Zwei Masterstudenten in Israel

150519_titel

Beitrag von Anna Lena Günther, Masterstudentin in der Abteilung Aquatische Nährstoffkreisläufe

An der Mittelmeerküste Israels münden viele kleine Flüsse, sogenannte „short-stream-estuaries“ (Mikroästuare), ins Mittelmeer. Ihre Einzugsgebiete haben eine hohe Bevölkerungsdichte mit intensiver Landwirtschaft und Industrie, sodass diese kleinen Flüsse nicht mehr natürlich fließen. Das Süßwasser wird im Einzugsgebiet vollständig verbraucht, sodass der eigentliche Abfluss nur aufbereitetes Abwasser darstellt.

Der Nahal Alexander ist ein typisches Beispiel eines solchen Flusses und wurde von uns im Rahmen unserer Masterarbeiten beprobt. Der Fluss ist insgesamt etwa 45 km lang, das Ästuar an der Mündung ins Mittelmeer etwa 8 km lang. Hier findet die Vermischung von Süßwasser aus dem Fluss mit Salzwasser aus dem Meer statt. In diesem Projekt wollen wir den Stickstoffkreislauf in diesem Fluss und seine Belastung mit Schwermetallen untersuchen. Die Masterarbeiten sind eine Kooperation zwischen der Universität Hamburg, dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht und der Ruppin School of Marine Sciences in Mikhmoret, Israel.

Probennahme:

Bei der Einreise am 05.04.2019 lief nicht alles wie geplant, sodass wir den nächsten Tag damit verbracht haben, unsere Kisten mit Probenbehältern und Filterutensilien vom Zoll am Flughafen zu bekommen. Einen Tag später als gedacht, aber mit trotzdem höchster Motivation und bestem Wetter starteten wir mit der Probennahme des Alexander streams in Israel. Die ersten beiden Tage verbrachten wir am oberen Flussverlauf. Da der Alexander im Westjordanland entspringt, ging es für uns bis zur Grenze; direkt neben der Grenzmauer lag unsere erste Station. Hier ist der Fluss sehr flach, sodass wir mit Gummistiefel-Latzhosen knietief im Wasser standen und unsere Wasser- sowie Sedimentproben nehmen konnten. Das Wasser ist enorm trüb, voller Algen und wir waren sehr froh über unsere Handschuhe.

Als alle Stationen im Flussbereich beprobt waren, ging es ins Ästuar. Dort ist das Wasser mit bis zu 3 Meter tiefer, sodass wir mit einem Kanu unterwegs waren. Nach leichten Start- und Koordinationsschwierigkeiten wurden wir ein eingespieltes Team auf dem kleinen Boot und wir haben die 9 Stationen ziemlich schnell geschafft. Durch die größere Wassertiefe konnten wir neben Oberflächenwasser auch Tiefenwasser nehmen. Nach 8 km Paddeln endeten wir schließlich voller Glücksgefühle an der Mündung am Mittelmeer.

Am späten Nachmittag war es mit der Arbeit nicht getan. Die Wasserproben mussten gefiltert werden. Dies hielt eine kleine Überraschung für uns bereit, da deutlich weniger Wasser über die Filter lief als erwartet: Im Wasser sind viel mehr Partikel enthalten als wir gedacht haben, sodass die Filter sehr schnell komplett belegt waren. Aber auch dies wurde gemeistert, sodass wir bis Freitag, 12.04., alle 19 Stationen mit 18 Sediment- und 26 gefilterten Wasserproben absolviert haben. Mit dem Wetter hatten wir die ganze Woche über großes Glück; jeden Tag schien die Sonne und die Temperaturen lagen um die 23 Grad. Die Zeit vor und nach unserer Reise hat es geregnet und war es deutlich kühler.

Eine Woche nach unserer Rückkehr kamen auch die tiefgefrorenen Proben in Geesthacht an. Jetzt geht es ins Labor, wo wir die Proben auf Schwermetalle und Nitrat analysieren werden. Nitrat ist unter anderem in Düngemitteln aus der Landwirtschaft enthalten. Zu hohe Konzentrationen führen zu einer Nährstoffanreicherung, sodass es zu exzessivem Pflanzen- und Algenwachstum kommt. Dadurch wird die Wasserqualität enorm verringert. Schwermetalle, welche in Spuren essenziell fürs Leben sind, können in erhöhten Konzentrationen schnell toxisch wirken. Wir sind gespannt, welche Daten uns die Proben liefern und inwieweit wir dazu beitragen können, dass der Fluss ein Stück weit renaturiert werden kann!

Bilder von der Probennahme:

Station Nr. 13 im mittleren Flussverlauf des Alexanders. An einer kleinen Brücke für Autos wird das Wasser durch Rohre geleitet. Davor sammelt sich eine Menge Plastik und Müll.

 

Yoav, Masterstudent der Ruppin School of Marine Sciences, Anna Lena und Jan auf dem Kanu nach dem Beproben der letzten Station im Ästuar an der Mittelmeerküste.

 

Anna Lena an Station Nr.13  im oberen Flussverlauf des Alexanders

 

Yoav, Anna Lena und Jan auf dem Kanu zwischen den Stationen im Ästuar

 

Yoav auf dem Kanu im Ästuar zwischen zwei Probennahmestationen

 

Einstieg in das Kanu an der obersten Station des Ästuars

 

Yoav bei der Sedimentprobennahme mit dem „corer“ an einer Station im unteren Flussverlauf

 

Flussverlauf im oberen Abschnitt des Alexanders

 

Jan und Anna Lena im oberen Verlauf des Alexander während der Sedimentprobennahme

 

Ausblick in Richtung Mittelmeer vom Kanu an der letzten Station

 

Yoav auf der Suche nach einer geeigneten Stelle für die Sedimentprobennahme. An dieser Station lagen viele große Steine im Flussbett.

 

Die oberste Station des Alexanders an der Grenze zum Westjordanland. Jan (hinten im Bild) bei der Probennahme. Sarig (vorne im Bild), Professor an der Ruppin School of Marine Sciences, hat alles im Blick und gibt Hilfe und Tipps zur Probennahme.
(Fotos: Anna Lena, Jan, Yoav)
Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel