Von Henrik Christiansen |
Am 6. Dezember hat sich der Forschungseisbrecher Polarstern zum insgesamt 30. Mal von Kapstadt aus auf den Weg in Richtung Antarktis gemacht. Neben der Versorgung der deutschen Antarktisstation Neumayer III stehen viele verschiedene naturwissenschaftliche Untersuchungen auf dem Programm.

Die Sonne lugt noch einmal unter den Wolken hervor, bevor sie uns mit Wind und Wellen alleine lässt. Foto: Derya Seifert
An Bord werden dafür nun jede Menge Vorbereitungen getroffen: Messgeräte werden ausgepackt, Labore eingerichtet, Instrumente getestet, Stations- und Arbeitspläne geschmiedet. Für Neulinge wie mich auch eine gute Gelegenheit die Abläufe an Bord kennenzulernen. Das Hauptziel der Reise ist das südliche Weddellmeer vor dem Filchner-Rønne Schelfeis. Diese Gegend ist hochbedeutsam für die Bildung von Tiefenwasser und auch biologisch noch wenig untersucht (hier steht mehr über die Ziele der aktuellen Fahrt).
Um allerdings in Antarktischen Gewässern arbeiten zu können, müssen wir erst einmal dort hinkommen. Leichter gesagt als getan. Die Gegend, in der wir uns gerade befinden – zwischen 50° und 60° südlicher Breite – wird auch als “Furious Fifties”, auf Deutsch in etwa rasende Fünfziger, bezeichnet. Diesen Namen hat das Gebiet wegen seiner ausdauernden, starken Westwinde bekommen.
Und so hat sich dann doch schon manch einer an Bord sicherheitshalber ein Mittel gegen Seekrankheit vom Schiffsarzt geben lassen. Anderen macht der Wind überhaupt nichts aus. Zum Beispiel Albert. Ganz im Gegenteil: je größer die Wellen und je stürmischer das Wetter, desto wohler scheint sich Albert zu fühlen. Dies liegt wohl an seinen sehr großen Flügeln und dem dichten Gefieder. Albert ist ein Wanderalbatros, mit um die 3 Meter Spannweite einer der größten Vögel der Welt. Er und seine Kollegen begleiten uns nun schon seit ein paar Tagen. Sie scheinen die Nähe des Schiffs zu mögen, möglicherweise wegen der Windströmungen, die um Polarstern entstehen und gut für den Segelflug geeignet sind.
Die Furious Fifities werden wir bald hinter uns lassen (aktuelle Wochenberichte), doch damit nicht genug: als Nächstes kommen dann die “Screaming Sixties” (Deutsch in etwa heulende Sechziger)… Dort scheint im Moment ein Tiefdruckgebiet das Nächste zu jagen. Vielleicht bleibt Albert mit seinen Artgenossen also noch ein wenig bei uns. Je näher wir dem antarktischen Kontinent kommen, desto mehr werden wir auch von Eis umgeben sein. Das bedeutet neue Schwierigkeiten, denn einerseits wollen wir natürlich so schnell und direkt wie möglich vorankommen, andererseits dabei aber nicht zu viel Treibstoff verbrauchen. Glücklicherweise ist Polarstern ein starkes Schiff und Dank der erfahrenen Besatzung werden wir hoffentlich einen Weg vorbei an Stürmen und Eis bis zur Neumayer-Station finden. Dort nehmen wir dann auch noch ein paar Extrapassagiere auf, aber dazu später mehr.
Grüße von der Polarstern,
Henrik Christiansen, Universität Leuven
Petra Seifert
Sehr interessanter Bericht.Super Fotos. Würde gern etwas über die drei Tage Eisfräsen vor dem Anlegen in der Atkabucht -Neumayerstation- lesen.Gern auch wieder mit tollen Fotos.Muss ja sehr spannend gewesen sein. Gehen jetzt alle von Bord? Wo wird Weihnachten gefeiert?