Letzte Zeugnisse einer denkwürdigen Expedition

Letzte Zeugnisse einer denkwürdigen Expedition

verfasst von Christian Salewski, Bremerhaven

Die Polarfahrt der LZ 127 „Graf Zeppelin“

Am 24.07.1931 brach das Luftschiff LZ 127 „Graf Zeppelin“ zu einer einwöchigen Polarexpedition auf, in deren Verlauf es weit in die russische Arktis vordrang. Während der Expedition legte die 236 m lange und zu Auftriebszwecken mit 105.000 cbm hochexplosiven Wasserstoff befüllte „Graf Zeppelin“ eine Strecke von ca. 10.600 Kilometer zurück. In dieser Woche konnte das an Bord der LZ 127 befindliche internationale Forscherteam einige Projekte bearbeiten, die mit der damaligen Technik und Logistik normalerweise Jahre gedauert hätten. Neben der Erhebung von meteorologischen und geomagnetischen Daten gehörte dazu die photogrammetrische Vermessung, d.h. die Aufnahme von etlichen tiefenscharfen Messbildern zur Herstellung von Karten noch unbekannter Gebiete in der russischen Arktis. Zu letzterem Zweck kamen an Bord besondere Kameras (Panorama- und Zweifach-Reihenmesskammern) zum Einsatz.

Der Bilderfund

Nur eine geringe Zahl dieser eindrucksvollen Fotoaufnahmen blieb erhalten; sie wurden an verschiedenen Orten, oft unzugänglich für die Forschung, aufbewahrt. So war es ein außerordentlicher Glücksfall, dass dem Archiv für deutsche Polarforschung (AdP) im Jahr 2020 hunderte Luftbilder von verschiedenen Regionen der Erde aus den Beständen der Photogrammetrie München angeboten wurde – darunter gut 60 Originalabzüge von der Polarfahrt der „Graf Zeppelin“ aus dem Jahr 1931. Zusammen mit dem Archiv des Deutschen Museums München wurden im August 2022 alle Luftaufnahmen im bayrischen Fürstenfeldbruck, ihrem alten Lagerort, gesichtet und dann nach München gebracht. Während der Großteil der Bilder im Deutschen Museum verblieb, wurde die Aufnahmen von der LZ-127-Polarfahrt sofort nach Bremerhaven transportiert, wo sie seitdem im AdP-Magazin und für Interessierte zugänglich aufbewahrt werden. Sie sind unter http://adpsrv2.awi.de/ sogar schon online recherchierbar.

Der „Tag der Archive“

Eine schöne Gelegenheit, auf dieses frühe Großunternehmen in der Polarforschung und auf dessen eindrucksvolle Zeugnisse hinzuweisen, bietet auch während der Covid-19-Pandemie der bundesweite „Tag der Archive“, den der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e V. am 05./06.03.2022 zum Thema „Fakten, Geschichten, Kurioses“ schon zum 11 Mal. ausrichtet.

Das Archiv für deutsche Polarforschung (AdP)

Das AdP wurde 2011 vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) gegründet. Es versteht sich als das Langzeitgedächtnis des Instituts und der deutschen Polar- und Meeresforschung. Deshalb übernimmt es aus diesen Bereichen archivwürdige Unterlagen als Archivalien, bewahrt sie auf, erschließt sie und macht sie so für Interessierte zugänglich. In ähnlicher Weise bearbeitet es ergänzende Sammlungen zur Geschichte der Polar- und Meeresforschung und Nachlässe von Polar- und Meerforscher*innen. Darüber hinaus wirkt das AdP an der Erforschung und Vermittlung der Geschichte der deutschen Polar- und Meeresforschung unter besonderer Berücksichtigung der AWI-Historie mit. Geleitet wird das Archiv von dem Historiker und Archivar Dr. Christian Salewski.

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