Die Physik der Pinguine

Ein Teil der Pinguinkolonie auf dem Meereis, im Hintergrund die Kante des Ekströmisen

Jung- und Alttiere in der Pinguinkolonie

Wie aus den Beiträgen aus Kohnen vielleicht schon deutlich geworden ist, gibt es neben den glaziologischen Projekten natürlich auch eine Reihe anderer Aktivitäten, aus ganz verschiedenen Bereichen. So bereiten zwei Wissenschaftler an der Neumayer-Station, Daniel und Ben, diesen Sommer das SPOT-Observatorium vor. SPOT steht für „Single Penguin Observation and Tracking“. Mit diesem wollen sie über den Winter das „huddle-Verhalten“ (vielleicht Kuschelverhalten, siehe Bild?) von Pinguinen untersuchen. Wie lange sind die Pinguine in so einer engen Gruppe – einem Huddle – drin? Wo gehen sie rein? Wo kommen sie wieder raus? Wie bewegt sich die Huddle-Gruppe als Ganzes überhaupt? Das sind die spannenden Fragen.

Ein Pinguin-Huddle

Dazu bereiten sie eine automatische Kamera vor, die den ganzen Winter über fünf Bilder pro Sekunde schießt und die Kolonie dabei filmt, wie sie sich bewegt. Da jeder der ungefähr 2000 Pinguine individuell über die Bilder verfolgt werden kann, bekommt man eine hervorragende Idee über die gesamte Bewegung des Pulks, wie dieser „fließt“. Am besten kann man das mit einem Teig vergleichen, der durchgeknetet wird. Fließen ist übrigens das richtige Wort für einen Vergleich. Neben wissenschaftlicher Neugierde geht es bei diesem Projekt vor allem um die kollektive Dynamik, wie sie in der Physik überall in Vielkörpersystemen vorkommt. Nicht nur bei Vogel- oder Fischschwärmen, sondern auch in Zahncreme.

Drei Grazien vor dem SPOT-Observatorium

Das besondere bei Pinguinen: Vögel oder Fische sind nur bei einigermaßen konstanter Geschwindigkeit in einem geordnetem Schwarm. Stehen sie, zerfällt der Schwarm. Bei Pinguinen gilt das auch in Ruhe. Damit sie sich im Pulk auch gegenseitig wärmen können – was ja der Sinn der Sache ist – müssen die Tiere dicht beieinander bleiben. Aber deshalb gibt es „Huddles“ auch nur im Winter, wenn es ordentlich kalt ist. Gerade ist es eher warm, mit knapp unter Null Grad. Bei den Außenarbeiten kommt man da schon schnell ins Schwitzen.

Neben ihren eigenen Arbeiten helfen Ben und Daniel auch australischen Kollegen aus. Für diese sammeln sie Gewebeproben von Tieren, die eines natürlichen Todes gestorben sind, also nicht von den Skuas erwischt wurden. Daraus werden dann die genetischen Codes analysiert, um mehr über die Pinguine und ihr Verhalten hier und andernorts zu lernen.

(Fotos: Daniel Zitterbart & Ben Fabry)

Ein Teil der Pinguinkolonie auf dem Meereis, im Hintergrund die Kante des Ekströmisen
Ein Teil der Pinguinkolonie auf dem Meereis, im Hintergrund die Kante des Ekströmisen

Leser:innenkommentare (3)

  1. Katrin und Hannes Buchholz

    Unsere Kinder Hannes und Mattis verfolgen als Zweitklässler und Vorschüler jeden Tag gespannt, was in der Antarktis (und auf dem Weg dahin) passiert und was Luisas Papa so macht. Danke für die tollen Einblicke und Fotos und das mehrmalige Eingehen auf Hannes` Flugzeug-Frage! Alles Gute mit Eis, Pinguinen, Containern, Arbeit und Abenteuer,
    Katrin

  2. Sina Löschke

    Ein Twitter-Nachtrag von Joe Ho@joehode

    @iceadvices Huddel-Verhalten = Rudelbildung?

  3. Janina, Toni, Sofia und Nuno

    Vielen Dank für die spannenden Berichte. Die Kinder und wir sind gespannt wie’s weitergeht!
    Gruß Janina

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