Meldung aus dem Emder Binnenhafen

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Beitrag Text und Fotos von Dr. Götz Flöser, Abteilung Neue Technologien

Schöne Bilder haben wir noch nicht, draußen ist es noch dunkel. Heute früh geht’s vom überfrorenen Emder Binnenhafen (Luft -4.7°C) raus die Ems hoch. Die Gerüchte sagen, dass die Ems furchtbar trübe ist und keine Primärproduktion und also auch kein Sauerstoff mehr im Fluss ist. Gestern Abend hat uns Christian Maushake im Hotel besucht. Er ist der Koordinator dieser Kampagne, an der 8 deutsche und niederländische Schiffe beteiligt sind. Die liegen oder fahren hier alle im Ems-Ästuar rum und messen Strömung und Wasserinhaltsstoffe. Heute ist deren Großkampftag, 13 Stunden (eine komplette Tide) messen.

Hinter uns läuft die “Burchana” des NLWKN die Ems hoch; wahrscheinlich treffen wir sie auf dem Rückweg. Sie nimmt auch Schwebstoffproben für uns. Also, wenn die Sonne aufgegangen ist, gibt’s vielleicht ein paar Bilder.

So trübes Wasser hab ich bisher nur in Hafenbecken gesehen. Das LISST-Teilchenmessgerät sieht kein einziges Photon mehr in dieser Brühe, also gibt’s ab jetzt keine Teilchengrößenmessungen mehr auf der Ems. Auch die Trübungswerte der FerryBox sind nicht zu verwenden. Das Wasser wird immer kälter (2.5°). Gerade haben wir das Emssperrwerk passiert und haben der “Otzum” und der “Zephyr” der Uni Oldenburg zugewunken.

Hintergrund der gemeinsamen Messkampagne ist der Plan des Landes Niedersachsen, das Emssperrwerk zu nutzen, um den starken Flutstrom abzubremsen, der für den hohen Schwebstoffeintrag verantwortlich ist.  Dazu müssen vorher und nachher Vergleichsmessungen gemacht werden, damit man eine Aussage über die Wirksamkeit des Vorhabens machen kann. Die Niederlande sind daran auch interessiert, weil ein Teil der Ems ihnen gehört. Deshalb sind heute 8 Forschungsschiffe auf der Ems unterwegs – die “Burchana” vom NLWKN, die “Otzum” und “Zephyr” vom ICBM in Oldenburg, die “Friesland” und die “Delphin” von der BAW, zwei Schiffe von Rijkswaterstaat und unsere “Ludwig Prandtl”. Strömung und Schwebstoff werden vor Anker und in Querprofilen gemessen. Die “Vorher”-Messung besteht aus zwei Kampagnen, eine im August 2018 und jetzt ist die zweite. Die Daten und Informationen können später mit allen Partnern ausgetauscht werden.

Leser:innenkommentare (3)

  1. Reiner Gerke

    Wenn der Sauerstoffgehalt der Ems im Meßbereich so gegen Null strebt, heißt das, dass die Ems hier tot ist?

    1. Ina Frings

      Vielen Dank für Ihre Frage. Wir leiten sie an den Kollegen Dr. Götz Flöser weiter. Wir bitten um etwas Geduld, da die Antwort wohl erst Anfang der Woche hier in den Kommentaren erfolgt. Dankeschön!

    2. Götz Flöser

      Lieber Herr Gerke, ja, das heißt es. Deshalb machen wir ja den ganzen Aufwand, weil die Ems im Sommer keinen Sauerstoff mehr hat. Niedersachsen will das Emssperrwerk einsetzen, um den Flutstrom und dadurch auch den Schwebstoff zu reduzieren. Dann hofft man, dass die Algenproduktion und damit der Sauerstoffgehalt sich wieder normalisiert.

      Schönen Gruß Götz Flöser

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