Chemikaliencocktail aus Kunststoffen

140824_titel (Foto: Ina Frings)

Großprojekt P-LEACH untersucht Freisetzung von Additiven im Wasser

Screenshot hereon.de

Plastikabfälle in Flüssen und Ozeanen geben permanent Chemikalien ins Wasser ab. Bislang war unbekannt, wie groß diese Mengen sind und welche Substanzen besonders stark freigesetzt werden. Im Großprojekt P-LEACH haben Fachleute von vier Forschungsinstituten der Helmholtz-Gemeinschaft die Zusammensetzung und Konzentrationen vieler verschiedener Substanzen jetzt genau analysiert. Im Fokus stand dabei vor allem die Frage, wie die UV-Strahlung der Sonne die Freisetzung der Chemikalien verstärkt.

In den Flüssen und Ozeanen treiben hunderttausende Tonnen von Plastikmüll. Der Wellenschlag, die UV-Strahlung der Sonne und das salzige Meerwasser führen dazu, dass die Kunststoffe nach und nach in immer kleinere Bruchstücke zerfallen und schließlich als winzige Mikroplastikpartikel in den Meeren treiben. In zahlreichen Studien haben Wissenschaftler inzwischen untersucht, inwieweit Meerestiere diese Partikel aufnehmen und ob sie davon krank werden.

Weit weniger gut erforscht ist bisher, wie sich die Inhaltsstoffe der verschiedenen Kunststoffe auf das Leben im Meer auswirken – darunter Additive wie Schwermetalle, Flammschutzmittel, Weichmacher, Farbstoffe und viele andere Ingredienzien, die dem Plastik seine vielseitigen Eigenschaften verleihen.

Seit gut zwei Jahren untersuchen mehr als 30 Wissenschaftler aus der Helmholtz-Gemeinschaft im Großprojekt P-LEACH, wie schnell und wie stark Plastik seine Inhaltsstoffe an das Wasser abgibt – und wie sehr diese Substanzen eventuell Meereslebewesen schädigen. Die ersten Projektergebnisse mit Schwerpunkt der chemischen Analyse der Plastik-Inhaltsstoffe sind jetzt im „Journal of Hazardous Materials“ erschienen.

Die Ergebnisse lassen aufhorchen: So fanden sich im Wasser der UV-bestrahlten Proben, deutlich höhere Konzentrationen an Metall-Ionen als in den nicht bestrahlten Proben. Bei den organischen Substanzen war das Bild differenzierter: Einige Substanzen lagen in den UV-bestrahlten Proben ebenfalls in deutlich höheren Konzentrationen vor. Für andere organische Moleküle hingegen war die Konzentration erstaunlich gering. „Eine Entwarnung ist das aber nicht“, sagt Dr. Frank Menger, Abteilung Organische Umweltchemie und Erstautor des Fachartikels. „Wir nehmen an, dass auch diese Substanzen aus dem Kunststoff ins Wasser gelangen, dort aber durch das UV-Licht in kleinere organische Verbindungen umgewandelt werden, sodass die Ausgangsverbindungen nicht mehr direkt nachweisbar sind.“ (Quelle: Hereon Pressemitteilung)

Lesen Sie die ausführliche Hereon Pressemitteilung:

==> Chemikaliencocktail aus Kunststoffen

==> Projekt P-LEACH

Menger, F., Römerscheid, M., Lips, S., Klein, O., Nabi, D., Gandrass, J., Joerss, H., Wendt-Potthoff, K.,  Bedulina, D., Zimmermann, T., Schmitt-Jansen, M., Huber, C., Böhme, A., Ulrich, N., Beck, A.J., Pröfrock, D., Achterberg, E.P., Jahnke, A., & Hildebrandt, L. (2024): Screening the release of chemicals and microplastic particles from diverse plastic consumer products into water under accelerated UV weathering conditions. Journal of Hazardous Materials, 135256, doi:10.1016/j.jhazmat.2024.135256

Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel