Müder MUC – Erfolgreiche nächtliche Probenahme des neuen Expeditionsteams

Foto3_Josephine Rapp

Von Katy Hoffmann und Josephine Rapp

Seit knapp fünf Tagen sind wir jetzt schon mit dem Forschungsschiff Polarstern in der Arktis unterwegs, unserem Zuhause für die nächsten Wochen. Wir arbeiten beide an unserer Doktorarbeit und sind dafür nun zum zweiten Mal mit an Bord. Gemeinsam mit 44 anderen Teilnehmern unterschiedlichsten Alters aus insgesamt 10 verschiedenen Ländern werden wir in den nächsten dreieinhalb Wochen in der Framstraße und auf dem Ostgrönländischen Schelf forschen. Gemeinsam sind wir am Dienstag aus Tromsø – oft auch als das „Paris des Nordens“ bezeichnet – noch bei schönstem Sonnenschein ausgelaufen (Foto 1).

Foto 2: Wellen, die so einigen Fahrtteilnehmern zu schaffen machten. Foto: Josephine Rapp
Foto 2: Wellen, die so einigen Fahrtteilnehmern zu schaffen machten. Foto: Josephine Rapp

Am Mittwoch wurden wir dann bereits vom Geschaukel der Wellen geweckt. Richtig hoch waren sie eigentlich nicht, aber wenn man gerade erst frisch auf dem Schiff angekommen ist, können einem auch zwei bis drei Meter schon zu schaffen machen (Foto 2). Zeitweise wirkten die Gänge fast verlassen, weil sich viele Teilnehmer erst mal ein wenig hinlegen mussten, um das flaue Gefühl im Magen zu beschwichtigen und sich an die Bewegung zu gewöhnen. Trotzdem ging das Auspacken der Container direkt richtig los und nach 1-2 Tagen waren die meisten Labore bereits eingerichtet und auf und unter Deck konnten die spannendsten Forschungsgeräte in voller Pracht bestaunt werden – noch frei von Salzkrusten oder Meeresschlamm. Bei einem so interdisziplinären Team wie dem unseren kommt da so einiges zusammen, und so stehen CTD, um die Wassersäule zu beproben, neben Planktonnetzen, um freischwebende Tierchen aus dem Wasser zu fischen, neben ferngesteuerten Fluggeräten für die Eiserkundung oder Sedimentfallen, mit denen absinkende Partikel eingefangen werden können. Besonders spannend ist dieses Jahr, dass wir das Quest 4000 vom Zentrum für marine Umweltwissenschaften MARUM mit an Bord haben. Das ist ein unbemannter Unterwasser-Roboter, der von einem Container auf dem Schiff aus ferngesteuert werden kann, und es so erlaubt auch in tausenden Metern Tiefe Experimente durchzuführen. Weil natürlich alle neugierig sind, auf das, was da am Meeresboden beobachtet werden kann, werden die Bilder live auf verschiedene Monitore überall im Schiff übertragen, sodass alle ein bisschen zugucken können, wenn sie die Zeit finden.

Foto 4: Katy Hoffmann und Josephine Rapp beim Sedimentkern-“Schlachten”. Foto: Josephine Rapp
Foto 4: Katy Hoffmann und Josephine Rapp beim Sedimentkern-“Schlachten”. Foto: Josephine Rapp

Kommt der MUC dann endlich wieder an Deck an, beginnt das Kerne-„Schlachten“. So nennen wir das, wenn wir die unterschiedlichen Schichten der Sedimentkerne beproben (Foto 4). Je nachdem welche Fragestellung bearbeitet wird, werden unterschiedliche Proben genommen. Unser kleines Team beschäftigt sich mit den Bakteriengemeinschaften, die im Tiefseesediment leben. Wir möchten wissen welche Gruppen besonders dominant sind, welche Funktionen sie im Ökosystem einnehmen und wie sie auf Veränderungen der Umwelt reagieren, die man besonders in der Arktis gut beobachten kann.

Beim ersten Einsatz heute Morgen um 2:30 Uhr ist trotz wenig Schlaf alles glatt gelaufen. So blicken wir gerade in diesem Moment zwar ein klein bisschen müde, aber dafür voller Vorfreude und Elan auf das, was uns hier im hohen Norden während der kommenden Wochen an Proben, Wetter und Abenteuern noch erwartet.

Wir freuen uns, wenn ihr uns hierbei im Blog in Gedanken begleitet und hoffen, dass wir euch bald wieder berichten können!

 

Leser:innenkommentare (3)

  1. Christoph Rapp

    Zum Sedimentkern in Bild 4: Aus welcher Tiefe stammt er? Gerät er zum ersten Mal in Kontakt mit Forschern? Wie „alt“ ist er (in etwa)? Spannend!

    1. Folke Mehrtens

      Lieber Christoph Rapp – die Fragen zu Identität/Alter und Erfahrungen des Sedimentkerns mit Forschern ist an Bord weitergeleitet. Viele Grüße aus dem AWI-Presseteam!

    2. Folke Mehrtens

      Lieber Christoph Rapp – unsere Bloggerin Josephine Rapp hat sich aus dem Hohen Norden mit Infos zum Sedimentkern gemeldet:
      Als Tiefsee bezeichnet man den Bereich des Meeres, in den kein Sonnenlicht mehr vordringt, daher beginnt sie um eine Tiefe von 200 m herum. Hier im Langzeit-Observatorium Hausgarten des AWI beproben wir größtenteils Sedimente aus einer Wassertiefe von 1000-5500 m, wobei 5500 m übrigens auch gleichzeitig die allertiefste Stelle der Framstraße und des Arktischen Ozeans ist.
      Der Sedimentkern auf dem Foto stammte aus circa 3000 m Tiefe und ja, das war sicherlich sein erster Kontakt mit Forschern. Allerdings ist das Gebiet rund um den Hausgarten schon an Besuch von Wissenschaftlern gewöhnt, da das AWI hier bereits seit 1999 Langzeit-Beobachtungen vornimmt. Wie alt genau das Sediment in dem Kern ist, konnte ich selber nicht beantworten, aber ich habe mir schnell Hilfe von unseren Geologen-Kollegen am AWI geholt (an dieser Stelle ein Dankeschön an Rüdiger Stein für die schnelle Antwort!). Ich habe erfahren, dass die Sedimentationsraten in der Framstraße in den unterschiedlichen Jahren stark schwanken und daher auch das Alter der Sedimente sehr variabel ist. Wir nehmen für Sediment aus 100 cm Tiefe in dieser Region ein Alter von circa 3500-5000 Jahren an, für Sediment aus 10 cm Tiefe circa 350-450 Jahre.

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