Von Birgit Heim |
Seamounts sind isoliert stehende Unterwasserberge mitten im Meer. Sie waren ursprünglich Vulkane über sogenannten ‚Hot Spots‘, heißen Konvektionszellen im oberen Erdmantel oder entlang der ozeanischen Spreizungs-Rücken. Wir wissen noch viel zu wenig über diese Unterwasserberge und wie sie die Unterwasserumwelt physikalisch-chemisch-biologisch beeinflussen. Man nimmt an, dass sie die Unterwasserströmungen verändern, Tiefenaufstieg von nährstoffreichem Wasser ermöglichen und durch Zirkulation auf dem Gipfel eine eigene Gipfel-Wasserschicht (Seamount Summit Water Layer) schaffen. Damit wirken mitten im Ozean auf einmal ganz ozean-untypische Randbedingungen auf das Leben im Meer ein.
Auf unserem Weg nach Süden liegt der Ampere Seamount, 600 km westlich von Gibraltar, der aus einer Wassertiefe von 4,7 km auf nur 60 m unter dem Meeresspiegel ansteigt (Oceanic Seamounts: An Integrated Study OASIS). Bereits auf früheren Polarsternfahrten wurde der Ampere Seamount mit Multibeam Echosounder kartiert und eine Karte erstellt. Ralf, zuständig für das Datenmanagementsystem an Bord der Polarstern, zeigt uns die Bathymetrie (Tiefendaten, die die Unterwasser-Physiographie zeigen). Die östlichen und südlichen Flanken des Ampere Seamount sind steil, im Westen und Norden fallen sie stufenweise flacher ab.
Catalina aus der AWI Geophysik erklärt: „Während der Multibeam Echosounder uns die Meeresbodentopographie zeigt, kann man mit dem Sediment Echosounder in die obersten Sedimentschichten am Meeresboden hineinschauen. Wir können mit diesem Gerät sehen, dass der Seamount aus hartem Material bestehen muss. Im flachen Wasser – wie über dem Gipfel des Seamounts – kann man sich mit dem Sediment Echosounder auch Schichten in der Wassersäule anschauen“. Sebastian von der Firma FIELAX aus dem Bathymetrie-Team zeigt uns die Wassersäule auf seinem Bildschirm, als wir über das Gipfel-Plateau des Ampere Seamount fahren. Man kann tatsächlich die scharfe Schichtung durch die Gipfel-Wasserschicht erkennen. Pauhla aus dem Ozeanographie Team ist begeistert.
Ozeanographie und Biologie haben zuerst von Nordwesten (NW) kommend ein CTD Tiefenprofil für Wasserproben bis zu 5 km Tiefe im Tiefseebereich gefahren. Die nächste Station ‚den Hang hinauf‘ ist nur noch 1,7 km tief. Hier wird an derselben Stelle am NW-Hang des Ampere Seamount ein Tiefenprofil während des Tages und eines mitten in der Nacht gefahren, um die tägliche, vertikale Wanderung von Zooplankton und Phytoplankton zu erfassen. Unsere flachste Station im Bereich des Gipfelplateaus findet in nur 100 m Wassertiefe statt – und das mitten im offenen Ozean! Dann geht es wieder ‚den Hang hinunter‘ abwärts an der steilen südöstlichen Flanke des Ampere Seamount mit einem Tiefenprofil von 1,7 km.
Diese große Menge an Proben wird von unseren Studenten in den Labore mit großem Enthusiasmus bearbeitet. Tag und Nacht wird beprobt, filtriert, gemessen und analysiert. Dabei wechseln sich Teams in Schichten ab – rechtzeitige Malzeiten werden zum Luxus. Diese Belastung war dann doch zu viel für eines der Mikroskope für die Phytoplankton-Analyse, dessen Stromversorgung nach Tag- und Nachtbetrieb mit einem Puff den Geist aufgab. Am nächsten Tag war jedoch alles wieder repariert dank der fachkundigen Hilfe des Bord-Elektrikers, für die wir sehr dankbar waren.
Die See am Ampere Seamount wirkte viel belebter als die ansonsten uns umgebende Ozean-Wüste und wir sahen viele Fische und Vögel. Was werden uns die Daten zeigen? Wir werden im nächsten Blog darüber berichten.
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