Beitrag von Dr. Andreas Kannen, Abteilung Sozioökonomie des Küstenraumes
Lokale Risikomündigkeit – Gesellschaftlicher Umgang mit Naturgefahren in Ostfriesland
In einer aufgrund der Corona-Pandemie unter erschwerten Bedingungen durchgeführten Disputation hat Martin Bönewitz (Abteilung Sozioökonomie des Küstenraumes) am Dienstag, den 15. Dezember, seine Dissertation erfolgreich an der Universität Hamburg verteidigt. Während Martin Bönewitz und Prof. Dr. Beate Ratter als Betreuerin in einem Hörsaal der Universität Hamburg vor Ort waren, wurden die Mitglieder der Prüfungskommission sowie Gäste online hinzugeschaltet.
Im Mittelpunkt der Disputation stand das Konzept der Risikomündigkeit, seine Interpretationen in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und verschiedenen Richtungen der Philosophie sowie seine Ausprägung im Umgang mit Naturgefahren und Sturmflutrisiken vor Ort in Ostfriesland.
In seiner Doktorarbeit nutzte Martin Bönewitz das Konzept der Risikomündigkeit als heuristisches Konzept, indem er durch eine Analyse von Medienberichten, eine teilstandardisierte Bevölkerungsbefragung und spezifische Interviews in Ostfriesland die Praxis der lokalen (d.h. ortsbezogenen) Risikomündigkeit herausgearbeitet hat. Wie wird der Ansatz also mit Leben gefüllt?
In der Praxis bildet sich Risikomündigkeit durch institutionelle Praktiken (z.B. Deichbau und -erhaltung), individuelle Praktiken (Eigenvorsorge, z.B. bauliche Maßnahmen im Eigenheim) und ehrenamtliche Praktiken (Mitarbeit in der Feuerwehr, beim Katastrophenschutz, beim THW) ab. In den Interviews mit ehrenamtlichen Helfern z.B. verknüpfen sich dabei Fähigkeiten und Kenntnisse mit Materialität und sinnstiftenden Elementen (Menschen helfen, Ideale leben) ebenso mit individuellen Aspekten („Ich wollte nicht zur Bundeswehr“), die allesamt dazu beitragen, dass und wie sich die lokale Risikomündigkeit vor Ort ausprägt und erklären, was diese in der Praxis antreibt.
Insgesamt präsentierte Martin Bönewitz eine umfangreiche theoretisch-philosophische Diskussion sowie deren empirische Ausprägung in der Praxis.
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