Vom Land, vom Wasser und aus der Luft …

290820_titel (Foto: Michael Stresser / Hereon
Beitrag von Sina Bold, Projektleiterin "Forschungsplattform Tesperhude (FOPLATES)"

Voruntersuchungen für die Forschungsplattform in Tesperhude an der Elbe

Wo ist die beste Position für die schwimmende Forschungsplattform Tesperhude um den bereits bestehenden Steg in Tesperhude? Dafür muss eine Vielzahl an Faktoren berücksichtigt werden. Zum Beispiel: Wie sieht das Flussbett in diesem Bereich aus? Wie verhalten sich die Strömungen, insbesondere in den Randbereichen? Wie beeinflusst dies ggf. die Verteilung von verschiedenen Stoffen, wie zum Beispiel Schwebstoffen, Nährstoffen und Schadstoffen? Dies ist nicht nur von Bedeutung dafür, wo genau die Forschungsplattform verankert wird, sondern auch wo genau das Wasser aus der Elbe für die verschiedenen Messungen entnommen und zu den Messgeräten im Container gepumpt wird. Außerdem interessiert uns, wie sich die Messungen in Tesperhude ggf. von Messungen in Artlenburg (ca. 5 km flussaufwärts) und vor dem Wehr Geesthacht (ca. 7 km flussabwärts) unterscheiden. Denn die hier erfassten Stoffe gelangen über das Wehr Geesthacht in die Tideelbe und beeinflussen die Stoffumsätze im Hamburger Hafen und weiter stromabwärts bis in die angrenzende Nordsee.

Blick auf die Elbe vom Boot aus
Die Elbe bei Artlenburg (Foto: Sina Bold / HZG)

Um diese Fragen zu beantworten, haben wir am 19. und 20. August umfassende Voruntersuchungen für die Forschungsplattform Tesperhude durchgeführt. Dafür waren wir mit unseren beiden Messbooten „Storch“ und „Zwergseeschwalbe“ sowie einer Drohne unterwegs. An dem ersten Tag haben wir drei Querprofile der Elbe vor Artlenburg, Tesperhude und dem Zentrum von Geesthacht erfasst, d.h. dass wir jeweils von einem zum anderen Ufer gefahren sind. Aus diesen Daten kann dann ein Tiefenprofil erstellt und Strömungsmuster dargestellt werden. Mit Hilfe einer Drohne konnten ebenfalls die Oberflächenströmungen aufgenommen werden, die dann mit den schiffsbasierten Messungen verglichen werden können. Außerdem interessiert uns, ob und wie sich die Verteilung der verschiedenen Stoffe von der Flussmitte und den beiden Ufern und von der Oberfläche bis zum Boden ggf. verändern.

Messboot "Storch" am Steg in Tesperhude
Messboot “Storch” am Steg in Tesperhude (Foto: Sina Bold / HZG)

An dem zweiten Tag sind wir dann von Artlenburg bis zum Wehr Geesthacht und wieder zurückgefahren, um zu schauen, wie sich die verschiedenen Stoffe ggf. im Längsprofil verändern. Außerdem haben wir an drei Standorten zum Vergleich Proben vom Ufer aus genommen – am Steg in Tesperhude, am Steg bei dem Kanuverein in Geesthacht und vor dem Wehr Geesthacht, denn hier nehmen wir bereits z.T. seit mehreren Jahren Proben. In Zukunft können diese Messungen dann auf der Forschungsplattform in Tesperhude durchgeführt werden.

Die Elbe bei Tesperhude
Die Elbe bei Tesperhude (Foto: Sina Bold / HZG)

Auf beiden Messbooten wurde eine „FerryBox“ installiert, die auch ein wesentlicher Bestandteil der Forschungsplattform Tesperhude sein wird. Das automatisierte Messsystem bestimmt physikalische und biogeochemische Parameter im Oberflächenwasser. Eine FerryBox besteht aus einem Wassereinlass, durch den Flusswasser kontinuierlich in den Messkreislauf mit mehreren Sensoren gepumpt wird. Das Messsystem beinhaltet normalerweise Sensoren für Temperatur, Salzgehalt, Trübung und Chlorophyll-a-Fluoreszenz als Indikator für Mikroalgen. Darüber hinaus können zusätzliche Sensoren eingebaut werden, zum Beispiel für Sauerstoff und Nährstoffe.

Messboot "Zwergseeschwalbe" in Höhe Tesperhude auf der Elbe
Messboot “Zwergseeschwalbe” in Höhe Tesperhude auf der Elbe (Foto: Michael Stresser / HZG)

Neben diesen kontinuierlichen Messungen haben wir insgesamt noch knapp 30 Wasserproben mit der Hilfe eines Wasserschöpfers aus der Elbe entnommen, die nun im Labor auf verschiedene Bestandteile hin untersucht werden. Dazu gehören z.B. Schwebstoffe, Nährstoffe und Spurenmetalle. Die Auswertungen sollen in den nächsten Wochen abgeschlossen sein, damit wir festlegen können, wo genau die Forschungsplattform Tesperhude um den bereits vorhandenen Steg verankert wird, und wo das Wasser für die verschiedenen Messungen im Container angepumpt wird.

Wir freuen uns, dass wir in der Nähe des Helmholtz-Zentrums Geesthacht so umfassende Voruntersuchungen durchführen konnten! In Zukunft brauchen wir dann nur noch ca. 10 min zu Fuß zu der Forschungsplattform in Tesperhude zu gehen. 🙂

Luftbild der Ortschaft Tesperhude an der Elbe
Das Helmholtz-Zentrum Geesthacht liegt oberhalb des Geesthachter Ortsteils Tesperhude auf dem Geesthang (Foto: Michael Stresser / HZG)

 

Weitere Informationen:

Das Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht betreibt eine schwimmende Forschungsplattform in Tesperhude an der Elbe, denn: „Das Meer beginnt hier“. Ab Herbst 2021 liefert die Forschungsplattform kontinuierlich Daten zur Wasserqualität in der Elbe. Die Daten werden öffentlich zur Verfügung gestellt. Außerdem kann die Forschungsplattform von Interessierten aus Wissenschaft und Wirtschaft auf Nachfrage genutzt werden. Der Aufbau der Forschungsplattform wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, des Landes Schleswig-Holstein, der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren und des Helmholtz-Zentrums Geesthacht gefördert.

==> Webseite Forschungsplattform Tesperhude

Leser:innenkommentare (3)

  1. Bergemann, Michael

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    es ist schön, dass sich das HZG wieder verstärkt mit der Elbe beschäftigt. Wenn es Ergebnisse gibt, könnten das HZG zu einer Gesprächsrunde einladen 🙂
    Viele Grüße
    Michael Bergemann
    ehemals Wassergütestelle Elbe

    1. Sina Bold

      Hallo Herr Bergemann,

      vielen Dank für Ihr Interesse – das freut mich zu hören! Gerne können wir zu gegebener Zeit zu einer Gesprächsrunde einladen.

      Viele Grüße,
      Sina Bold

  2. Sommer vs. Winter: Weitere Voruntersuchungen für die Forschungsplattform in Tesperhude an der Elbe

    […] haben bereits im August Voruntersuchungen für die Forschungsplattform Tesperhude an der Elbe durchgeführt – damals waren wir bei sonnigen […]

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