Bärte

Technikengel
Technikengel

So stellt man sich die Antarktis doch vor: weiß, kalt, wild, weit, stürmisch. Und harte Männer mit Bärten, die sich auf Schi, einen Schlitten ziehend, gegen den Wind stellen und mit Eiskernen in der Hand über sich öffnende Spalten springen. So geschehen im „Day after tomorrow“. Wie es hier aussieht wurde ja schon gestern berichtet: zarte Eisblumen wachsen über wenige Tage, manchmal sogar innerhalb von Stunden zu fragiler Schöheit heran. Spalten umgehen wir lieber, als drüber zu springen. Um Hollywood gerecht zu bleiben: zumindest die Bärte stimmen. Die sind auch wirklich praktisch. Ist es windig, schützen sie gegen die Kälte. Ist es sonnig, schützen sie gegen Sonnenbrand. Zudem ist es so auch einfach bequem!

Und unsere beiden weiblichen Mitstreiterinnen? Die nutzen halt etwas mehr Sonnencreme. Das ist aber auch schon der einzige Unterschied. Ansonsten herrscht hier ziemliche Gleichberechtigung – beim Fahren der Pistenbullys, die natürlich auch von der Fahrerin selbst betankt werden, beim Schleppen von Kisten oder beim Kochen-Spülen-Räumen. Naja, manche Sachen sind dann doch körperlich recht schwer, da greifen unsere beiden bärtigen Technikengel mit ein, die heute auch von der Sonne ins rechte Licht gerückt wurden. Aber beim Bohren von Firnkernen machen die Frauen natürlich auch mit. Da der dafür vorgesehene Motor nicht so wollte, wie wir wollten, musste der Firnkern eben von Hand gebohrt werden. Dauert leider etwas länger …

Heute haben wir neben einer Fortsetzung des Seismikprofils zum Gipfel des Halvfarryggens zwei Firnkerne abgeteuft. Diese sind jeweils 10 m lang. Jetzt aber in handliche Stücke zerlegt und einzeln in Plastikfolie in insgesamt vier spezielle Styroporkisten verpackt (Und nicht in Metallröhren wie in besagtem Film! Da bekommt man den Kern nämlich nur mit Mühe oder als Brösel raus.) Die Kernanalyse ist ein weiterer Schritt im Rahmen der Vorbereitung der Bohrung eines tiefen Eiskerns in einigen Jahren hier vor Ort. Durch die Messung der jetzigen Zusammensetzung von Schnee- und Firnproben kann man sich schon im Vorfeld ein Bild davon machen, wie die räumliche Verteilung der Eigenschaften heute ist. Dadurch fällt es später leichter, die im 900 m tiefen Kern gespeicherte Geschichte des Klimas der letzten 10- bis 15-Tausend Jahre zu entschlüsseln.

(Fotos: Astrid Lambrecht, Olaf Eisen)

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