EastGRIP und die roten Fahnen

Bei Wetter mit schlechtem Sichtkontrast auf der Schneeoberfläche und fehlendem Horizont sind die roten Fahnen unerlässlich, um Wege zu finden. Foto: Ilka Weikusat
Bei Wetter mit schlechtem Sichtkontrast auf der Schneeoberfläche und fehlendem Horizont sind die roten Fahnen unerlässlich, um Wege zu finden. Foto: Ilka Weikusat
Auf diesem Bild klart das Wetter zwar wieder auf, aber die Fahnen bleiben, denn das Wetter kann schnell umschwingen. Die Sperrholz-„Tür“ vor dem Trencheingang wird aber entfernt, wenn die Schneedrift nachlässt. Foto: Ilka Weikusat
Auf diesem Bild klart das Wetter zwar wieder auf, aber die Fahnen bleiben, denn das Wetter kann schnell umschwingen. Die Sperrholz-„Tür“ vor dem Trencheingang wird aber entfernt, wenn die Schneedrift nachlässt. Foto: Ilka Weikusat

Was einem als Erstes auffällt, wenn man sich dem EastGRIP Camp nähert, sind die kleinen, an Bambusstangen befestigten, roten Fahnen. Diese können alles Mögliche markieren und sind in ihrer Wichtigkeit nicht zu unterschätzen. Zum einen bilden sie die Grenze zwischen dem Campbereich und der sogenannten „clean snow area“, aus welcher der Schnee für die Trinkwasserversorgung im Dome stammt. Des Weiteren stehen sie an Messpunkten, an denen z.B. die Schneeakkumulation abgelesen wird. Da sollte man auf keinen Fall drübertrampeln, wenn man sich nicht den Zorn jener Wissenschaftler zuziehen möchte, die Schneeproben an der Oberfläche sammeln.

Auch am Eingang vom Science-Trench stehen solche Fähnchen. Die sind extrem nützlich, damit man beispielsweise bei schlechtem Wetter und dichtem Schneefall den Eingang nicht verfehlt. Ist die Sicht stark eingeschränkt, sollte man jedoch auch trotz Fähnchen nicht zu Erkundungstouren aufbrechen. Bei solchen Wetterverhältnissen kombiniert mit Selbstüberschätzung ist die Wahrscheinlichkeit den Yeti zu treffen höher, als den eigenen Weatherport (Schlafzelt) wiederzufinden.

Aber auch wenn ich bei klarer Sicht auf meinem Weg wieder ewig angehalten habe, um den wunderschön glitzernden Schnee um mich herum zu betrachten und mein Kurzzeitgedächtnis daraufhin alles andere gelöscht hat, erinnert mich dieses Fähnchen daran, wo ich eigentlich hin wollte.

Das wichtigste Fähnchen steht vor dem Stillen Ort und zeigt an, wenn besetzt ist – vergisst man mal, die Fahne wieder daneben zu legen, sorgt es für übervolle Blasen bei den Campbewohnern.

Keine rote Fahne vor dem gelben „Outhouse“. Puh, Glück gehabt: Die Toilette ist frei. Foto: Ilka Weikusat
Keine rote Fahne vor dem gelben „Outhouse“. Puh, Glück gehabt: Die Toilette ist frei. Foto: Ilka Weikusat

Zugegeben, ich kann immer noch nicht allen Fähnchen eine Funktion zuordnen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie alle eine haben. Manche stehen neben Paletten, manche auch einfach auf Schneehügeln. Vielleicht stellen die Leute hier auch einfach ein Fähnchen neben eine Palette, wenn sie deren Ladung für sich beanspruchen wollen. So wie deutsche Touristen das mit den Handtüchern auf den Liegestühlen am Hotelpool machen (wobei eine rote Fahne deutlich offensiver wirkt).

Oder sie dienen als Ersatz? Wenn die Klofahne verloren gehen würde, wäre das mit Sicherheit ein nicht wiedergutzumachender Einschnitt in die Privatsphäre.

Ich finde die Fähnchen-Idee auf jeden Fall gut und habe mir vorgenommen, das auch nach meiner Zeit in EastGRIP weiterzuführen. Mit kleinen, roten Fahnen kann man wunderbar Besitzansprüche auf z.B. Labormaterialien, Fahrradstellplätze oder auch Pizzastücke mit extra viel Käse ausdrücken.

Man muss auch erwähnen, dass hier vor dem (sowieso knallroten) Zelt, in dem die frischen Lebensmittel aufbewahrt werden, eine Fahne steht. Als könnte man es je verfehlen.

Beste Grüße aus dem EastGRIP-Camp

Ina Kleitz

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