Feldkampagne in Nord-Norwegen

300920_titel (Foto: Nele Lehmann / HZG)

Beitrag von Nele Lehmann, Abteilung Alkalinität

Die Arktis ist am anfälligsten für Klimaveränderungen. In meinem PhD-Projekt untersuche ich den Einfluss einer durch den Klimawandel hervorgerufenen erhöhten Erosion auf die Alkalinität in arktischen Einzugsgebieten, welche schließlich in den Arktischen Ozean münden. Alkalinität – die CO2- und pH-Pufferkapazität des Ozeans – wird sowohl durch Erosion als auch durch Verwitterungsprozesse an Land erzeugt.

Die Verwitterung und der Land-Ozean-Austausch von Kohlenstoff in der Arktis haben wahrscheinlich aufgrund des verstärkten Auftauens des Permafrostbodens zugenommen. Mit der Zunahme der Alkalinität steigt auch die Speicherkapazität des Ozeans für anthropogenes CO2 an. Durch die Untersuchung, ob sich eine mögliche Zunahme der Erosion in der Arktis positiv auf die Alkalinität des Arktischen Ozeans auswirkt, wird der Forderung nach einer CO2-Reduktion durch das Pariser Klimaabkommen nachgekommen.

Die aktuelle Feldkampagne hier in Iskoras ist auch nur auf Grund von Covid-19 zustande gekommen. Eigentlich hätte ich im Juli an einer Arktisexpedition nach Herschel Island, Kanada, teilgenommen. Aufgrund der Pandemie wurde diese Expedition im April jedoch abgesagt. Dementsprechend haben meine Betreuer und ich nach einer Alternative gesucht, sodass ich auch noch dieses Jahr Proben nehmen kann. Wir haben uns für das Festland Norwegens entschieden, um flexibler auf die aktuellen Corona-Bestimmungen reagieren zu können (bspw. verschiedene Anreisemöglichkeiten mit dem Auto anstatt an einen Flug gebunden zu sein und vorher die Materialien und Geräte frühzeitig verschiffen zu müssen).

Hier möchte ich gerne von meiner Feldkampagne zusammen mit Kollegen in Nord-Norwegen zu meinem PhD-Projekt „Enhanced Weathering and Erosion in the Arctic using Terrestrial Cosmogenic Nuclides“ in einem ersten Wochenbericht erzählen:

Am Freitagabend (18.09.) ging es mit unserem kleinen Transporter nach einer kurzen Anfahrt von Hamburg nach Lübeck-Travemünde für Mascha, Lukas und mich auf die Finnlines-Fähre nach Helsinki. Nach 29 Stunden Überfahrt kamen wir schließlich am Sonntagvormittag in Finnland an. Nun galt es, rund 1400 km von Süd nach Nord innerhalb der nächsten 1.5 Tage hinter uns zu bringen. Zum Glück wurde uns bei der abwechslungsreichen Landschaft in Finnland nicht langweilig.

Nach einer Übernachtung in Rovaniemi (etwa in der Mitte Finnlands gelegen), kamen wir schließlich am Montagnachmittag in Karasjok, Norwegen an. Den Rest des Tages nutzen wir dazu, unsere Hütte auf dem lokalen Campingplatz einzurichten und die Messgeräte zu kalibrieren.

Nachdem wir am Morgen des ersten Probennahmetages (Dienstag, 22.09.) bei unserem Beprobungsgebiet beim Berg Iskorasfjellet, etwa 45 Autominuten vom Campingplatz entfernt, ankamen, gab es als erstes eine unerwartete Begegnung mit einem Mitarbeiter des norwegischen Militärs. Wir sollten diese Seite des Berges bitte verlassen, da es sich um eine Militärzone handele. Auch nachdem ich ihm mein Anliegen erklärt hatte (und ihm meine Probennahmenerlaubnis der norwegischen Behörde FeFo zeigte), wies er uns an das Gebiet zu verlassen (FeFo hatte anscheinenend dem Militär nicht Bescheid gegeben). Das Gespräch verlief trotzdem sehr nett, und er interessierte sich sogar für mein PhD-Thema. Zum Glück liegt das eine Einzugsgebiet, das wir beproben möchten, nicht in der Militärzone, sodass wir seit Dienstag mit der Probennahme dort beschäftigt sind.

Täglich nehmen wir Wasserproben. Die Flusssedimentbeprobung für die Terrestrial Cosmogenic Nuclides haben wir erfreulicherweise bereits abgeschlossen. Nun heißt es, 90 Bohrungen durchzuführen. Da das Gelände vollkommen unerschlossen ist und es somit keine Pfade gibt, dauert es recht lange, die verschiedenen Sites anzusteuern. Die Bohrungen an sich sind recht schnell abgeschlossen, da wir bereits nach 10 – 30 cm auf Fels stoßen und somit nur einen Kern erhalten. Nachdem wir an den ersten drei Tagen Glück mit dem Wetter hatten (zwischen 1°C und 6°C mit Sonne und Wolken), war es heute zwischenzeitlich wirklich ungemütlich (starker Wind mit Hagel). Für die nächsten Tage ist jedoch eine geringe Regenwahrscheinlich vorausgesagt, sodass wir optimistisch sind, die Bohrungen Ende nächster Woche abschließen zu können.

Nach vier Beprobungstagen stehen uns noch elf weitere bevor. Wir sind motiviert und hoffen, dass das Wetter mitspielt.

Leser:innenkommentare (2)

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