Dünen in der Antarktis?

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Dünen gibt es nicht nur aus Sand wie an der Ostsee, der Sahara, die wunderschönen Dünen in Namibia oder auf Dune, dem Wüstenplaneten mit den Sandwürmern. Auch auf dem Eis gibt es solche (Würmer nicht, zumindestens nicht hier). Sind sie klein und heißen Sastrugi. Eine der größten Dünenlandschaften der Erde sind die Megadünen (engl. megadunes) in der zentralen Ostantarktis. Mehrere Meter hoch, in 5 km Abstand und bis zu 100 km lang. So groß, dass man sie sogar einfach auf Satellitenbilder sehen kann. Das ist aber noch über 1000 km von uns entfernt. Auf dem Potsdamgletscher hatten wir auch schon Dünen gefunden und deren Entstehung vor einigen Jahren untersucht. Solche Dünen können nämlich für die Massenbilanz an der Oberfläche eine wichtige Rolle spielen. Für Eiskernanalysen ist es wichtig zu wissen, ob der Schnee aus ungestörten Regionen kommt. Sonst kann es nämlich passieren, dass das Signal aus der Atmosphäre durch solche Dünen gestört ist. Dennoch waren wir überrascht von dem, was wir am heutigen Donnerstag fanden.

Wenn man gemächlich mit 5 km/h über das Eis fährt, hat man viel Zeit, sich die Umgebung anzuschauen. Jede Unebenheit fällt da sehr schnell auf, vor allem wenn sie sich über den ewig weiten und flachen Horizont erhebt. Nur die Entfernung kann man meistens schwer abschätzen, weil der Maßstab fehlt. So ist uns heute auch allen aufgefallen, das voraus, etwas von unserer Route entfernt, erst eine, dann zwei Erhebungen auftauchten. Worum handelte es sich dabei? Eine Seite schien recht steil zu sein, zudem dunkel, die andere sehr flach. Wie weit waren diese Gebilde von uns weg? Nach einer halben Stunde Fahrt konnten wir über Peilung abschätzen, dass es nur wenige Kilometer waren. Da in dieser Gegend weder ein Nunatak noch Spalten bekannt waren, fuhren zwei von uns mit dem Motorschlitten hin, um sich die Sache näher anzusehen. Die menschliche Neugierde. Aber nicht nur die, auch die wissenschaftliche. Schließlich wollen wir das gesamte System des Eisschildes von Kopf bis Fuß verstehen, da gehört die Oberfläche auch dazu. Nach 15 Minuten war klar: es handelt sich um zwei „Schneeberge“. Keine Spalten, kein Nunatak. Die Berge waren nur etwa vier Meter hoch, aber über 100 m lang.

Wie sie entstehen? Etwas weiter kamen wir an eine Geländekante, wo es über 50 km allmählich zum Jelbartisen runter geht. Die Kante entsteht durch die Topographie des Geländes an der Eisunterseite. An dieser Kante gibt es mehr Wind und Turbulenzen als im ebenen Gelände. So gab es dort auch heute niedrig aufliegende Wolken, wo die feuchtere Luft vom Meer (das immer noch ganz schön weit weg ist), mit der kalten und trockenen Luft des Plateaus zusammentraf. An einigen Stellen solcher Erhebungen wird mehr Schnee abgetragen, an anderen dafür mehr abgelagert. Eine dynamische Instabilität kann entstehen. Kleine Unebenheiten an der Oberfläche können so dazu führen, dass sich manchmal auch Dünen bilden. Sind diese einmal da, kann sich unter günstigen Bedingungen der Effekt verstärken, und sie können auch anfangen zu wandern. Ob das hier auch der Fall ist, darüber können wir nur spekulieren. Dazu müsste man sich sehr genaue Satellitenbilder aus verschiedenen Jahren anschauen. Das machen wir als Hausaufgabe …

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