Das Abenteuer beginnt!

Ruhe vor dem Sturm… in wenigen Stunden beginnt die Expedition

27. Mai: Zusammen mit 29 Wissenschaftlern aus 11 Forschungsinstitutionen machen wir uns auf den Weg zum Ausgangspunkt der gemeinsamen Forschungsexpedition: die kanadische Metropole Vancouver, an der Westküste des amerikanischen Kontinents gelegen, rund 45 Kilometer nordwestlich der Grenze zu den USA.

 

 

 

Bevor wir in den nächsten fünf Wochen Charme und Launen des Pazifiks kennenlernen werden, wartet auf uns zunächst das Wolkenmeer des Atlantiks  – mit all seinen Facetten. Stefan Kinne, Fahrtleiter und Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Meteorologie Hamburg, versteht es, in den Wolken zu lesen: „Hier sehen wir unter uns wahrscheinlich den Kondensstreifen eines Vorgängerflugzeugs. Aufgrund der offenbar geringen Höhe wäre aber auch eine andere Erklärung denkbar: Es könnte sich um Schiffsemissionen handeln, deren Muster denen von Kondensstreifen bei  Flugzeugen ähneln.“

 

28. Mai: Im Lynnterm-Terminal vom Hafen zu Vancouver wartet unser neues Zuhause: die SONNE. Das deutsche Forschungsschiff wurde 2014 in seinem Heimathafen Wilhelmshaven in Dienst gestellt und gehört weltweit zu den modernsten Vertretern seiner Art.  Als wir zum ersten Mal das Deck betreten, ist die Vorgänger-Expedition gerade dabei, das Schiff zu räumen, Geräte und Forschungsproben an Land zu hieven. Während der letzten Wochen hatte das Team im Rahmen des europäischen JPI Oceans-Verbundprojektes „MiningImpact“ zum zukünftigen Abbau von Manganknollen in der Tiefsee geforscht – unter der Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel.

 

 

 

 

 

 

Foto: Merten Bohn

Die Neubesiedelung und Entladung der SONNE erfolgen unter strenger Beobachtung durch das US-amerikanische Wappentier… Wie andere Seevögel ist auch der Weißkopfseeadler von der Plastikverschmutzung betroffen. In den Gewöllen der Raubvögel haben Wissenschaftler Plastik gefunden – aufgenommen aufgrund der Verwechslung mit Fischen oder über den Verzehr von Land- und Wassertieren, die ihrerseits bereits Plastik aufgenommen hatten. Erst im April 2019 hatten Medien aus dem nahe gelegenen Seattle berichtet, wie  zahlreiche Weißkopfseeadler regelmäßig Plastikgegenstände aus einer Mülldeponie aufsammeln, um sie sodann in vorstädtischen Hinterhöfen wieder abzuwerfen. Ein provokanter Weckruf der Tierwelt gegenüber der menschlichen Spezies?

 

Ein alter Bekannter kommt an Bord. Anfang April hatten wir den Container in Leipzig mit unseren Gerätschaften bestückt: Katamaran, Marine Snow Catcher, Mesokosmen, … Vom Hamburger Hafen aus war der Container dann auf einem Frachter Richtung Vancouver in See gestochen. Benötigte Reisezeit: vier Wochen. Jetzt muss alles entladen und auf dem Schiff verstaut werden. Alle müssen anpacken – auch das gehört für die Wissenschaftler dazu.

 

Zeitgleich triff aus San Diego/USA ein Container mit einer Flotte „Argo Floater“ ein. Argo ist ein mobiles Beobachtungssystem für die Weltmeere, mit dem Temperatur, Salzgehalt und Strömungen gemessen werden. Die fast in Echtzeit übertragenen Daten stehen der Öffentlichkeit ohne Einschränkung zur Verfügung und werden in der Forschung und der Klimaüberwachung verwendet. Argo umfasst derzeit eine Flotte von knapp 4.000 automatisierten Treibbojen, die über alle Ozeane verteilt sind. In ihrer Mehrzahl treiben die Floats in Tiefen von 1.000 Metern und tauchen alle zehn Tage zunächst auf 2.000 Meter ab, um dann aus dieser Tiefe zur Meeresoberfläche aufzusteigen. Während des Aufstiegs messen sie Temperatur, Leitfähigkeit und Druck in der Wassersäule und senden bei Erreichen der Wasseroberfläche die Daten per Satellit an eine zentrale Datenbank, um danach sofort wieder abzutauchen. Entlang unserer Route nach Singapur werden wir 21 dieser Messroboter aussetzen.

Für eine letzte Nacht geht es nun noch einmal in unsere Festland-Unterkünfte, bevor wir dann am 30. Mai unsere Kojen auf der SONNE beziehen werden.

Foto: Markus Schneider

 

Leser:innenkommentare (1)

  1. Jan

    Wünsche Ihnen allen viel Glück und ich hoffe, Sie finden neues Wissen und Erkenntnisse die uns allen helfen werden!

    Endliche Weiten, dass ist das Logbuch des Forschungsschiffes Sonne ;o) ….

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