Forschung trifft Praxis – Was passiert bei einer Katastrophensturmflut?

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Beitrag von Marius Ulm (Uni Siegen), Dr. Jürgen Schaper (Uni Hamburg) und Martin Bönewitz (Institut für Küstenforschung, HZG)

Wie hoch können Sturmfluten an der deutschen Nordseeküste in Zukunft noch werden und was würde dann passieren?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Forschungsprojekt EXTREMENESS – eins der Projekte im Verbund Küstenforschung Nordsee-Ostsee (KüNO), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird .

Das Forschungsprojekt läuft noch bis September 2019 und wichtige Analysen stehen noch aus. Aber schon jetzt hat die Stadt Emden erste Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Projekt genutzt und in eine Katastrophenschutzübung einfließen lassen. Für die Übung am 05.12.2018 wurde von der Übungsleitung eine sehr schwere Sturmflut als Ausgangslage gewählt, deren Höhe im Bereich der vorläufigen Ergebnisse aus EXTREMENESS lag. Vorab wurden an der Universität Siegen, aufbauend auf den Simulationen für das Forschungsprojekt, Überflutungsflächen und Wassermengen berechnet, die durch einen Deichschaden im Emder Hafengebiet entstehen würden. Für diese Schadenslage wurde die Übung vorbereitet.

 

Foto: Jürgen Schaper / Uni Hamburg

Mit Beginn der Übung um 8:00 Uhr nahm der einberufene Krisenstab zunächst seine Arbeit auf. Alle Teilnehmer kannten nur die Ausgangslage und mussten sich auf alle Eventualitäten vorbereiten. Der Stab wurde im Laufe des Tages von der Übungsleitung mit den vorab simulierten Schäden und weiteren Schadenslagen konfrontiert, sodass die Teilnehmer das richtige Agieren und Reagieren trainieren konnten. Die Übung endete gegen 16:00 Uhr mit einer Abschlussbesprechung, in der von den Teilnehmern sowohl gute, als auch verbesserungswürde Vorgänge und Abläufe diskutiert wurden.

Aus dem Projekt EXTREMENESS nahmen drei Wissenschaftler als Beobachter an der Übung teil. Jürgen Schaper und Martin Bönewitz nutzten Pausengespräche für kurze Interviews mit einigen Übungsteilnehmern. Die Einschätzungen der Experten zu „Sturmfluten bei Nacht“ sollen in die weitere Projektbearbeitung und eine geplante Studie einfließen. Marius Ulm unterstützte die Übungsleitung neben den vorbereiteten Simulationen mit kleineren Berechnungen und Abschätzungen, um den Krisenstab für unvorhergesehene Änderungen der Lage zu sensibilisieren.

Der Krisenstab bei der Lagebesprechung (Foto: Jürgen Schaper / Uni Hamburg)

Wir freuen uns sehr, dass der Austausch zwischen Forschung und Praxis im Projekt EXTREMENESS mit dieser Übung auch über die Projektvorgaben hinaus erfolgt. Wir bedanken uns bei Holger Schuster vom Zivil- und Katastrophenschutz der Stadt Emden für die Einbindung in die Übung und den wertvollen Einblick in die Praxis.

Das Projekt EXTREMENESS kurz zusammengefasst:

Im Rahmen von EXTREMENESS untersuchen das Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG), der Deutsche Wetterdienst (DWD) und die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) die einzelnen Komponenten Wind, Gezeiten und Meeresspiegel der Nordsee, stellen die ungünstigsten, aber physikalisch möglichen Kombinationen zusammen und berechnen daraus extreme Sturmflutwasserstände an der deutschen Küste.

Am Beispiel der Stadt Emden wird schließlich vom Forschungsinstitut Wasser und Umwelt (fwu) der Universität Siegen modelliert, was passieren würde, wenn diese extremen Sturmfluten in das eigentlich durch Deiche geschützte Hinterland eindringen. Die Berechnungen folgen dabei verschiedenen „Was wäre, wenn …?“-Szenarien, die im Rahmen mehrerer Workshops der Universität Hamburg (Uni HH, Institut für Geographie) direkt von Verantwortlichen aus Katastrophenschutz, Verwaltung und von ortsansässigen Firmen entwickelt wurden.

==> zur Website EXTREMENESS

Leser:innenkommentare (5)

  1. Roman Schotten

    Liebe Mitarbeiter der Helmoltz Zentrums,
    wenn ich Ihren Text so lese klingt das sehr aehnlich zu dem was auch in den Niederlanden gemacht wird.
    Gibt es Ambitionen vor diesem Hintergrund eine PLattform/Veranstaltung zum Austausch anzubieten?

    1. Ina Frings

      Hallo Herr Schotten,
      vielen Dank für Ihren Kommentar 🙂 Wir leiten Ihre Frage an die Kollegen weiter, dass sie sich mit Ihnen direkt in Verbindung setzen können.
      Beste Grüße!

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