25.01.2014 –….198, 199, 200!

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Der heutige Tag hielt für unsere beiden Meteorologen ein Jubiläum und eine
Überraschung bereit. Seit dem 07. Dezember führen Gerit und Micha stündlich
Wetterbeobachtungen durch, überwachen und warten ihre Messgeräte und starten
aller sechs Stunden einen Wetterballon mit einer Radiosonde. Dieses kleine,
kompakte Messsystem steigt mit einer Geschwindigkeit von etwa 300 m pro Minute
in die Atmosphäre auf. Die Radiosonde liefert dabei aller 2 Sekunden einen Wert
des Luftdrucks, der Temperatur, der relativen Feuchte, der Windrichtung und der
Windgeschwindigkeit, so dass hochaufgelöste Vertikalprofile dieser Größen
erfasst werden können.
Wie das Beispiel vom 12 Uhr – Aufstieg am Heiligabend 2013 zeigt (siehe
Diagramm) durchfliegt eine Sonde nach ihrem Start zunächst die Troposphäre, in
der sich das Wettergeschehen in der Atmosphäre abspielt. In der Troposphäre
nimmt die Temperatur mit der Höhe ab, an ihrer Obergrenze, der Tropopause, kehrt
sich dieses Verhalten um. In der darüber liegenden Stratosphäre nimmt bedingt
durch die Absorptionswirkung des Ozons die Temperatur wieder zu. In der
Stratosphäre ist die relative Feuchte nahezu Null.
In Michas Schicht von 12 bis 24 Uhr fiel heute ein besonderer Aufstieg. Gegen 18
Uhr startete er die 200. Radiosonde dieser Sommersaison an der Kohnen Station.

Die zeitliche Variabilität in der in den Polarregionen nur bis ca. 8-10 km Höhe
reichenden Troposphäre kann mit vier Radiosondenaufstiegen pro Tag gut erfasst
werden. Veränderungen in der Stratosphäre gehen gewöhnlich langsamer vor sich
als in der Troposphäre und erfordern deshalb keine so hohe zeitliche Dichte an
Sondierungen. Deshalb starten Gerit und Micha jeden Tag gegen 00 und 12 Uhr
einen großen, 600 g schweren Ballon und gegen 06 und 18 Uhr nur einen kleinen,
200 g schweren Ballon. Erstere erreichten im Durchschnitt eine Höhe von 32.980
m, während die 200g Ballone im Mittel nur bis 20.419 m aufstiegen, also nur den
unteren Teil der Stratosphäre durchflogen.
Die gewonnenen Daten werden später mit Vertikalprofilen aus
Wettervorhersagemodellen verglichen, um Defizite dieser Modelle aufzuspüren.
Weiterhin gehen die Vertikalprofile in die numerische Modellierung des
Strahlungstransportes in der Atmosphäre ein.
Je höher Wetterballone steigen, desto geringerer Luftdruck wirkt auf sie. Somit
dehnen sie sich aus und platzen schließlich. Dabei waren die großen 600g Ballone
im Mittel 32.9 km von der Kohnen Station entfernt, die kleinen 200g Ballone nur
20.3 km. – Und damit zur Überraschung des Tages! Die von Gerit gegen 12 Uhr
gestartete 199. Radiosonde fiel in nur 3.6 km Entfernung von der Station wieder
auf den Boden bzw. in den Schnee. Micha gab die Koordinaten sofort in das GPS
ein und per Skidoo fuhren die beiden hinaus, um die Sonde zu bergen. Wie das
Bild zeigt, hatte die Radiosonde den Absturz aus 32 km Höhe erstaunlich gut
überstanden. (Text, Foto und Abbildung: Gerit Birnbaum)

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