Sichtweisen
Wenn man am Strand der Nordsee steht, in die Weite schaut und sich von der Brise durchpusten lässt … das empfinden viele Menschen als ein Gefühl von Weite und Freiheit. Doch so weit und frei ist das gar nicht mehr auf der Nordsee durch die wirtschaftliche Nutzung. Das betrifft nicht nur den sichtbaren Teil durch Windparks, Plattformen und Schiffsrouten. Der Meeresboden ist davon ebenso betroffen durch Fischerei mit Schleppnetzen, Verlegung von Kabeln und Pipelines, Errichtung von Plattformen, Sandentnahme usw. Der Flächennutzungsplan der Nordsee weist zunehmend Ähnlichkeiten mit der Straßenkarte einer Großstadt auf.
Es lohnt sich, den Blickwinkel zu verändern und mal unter das Wasser zu schauen, was dort so alles los ist. Das lässt sich schon bei einem Wattspaziergang bei Ebbe erleben.
Bei dieser Betrachtungsweise wird sehr schnell klar, dass der Nordseeboden nicht einfach nur eine leere Fläche ist, sondern ein komplexer Lebensraum mit vielfältigen Funktionen. Eine dieser Funktionen ist der Abbau von Nitrat zu Luftstickstoff. Sie ist so wichtig für uns, dass sie als Ökosystemleistung bezeichnet wird.
Welche Folgen hätte es, wenn Arten wie z.B. Wattwurm, Herzseeigel, Bäumchenröhrenwurm oder Nussmuschel verschwinden? Biodiversität in Sedimenten ist ein wichtiger Einflussfaktor. Schon das Verschwinden einer einzelnen Art kann unvorhersehbare Folgen für die Abbauleistung des ganzen Systems haben.
Mit dieser Sichtweise haben sich unsere Kollegen Dr. Andreas Neumann, Dr. Alexa Wrede und Dr. Justus van Beusekom aus der Abteilung Aquatische Nährstoffkreisläufe auseinandergesetzt und einen Beitrag zum Thema “Biodiversität” für das ESKP Themenspezial geschrieben.