Wir besuchen eine Wetterstation

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Heute stand ein besonderer Punkt auf dem Programm, schließlich war ja Sonntag: der Besuch einer Wetterstation. Das war allerdings nicht als Sonntagsspaziergang geplant, von wegen Führung und danach Kaffee und Kuchen. Naja, irgendwie dann doch auch schon.

Was hatten wir vor? Auf dem Halvfarryggen wird eine automatische Wetterstation (AWS) vom Meteorologischen Institut der Universität Utrecht in den Niederlanden betrieben. Die steht aber unter anderem auf unseren Wunsch hier. Wegen des im gestrigen Beitrag bereits erwähnten Eiskerns. Bevor man die Bohrung eines Eiskerns plant, sollte man schon sehr genau über die Wetterverhältnisse bescheid wissen. Das ist nicht nur für das Bohrcamp wie an Kohnen wichtig, sondern auch für die Verhältnisse im Eis, was den Kern angeht. Aber die Wetterstation gehört zu einem ganzen Netz von Stationen in der Antarktis.

Am Halvfarryggen sind aber zwischen drei und fünf Meter Schneezutrag pro Jahr. Das heißt, jedes Jahr muß die Wetterstation erhöht werden, damit der obere Teil mit dem Thermometer, Strahlungsmessern, Windrädchen, Feuchtemessgerät und noch mehr oberhalb der Schneedecke steht. Es kam auch schon vor, dass manch eine Station nicht mehr ganz so weit rausgeschaut hat. Man kann sich ja denken, dass das Wetter unterhalb der Schneedecke eher unspektakulär ist.

Nach dem Frühstück sind wir zur Station gefahren, die zwei Kilometer von unserem mobilen Camp weg war. Den Schlittenzug mit Küchencontainer haben wir gleich mitgenommen. In der Nähe der Wetterstation hatten nämlich die AWI-Kollegen der Geotraverse im Dezember ein Sprit-Depot für uns angelegt. Da haben wir dann weitere Fässer aufgenommen und die Fahrzeuge betankt. Neben dem Diesel fanden wir aber noch etwas am Mast der AWS kleben, das so gar nicht meteorologisch aussah. Auch in der Antarktis gibt es noch Überraschungen!

Die abwechslungsreiche Aufgabe unseres Sonntagsausflugs war ganz einfach: Station finden, vermessen (in welcher Höhe sind jetzt die Sensoren, in welche Richtung zeit der Baum?), fotografieren, ausgraben, Kiste mit Datenlogger an die Oberfläche bringen, Datenspeicher austauschen, neue Termistorketten unter der Oberfläche anbringen, Mastverlängerung einsetzen, AWS wieder auf Mast setzen, Loch zuschütten, neu vermessen – fertig. Eigentlich gar nicht so schwer, oder?

Aus Erfahrung wussten wir aber, dass es manchmal doch ganz schön schwer sein kann, sich durch zum Teil über vier Meter Schnee zu graben, mit mehreren Eisschichten. Deshalb nahmen wir auch hier von Anfang an wieder den Pistenbully zur Hilfe. Der hat von der Seite einen Graben ausgeschoben. Von dort aus konnte man einfacher an die Station ran, da man den Schnee nicht nach oben bringen muß, sondern nur zur Seite. Vorsichtig muß man immer noch sein, um die Kabel nicht zu beschädigen, mit den vielen Schaufeln und Spaten. Auch das wussten wir aus Erfahrung … und wir hatten Glück, die Loggerkiste stand keine fünf Meter unter der Oberfläche.

Mit sechs Leuten hatten wir das bis zum Mittag geschafft. Kurze Pause bei Kaffee und Kuchen (also doch), dann die AWS mit dem Kran des Bullies angehoben und oben drauf gesetzt. Noch überprüfen, ob alles läuft – prima. Sonntagsausflug erfolgreich beendet. Dann können wir nach dem Mittag ja auch weiter Seismik machen!

Wer will, kann sich die Daten dieser Wetterstation (AWS11) auch live im Internet anschauen. Es gibt nämlich eine Satellitenverbindung zum ARGOS-Netzwerk, über das in regelmäßigen Abständen die wichtigsten Daten übermittelt werden:

http://www.projects.science.uu.nl/iceclimate/aws/antarctica_oper.php

Die AWS in der Nähe von Kohnen (AWS9) ist auch dabei. An dem Sprung der Schneehöhe im Ultraschallmessgerät (Sonic altimeter) kann man auch überprüfen, dass wir die Station wirklich angehoben haben: der Abstand des Messgeräts zur Oberfläche ging von ca. 180 cm auf 392 cm nach oben. Wir sind selbst froh zu sehen, dass die AWS Daten sendet, unsere Wartung also unbeschadet überstanden hat.

Also, liebe AWS, frohes Schaffen bis zum nächsten Jahr.

Leser:innenkommentare (2)

  1. Detlev

    Was ich nicht herauslesen konnte: was war das denn nun, was noch am Mast der AWS klebte??
    Das Blaue auf dem ersten Bild? Ist das ein windverblasener Müllbeutel?

    Aber mal im Ernst: findet man eigentlich Müll oder sonstige „anthropogene Gegenstände“ die evtl. über die Winde oder Atmosphäre über das Meer aus den kontinentalen Bereichen im Norden dort landen könnten (dabei meine ich natürlich nicht die versehentlich verloren gegangenen Dinge von Forschern oder Besuchern)?
    Oder beschränkt sich das ausschließlich auf Inhaltsstoffe in den Niederschlägen?

    LG, Finn & Detlev

    1. Sina Löschke

      Hier kommt Olaf’s Antwort:

      Die globalen Einflüsse des Menschen sind überall zu finden, in den Eiskernaufzeichnungen, im Meerwasser, in den Gasen der Luft. Natürlich alles wesentlich verdünnter als sonstwo auf der Welt. Auf dem Eis selber findet sich nichts Antropogenes. Alles was dort hingeblasen würde, verschwände recht schnell unter Schnee und käme nach vielen hundert, tausend oder 10-tausend Jahren wieder als Eisberg ins Meer. Im Meer selber findet man sicher öfter etwas – Mikroplastik und auch Gegenstände der Fischerei, z.T. auch noch vom Walfang aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

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