Sauber wie Schlamm – Erste Probenahmen der Expedition

Unterproben aus Kastengreifer. Foto: Kirstin Werner
Nathalie Morata präsentiert einen Sedimentkern, der aus dem Kastengreifer entnommen wurde, um benthischen Sauerstoffkonsum zu analysieren. Foto: Kirstin Werner
Nathalie Morata präsentiert einen Sedimentkern, der aus dem Kastengreifer entnommen wurde, um benthischen Sauerstoffkonsum zu analysieren. Foto: Kirstin Werner

Jenseits von 80 Grad Nord ist die Wasseroberfläche mit Eisschollen gesprenkelt und manchmal lässt sich nicht erkennen, wo das Eis endet und der Himmel beginnt. Es ist wunderschön! Das Wasser ist ruhig – außer dann, wenn die Polarstern die Eisschollen zum Leben erweckt, indem sie hindurch bricht. Eine schmale Spur offenen Wassers ist alles, was wir auf unserem Weg in tieferes Wasser Richtung Nordosten hinterlassen.

Wir haben hier oben 24 Stunden Tageslicht, aber der Meeresboden unter uns liegt in permanenter Dunkelheit. Trotzdem tobt dort das Leben. Obwohl es viele Studien über den Arktischen Ozean gibt, wissen wir sehr wenig über die gesamte Diversität arktischer Lebewesen. Viele neue Arten dieser robusten und faszinierenden Kreaturen warten noch auf ihre Entdeckung. Allerdings verändert sich die Arktis rapide. Wir müssen wissen, wer dort lebt, wie häufig er vorkommt und wie seine Funktion im Ökosystem ist. Nur so können wir ableiten, wie der Klimawandel die Gemeinschaften beeinflussen wird.

Auf oder im Boden lebende Organismen, das sogenannte Benthos, ist abhängig von Nahrung, die von oben in den Lebensraum gelangt. Woher kommt diese Nahrung? Im Wasser und im Meereis darüber leben winzige Algen, die die Energie des Sonnenlichts mittels Photosynthese nutzen um zu wachsen. Sie wachsen und sterben ab, und einige dieser Algen sinken bis zum Meeresboden, wo sie dem Benthos als Nahrung dienen. Andere wiederum werden schon in der Wassersäule gefressen. Das Überleben des Lebens am Meeresgrund hängt ab von der Balance zwischen absinkenden und in der Wassersäule gefressenen Kleinalgen. Dieses empfindliche Gleichgewicht wird sich vermutlich in Zukunft ändert, wenn das Meereis dünner und weniger wird.

Weil das Meereis das charakteristischste Merkmal des Arktischen Ozeans ist, ist es unsere Aufgabe zu verstehen, wie dessen Veränderungen die Ökosystemfunktion beeinflussen werden. Untersuchungen des Benthos sind dementsprechend eine Komponente des TRANSSIZ Programms, die es uns ermöglichen, die Verknüpfungen zwischen Meereis, Wassersäule und Meeresboden zu erforschen.

 

Übersetzung vom Mittwoch-Blogger-Team: Allison Fong, Monika Kędra, and Christian Mӓrz

Ein Kastengreifer ist ein Gerät zur Beprobung von Oberflächen-Sedimenten und der Tiere, die auf und in dem Schlamm leben. Foto: Monika Kędra.
Ein Kastengreifer ist ein Gerät zur Beprobung von Oberflächen-Sedimenten und der Tiere, die auf und in dem Schlamm leben. Foto: Monika Kędra.
Monika Kędra und Maeve McGovern sieben Tieren aus dem Schlamm und ziehen eine Spur von schlammigem Wasser hinter sich her. Foto: Kirstin Werner
Monika Kędra und Maeve McGovern sieben Tieren aus dem Schlamm und ziehen eine Spur von schlammigem Wasser hinter sich her. Foto: Kirstin Werner
Entnahme von Unterproben aus dem Kastengreifer. Foto: Kirstin Werner
Entnahme von Unterproben aus dem Kastengreifer. Foto: Kirstin Werner
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