Die Vorbereitungen für die SouthTRAC Kampagne reichen schon über zwei Jahre zurück. Mehrmals bin ich in den letzten anderthalb Jahren dafür auch schon für Gespräche mit Behörden und wissenschaftlichen Partnern in Chile und Argentinien gewesen. Aber so richtig angefangen hat die Kampagne für uns persönlich vor ein paar Tagen mit der Anreise nach Argentinien. Insgesamt zu neunt sind wir als Vorausteam ein paar Tage vor der Ankunft von HALO mit Linienflügen nach Feuerland angereist. Wir, das sind Felix und ich vom KIT, Peter, Lukas, Markus und Georg aus Jülich und Sonja, Steffi und Tyler vom DLR. Außerdem fliegen Heinz und Christoph noch mit bis Buenos Aires, um dort für den Zwischenstopp von HALO alles vorzubereiten. Da die Flugverbindungen von Buenos Aires nach Rio Grande, unserer Basis auf Feuerland, sehr ungünstig sind haben wir die Anreise über Ushuaia gewählt. Ushuaia gilt als südlichste Stadt der Welt und liegt von hohen Bergen umgeben am Beagle-Kanal in einer beeindruckenden Umgebung – das chilenische Puerto Williams auf der anderen Seite des Beagle-Kanals ist zwar südlicher, gilt aber nicht als Stadt. Bei unserer Ankunft ist in Ushuaia noch Winter mit Eis und Schnee. Uns stört das nicht. Am nächsten Tag machen wir uns mit drei Mietwagen auf den Weg durch die Berge ins etwa drei Stunden entfernte Rio Grande. Tatsächlich dauert die Fahrt dann aber doch etwas länger als erwartet, hauptsächlich weil wir immer wieder mal anhalten und die beeindruckende Landschaft bewundern.

Anreise: Auf dem Weg zwischen Ushuaia und Rio Grande. Foto: Björn-Martin Sinnhuber, KIT
Rio Grande selber liegt nördlich der Bergekette an der Atlantikküste in einer steppenartigen Ebene. Schnee liegt hier nicht mehr. Rio Grande als Stadt ist nicht gerade eine Perle, oder, wie es einer von uns versucht hat etwas diplomatischer auszudrücken: Der Charme der Stadt erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Aber für uns als Kampagnenstandort sehr gut geeignet. Eine der ersten Arbeiten für uns ist der Aufbau eines WLAN-Netzes im Hangar. Mit unseren Messdaten, aber auch Vorhersagerechnungen für die Flugplanung, werden wir vergleichsweise riesige Datenmengen hin- und her schicken müssen. Da die zwei Seefracht-Container mit Messgeräten, Werkzeugen, Ersatzteilen und tausend anderen Dingen, die man für eine solche Kampagne braucht, immer noch im Zoll sind fehlt uns das Material. Aber vieles lässt sich in Rio Grande kurzfristig noch besorgen und die Leute hier sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. „50 Meter Netzwerkkabel brauchen Sie? Das haben wir nicht da, nein. Aber warten Sie, wir können welches machen.“ Ich glaube das ist es was uns der Verkäufer auf spanisch mitteilen möchte. Und tatsächlich haben wir zwei Stunden später was wir brauchen.

Unsere Container werden endlich angeliefert. Foto: Björn-Martin Sinnhuber, KIT
Nachdem wir uns schon darauf eingestellt hatten, dass vor Montag wohl nichts mehr beim Zoll mit unseren Containern passiert, werden sie doch kurzfristig am Samstagmorgen angeliefert und vom Zoll freigegeben. Es fügt sich.
Heute am Sonntagvormittag ist HALO in Buenos Aires angekommen. Der Transfer von Deutschland findet in mehreren Etappen statt. Die Transferflüge sind für uns auch wichtige Messflüge. So wollen wir auf den Transfers mit unseren Messungen unter anderem auch die Auswirkungen der aktuellen Brände im Amazonasgebiet auf die Spurengaszusammensetzung in der oberen Troposphäre untersuchen. Es war außerdem geplant, beim ersten Zwischenstopp auf den Kapverden noch einen Lokalflug durchzuführen um insbesondere das neue Dropsondensystem der Kollegen vom KIT in tropischen Gewitterwolken erstmals zu erproben. Diese Dropsonden sind Messsensoren für meteorologische Parameter wie Temperatur, Druck und Luftfeuchte, die am Fallschirm fallend aus HALO abgeworfen werden, um so Messungen aus dem Inneren der Wolken zu liefern. Aber leider gab es auch noch zwei Stunden vor der Ankunft von HALO auf den Kapverden immer noch keine Messgenehmigung der örtlichen Behörden, so dass der Lokalflug abgesagt werden musste. Ein schwerer Schlag für die betroffenen Kollegen und kein schöner Start für die Kampagne! Doch als HALO schon im Landeanflug auf Sal auf den Kapverden ist kommt die Nachricht, dass die Genehmigung jetzt vorliegt. Per Satellitenverbindung können wir während des Fluges mit der Crew an Bord – zwei Piloten, ein Techniker und fünf Wissenschaftler die die Instrumente bedienen und überwachen – Textnachrichten austauschen. „12:57UT: @all: We just received the measurement permit for Cabo Verde. Can you confirm that everyone on board is aware that measurements can continue?” Keine Minute später kommt die Antwort von oben: “Confirmed!”. Es fügt sich. Langsam glauben wir an Wunder. Riesige Erleichterung bei den Dropsondenkollegen.

HALO nahe der Kapverden. Blick aus dem Cockpit. Foto: Andreas Wieser, KIT
Kurz vor dem geplanten Abflug von HALO von Sal nach Buenos Aires erreichte uns dann die nächste Prüfung: Für Buenos Aires ist für Sonntagmorgen Frühnebel vorhergesagt, es ist nicht sicher, dass HALO landen kann. Prinzipiell ist es dann möglich auf einen anderen Flughafen auszuweichen. Aber dort haben wir keine Crew am Boden, die sich um die komplexen Messgeräte nach der Landung kümmern kann. Wir beraten uns kurz und stellen schnell fest, dass für einige Instrumente dies zu einem ernsten Problem werden kann. Das GLORIA Infrarotspektrometer muss für ein paar Stunden nach der Landung mit Stickstoff gespült werden, weil sonst eindringender Wasserdampf die Optik zerstören kann. Die Bodencrew an einen Ausweichflughafen zu bringen ist völlig aussichtlos. Dafür lassen sich so schnell keine Genehmigungen besorgen. Den Flug um einen Tag zu verschieben scheint mir auch nicht sinnvoll. Wir verlieren zu viel Zeit und haben einen Tag später zur Not das gleiche Problem. Also entscheiden wir uns den Flug um zwei Stunden zu verschieben, in der Erwartung, dass sich der Frühnebel, sollte es welchen geben, bis dahin aufgelöst hat. Und das hat auch geklappt. Wohlbehalten ist HALO heute morgen in Buenos Aires gelandet und wird jetzt auf den Weiterflug nach Rio Grande vorbereitet.
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