Spuren des HZG bzw. der GKSS in der Welt
Beitrag von Prof. Dr. Hans von Storch
Tagungsreisen bedeuten nicht nur das Kennenlernen von immer ähnlichen Flughafenterminals und Hotellobbys, das Anhören vieler belangloser Vorträge, bis schließlich der eine Vortrag kommt, auf den es ankommt, in ewig gleichartigen Vortragssälen – es bedeutet auch das Wiedersehen früherer Kollegen. Das geschah mir bei dem Fall Meeting der American Geophysical Union 2018 in Washington (DC).
Das Herbsttreffen der AGU gehört zu den wichtigsten geowissenschaftlichen Tagungen mit enormen Teilnehmerzahlen. Es heißt, diesmal wären ca. 27.000 Teilnehmer dabei. Die Konferenz 2018 markiert auch das 100-jährige Jubiläum der AGU. Auch die Helmholtz Gemeinschaft (HGF) ist immer präsent. Unter der kaum übersehbaren Menge von Informationsständen von Firmen, Organisationen und Institutionen fand man auch einen deutschen Stand, auf dem u.a. Helmholtz-Einrichtungen und das Exzellenzzentrum CLISAP präsent waren.
Auch bei dieser Tagung findet man Menschen, für die das Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG, ehemals GKSS), wichtige Abschnitte in der professionellen Entwicklung als Wissenschaftler waren. Drei von diesen traf ich – Armineh Barkhordarian, Heike Langenberg und Yunchang He.
Armineh Barkhordarian, die als Armenierin aus dem Iran kam, war nicht die einzige Person mit Namen “Barkhordarian” beim HZG. Vor ihr kam schon ihr Bruder Gagik Barkhordarian, der in der Materialforschung arbeitete (2002 – 2011). Armineh aber war von 2009 – 2013 in der Küstenforschung bei mir als Doktorandin – und beschäftigte sich mit der Frage regionaler „Detection and attribution“, also mit der Frage, ob es möglich ist, die Hypothese zurückzuweisen, dass beobachtete Änderungen nur Ausdruck natürlicher Schwankungen seien (Detektion), und – falls ja – welche externe Faktoren plausiblerweise als Erklärung dienen können (Attribution). Für die Gebiete Ostseeeinzugsraum und Mittelmeer gelang die Detektion, aber es stellte sich heraus, dass Treibhausgase allein nicht immer ausreichen, um die beobachteten Änderungen zu erklären. Nach einer ganzen Reihe von Publikationen promovierte sie an der Universität Hamburg – und ging nach Los Angeles, wo sie an der Universität und in Forschungseinrichtungen Arbeit fand – und das Thema „regional detection and attribution“ vertieft.
Während Armineh Barkhordarian von Teheran über Geesthacht nach Los Angeles driftete und der aktiven Wissenschaft treu blieb, wählte die Mathematikerin Heike Langenberg einen ganz anderen Weg, nämlich aus dem Institut für Meereskunde in Hamburg über das Institut für Gewässerforschung der GKSS (das im Institut für Küstenforschung des HZG aufgegangen ist) in Geesthacht nach London in einen wissenschaftlichen Verlag. HZG richtungsweisend war ihr Beitrag zur Analyse von vergangenen Wasserstandsänderungen an der Nordseeküste und zur Ableitung von Änderungsszenarien für das 21. Jahrhundert. Auch zu erwähnen ist ihr Beitrag zur Entwicklung des wissenschaftlichen Exportschlagers „spectral nudging“. All das endete dann nach nur anderthalb Jahren aber in 1999, als sie zu nature wechselte, um dort als Editorin zu wirken. Innerhalb der nature-Familie stieg sie dann auf zum Chief-editor von nature geoscience, wo sie unbestechlich, kritisch und objektiv die eingehenden Manuskripte prüft, ob sie den strengen nature-Kriterien von Validität, Innovation und breitem Interesse genügen.
Der Dritte war Yuchang He, der von 2009 bis 2012 als Doktorand am HZG arbeitete – unter der Leitung von Prof. Emil Stanev beschäftigte er sich mit „Observations and simulations of the biogeochemical process in the Black Sea“ im Rahmen des Projekts HPOX. Biogeochemische Beobachtungen von ARGO floats wurden dabei in ein gekoppeltes hydro-biogeochemisches Modell assimiliert.
Nach dem Erwerb des Doktortitels ging Dr. He nach Kiel an unser Schwester-Zentrum GEOMAR, wo er sich mit dem Verbleib von nordgrönländischem Schmelzwasser beschäftigt.