße aus dem Eis

Leonard Rossmann

 

 

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