Die Karawane zieht in die Drift

Die Sub-EIS-Obs Seismik-Karawane (Foto: http://judithneunhaeuserer.info/)
Erste Anzeichen einer beginnenden Drift

Nach unserer Ankunft an Neumayer ist in vergleichsweise kurzer Zeit die Vibroseis-Traverse für das Projekt Sub-EIS-Obs eingerichtet und abfahrbereit. Dies ist mittlerweile die dritte Kampagne dieser Art seit der Saison 2013/14, dementsprechend routiniert und problemlos verläuft auch das Aufbauen und Testen aller Komponenten. Nach einem letzten Abendessen an Neumayer III kann es losgehen. Nur bei Auf- und Abbau eines Feldlagers oder für eine kurze Mittagspause sind die beiden Schlittenzüge dicht zusammen zu sehen, dann ähnelt das Ganze von weiterm einer Wüstenkarawane. Aber während der Messungen hält sich der Schlittenzug mit Generator, Treibstoff und Wohncontainer weiter entfernt auf, um störende Erschütterungen zu verringern. Mehr Details zu den Messungen haben wir im „Image of the Week – Vibrating Ice Shelf“ des EGU -Cryoblogs beschrieben. Die erste Woche verläuft bei schönem Wetter relativ ruhig und die Traverse kommt gut voran.

Blick zum zweiten Schlittenzug während einer leichten Drift, im Vordergrund die Streamerwinde

Aber das Wetter spielt in der Antarktis immer die dominierende Rolle. Selbst bei noch nicht stürmischen Winden kann es zu intensivem Schneetreiben kommen, die Sicht am Boden nimmt rapide ab und die Kontraste können verschwinden, der zweite Schlittenzug ist dann nicht mehr zu sehen. Für unsere seismischen Messungen bedeutet mehr Wind auch immer mehr Rauschen auf den Geophonen, welche unsere mittels Vibroseismik künstlich erzeugten, seismischen Signale aufnehmen. Ab einer gewissen Windstärke ist die Datenqualität dann zu schlecht, als dass sich ein Weitermessen lohnen würde. Leider ist uns dies auch auf unserer Traverse zuteil geworden. Dann wird angehalten und das Feldcamp früher als sonst errichtet. Mit zunehmendem Wind gehen wir dann auch daran, alles driftsicher zu machen, um nach dem Sturm weniger Arbeit beim Aufräumen zu haben. Dazu gehört hochbinden der Kabel an Bambusstangen, Einräumen oder Verzurren aller sonst losen Gegenstände und das verschließen aller Öffnungen. Denn Drift- bzw. Triebschnee kommt durch die kleinsten Ritzen. Schließlich heißt es warten.

Traversencamp während der Drift.

Am ersten Tag sind wir noch gut damit beschäftigt, bisher beschädigtes Material zu reparieren, ausgiebiger als sonst zu kochen oder durch die langen Arbeitstage verlorenen Schlaf nachzuholen. Am zweiten Tag folgt dann eine vorläufige Auswertung der bisher während der seismischen Traverse aufgenommenen Daten. Eine erste Interpretation dient dazu, das fortschreitend kürzer werdende Zeitfenster für die verbliebenen Messungen möglichst sinnvoll zu nutzen – es gibt Diskussionen dazu, evtl. die geplante Route abzukürzen, zu verlegen oder die Messparameter so zu verändern, dass weniger Zeit für einen Abschluß erforderlich ist. Zwei Tage vergehen auf diese Weise recht zügig, ohne das echte Langeweile aufkommt.

Aufräumen – auf der Suche nach dem Ende des Kabels.

 

 

Sobald der Wind abnimmt und die Drift nachläßt geht es ans Aufräumen: Ausbuddeln der Fahrzeuge, säubern der Motorräume von Pistenbullies und Motorschlitten, Entfernung von Schnee aus den Eingangsbereichen der Wohn- und Küchencontainer und händisches Säubern der Vibroseis-Hydraulik, ohne Schläuche zu beschädigen, und vorsichtiges Ausgraben aller Kabel und des Schneestreamers. An körperlicher Betätigung mangelt es in dieser Zeit nicht. Und das alles in einer frischverschneiten Winterlandschaft, die sich viele Leute in der Vorweihnachtszeit in Deutschland sicher wünschten. Schließlich ist alles geschafft und es kann mit dem normalen Messbetrieb weitergehen – bis zur nächsten Drift.

 

 

Sub-EIS-Obs ist die Kurzform eines Projektes der deutschen D-ANDRILL (Antarctic Geological Drilling Program)-Gruppe: Hier werden Voruntersuchungen für geowissenschaftliche Tiefbohrungen unter dem Ekström Schelfeis (Sub Ekström Ice Shelf Observations) durchgeführt. Finanziert wird dieses Projekt zu 50 % von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR, Hannover) und zu 50 % vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI, Bremerhaven).

Leser:innenkommentare (2)

  1. Zwangspause - AWI-Eisblog

    […] – . Sehr schlechtes Wetter. Ende nicht absehbar. Was bedeutet dies für die Traverse? Wie bereits dargelegt, können bei schlechten Bedingungen die Messungen nicht fortgeführt werden. Eine Traverse selbst […]

  2. Zwangspause – AWI-Eisblog

    […] – . Sehr schlechtes Wetter. Ende nicht absehbar. Was bedeutet dies für die Traverse? Wie bereits dargelegt, können bei schlechten Bedingungen die Messungen nicht fortgeführt werden. Eine Traverse selbst […]

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