Die Strategie der Schnecke …

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1. immer schön langsam,
2. und das eigene Haus dabei!

Genau so wie eine Weinbergschnecke haben wir das in den letzten 19 Tagen gemacht: uns nach diesen beiden Grundsätzen bewegt. Übernachtet an dem Ort, an welchem wir abends waren (ohne jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen), und tagsüber nur nicht zu schnell vorwärts (sonst gehen die Geophone kaputt).
In dieser Zeit haben wir über 400 km seismische Profile vermessen, (fast) kontinuierlich das magnetische Feld der Erde aufgezeichnet und auf dem Eisschild dreimal täglich gravimetrische Messungen durchgeführt. Dazu noch zwei Firnkerne gebohrt und eine Wetterstation gewartet. Die Seismik ist neuer Weltrekord. Noch nie wurden in so kurzer Zeit so viele Profilkilometer in dieser Qualität auf dem Eis erhoben. Aber nicht der Rekord ist das wichtige, sondern was wir in den Daten schon jetzt alles sehen können und in den nächsten Jahren genauer erforschen wollen. Wir haben die Sedimente unter dem Eisschelf erkundet, vergangene Spuren der Eisaktivität ergründet, versteckte Täler ausgeleuchtet und gesehen, wie unterschiedlich die Eigeschaften im Eis selber auf kleinstem Raum sein können. (Das stand nicht alles hier im Blog.) Mit diesem Erfolg wird die Methode in den nächsten Jahren sicher breitere Anwendung und Nachahmung finden.

Nicht, dass es trotz Schneckentempo nicht auch sehr stressige Momente gegeben hätte. Die treten vor allem dann auf, wenn etwas kaputt geht oder der Weg sich nicht so einfach fortsetzen läßt, wie geplant. Aber es ist doch auch wieder eine Erfahrung zu sehen, welche Kraft in der Ruhe liegt. Zu Beginn einer solchen Reise schaut man auf eine leere Karte, auf der nur die geplanten Route zu sehen ist und sieht an vielen Stellen mögliche Probleme. Nach und nach füllt sich aber die Karte mit der zurückgelegten Strecke, mal schneller, mal langsamer. Zu Beginn haben wir 10-15 km am Tag zurückgelegt. Am Schluß waren es ohne Probleme über 40 km! Jeden Abend wird das neu abgefahrene Wegstück eingetragen. Und dann – eigentlich recht plötzlich – ist das Ziel mehr als erreicht und Abfahren angesagt.

Auch wenn wir noch fast eine Woche in der Antarktis sein werden: der aufregendste Teil unserer Expedition ist bereits jetzt vorbei. Den Abend heute haben wir sehr in Ruhe genossen, bei einem leckeren 3-Gänge-Menü, dem letzten auf der Traverse. Noch einmal einige Szenen Revue passieren lassen und uns auch ein bischen über die zukünftigen Möglichkeiten und Pläne unterhalten. Ein klein wenig Sentimentalität liegt auch in der Luft, schließlich hat man sich nach all dem anfänglichen Einsortieren und zusammenraufen aneinander gewöhnt, einen guten Rhythmus und ein – für eine beschränkte Zeit – gemütliches zu Hause gefunden. Morgen Abend sind wir schon an Neumayer. Viele andere Gesichter und ein trubeliges Treiben – im Vergleich zu unserer Traverse. Dann müssen wir wieder packen, diesmal aber einpacken. Und duschen!

Leser:innenkommentare (3)

  1. Birthe

    Über 400km seismische Profile, da habt Ihr ja ordentlich Strecke gemacht – herzlichen Glückwunsch !! Ich wünsche Euch noch ein paar schöne Tage, auch wenn die „Hektik“ auf Neumayer schon etwas gewöhnungsbedürftig ist am Anfang – aber vielleicht auch eine gute Zwischenstation auf dem Weg in das bunte Kapstadt. Kommt gut zurück und Olaf, bis bald zum 3-Gänge-Menü beim Franzosen – ich freue mich !
    Viele Grüsse aus dem schon wieder frühlingshaften Bremerhaven,
    Birthe

  2. Madi

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    vielen dank fuer den link einer Wetterstation in der Antarktis, die von den Niederleandern betrieben wird. Die Buecher konnte ich innherhalb der Stadt Dresden ausfindig machen. Nach meiner akkademischen Neigung als Mechatroniker, durch Arbeite ich jetzt diese Fachliteratur. Da ich mich um meinen Privaten Ansatz und wieder Einstig in die Welt der Eiskristalle bemuehe, bin ich freiinternationale Kontackte zu etablieren. Die Vertrags unabhaengigkeit hat Vor- und Nachteile die mir jeden Tag bewuster werden. Jedoch ist die Grundlage der Veroeffentlichung der Formel, ein wichtiges Fundament,die Streitigkeiten aus den Weg zu raeumen, da Zeit und Geldmittel sehr schwer zuorganiesiern waren vor fast 6 Jahren. Selbst ein Wissenstandabgleich verschiedener Institutionen, duerft einen Klimakonfernz Zeitraum mitlerweile ueberschreiten.
    Die Berichte ueber die Erdmagnetfeldmessungs Arbeiten aus der Antarktis, sind sehr motivierend.
    Mit freundlichen Gruessen
    Dipl.-Ing. (FH) Brahim Madi

  3. Petra und Andreas

    Herzlichen Glückwunsch zu der gelungenen Expedition mit so tollen Ergebnissen.
    Wir haben gespannt jeden neuen informativen Bericht erwartet – es war fast wie beim Adventskalender,
    was verbirgt sich hinterm Türchen, – was erklärt er morgen?
    Vor 3 Jahren wären wir glücklich gewesen, wenn wir soviel Infos von der Traverse und der Arbeit unserer Tochter bekommen hätten.
    Wir wünschen allen einen erfolgreichen Abschluss und einen guten Rückflug.
    Mit vielen Grüßen vom Niederrhein
    Petra und Andreas

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