Ungewöhnliche Strömungsverhältnisse der Nordsee im Frühjahr 2018

050419_titel (Foto: Ina Frings)

Normalerweise wird die Strömung in der Nordsee durch überwiegend westliche Winde und Gezeitenwellen des Atlantiks beeinflusst und kreist somit gegen den Uhrzeigersinn. Dass es im Frühjahr 2018 zu einer umgekehrten Strömungsrichtung kam, konnte nun mit einer Studie nachgewiesen werden.

Die Daten dazu stammen aus dem Projekt “Makroplastikmüll in der südlichen Nordsee – Quellen, Wege und Vermeidungsstrategien” (Portal macroplastics.de), mit dem die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg die Verteilungswege von Makroplastik (sichtbare Plastikteile) erforscht. Hierzu werden u.a. Holzplättchen als sog. Drifter in regelmäßigen Abständen ausgesetzt und aufmerksame Finder gebeten, den Fundort über das o.g. Portal zu melden. Somit können sich Finder an diesem Projekt beteiligen und die Wissenschaftler aktiv unterstützen.

Aussetzen der Holzplättchen vom Schiff (Foto: Thomas Badewien / Universität Oldenburg)

So geschehen nach dem Aussetzen von Holzplättchen vor Borkum und Sylt im Februar 2018: Die Rückmeldungen kamen vorwiegend aus Nordostengland und Schottland. Ein mit GPS ausgestatteter Drifter bewegte sich ebenfalls in nordwestlicher Richtung. Die Wetterdaten wiesen im Frühjahr 2018 ausgeprägt anhaltende östliche Winde auf, was zu der Strömungsumkehr in der Nordsee führte. In Kombination der erhobenen Daten mit mathematischen Modellrechnungen konnten Wissenschaftler des Instituts für Küstenforschung und der Universität Oldenburg die Route der Drifter durch die Nordsee sowie deren Anlandung an der Küste nachvollziehen.

„Unsere Modellergebnisse stimmten sehr gut mit den tatsächlichen Fundorten überein“, berichtet Marcel Ricker, der ebenfalls am Projekt beteiligt ist. „Wir konnten dieses ungewöhnliche Ereignis vor allem auch deswegen so gut analysieren, weil sehr viele Bürger die Fundorte der Holzplättchen gemeldet haben“, ergänzt Prof. Dr. Emil Stanev. Weitere Berechnungen hätten gezeigt, dass sich die Strömung in der Nordsee in den vergangenen 40 Jahren nur vier Mal noch stärker verändert hatte, als es im vergangenen Jahr der Fall war, erläutert Stanev. Zu wissen, unter welchen Bedingungen dies passiere, sei nicht nur wichtig, um zu verstehen, wie sich Plastikmüll im Meer verteile. „Solche Veränderungen können auch weitreichende Einflüsse auf die biologischen und chemischen Prozesse in dem flachen Küstenmeer haben“, sagt der Meeresforscher. (Quelle: Pressemitteilung Uni Oldenburg)

Weitergehende Informationen bietet die Pressemitteilung der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg:

==> Wenn die Nordsee umgekehrt strömt

 

Stanev, E.V., Badewien, T.H., Freund, H., Grayek, S., Hahner, F., Meyerjürgens, J., Ricker, M., Schöneich-Argent, R.I., Wolff, J.-O., & Zielinski, O. (2019): Extreme westward surface drift in the North Sea: Public reports of stranded drifters and Lagrangian tracking. Continental Shelf Research, Volume 177, Pages 24-32, doi:10.1016/j.csr.2019.03.003

 

Und falls Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang an der Küste eins der Holzplättchen finden, unterstützen Sie bitte die Kollegen von der Uni Oldenburg und melden Ihren Fund auf dem Portal ==> macroplastics.de  Dort finden Sie ausführliche Informationen rund um das Projekt.

Drifter im Dienst der Wissenschaft (Foto: Katharina Stephan / Universität Oldenburg)

Leser:innenkommentare (1)

  1. Herzlichen Glückwunsch!

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