EastGRIP 2017 – Wege in die Unterwelt oder Bergbauarbeiten an EastGRIP

Ein Schlitten mit Schneeblöcken. Foto: Sepp Kipfstuhl
Ein Schlitten mit Schneeblöcken. Foto: Sepp Kipfstuhl

Wer weiß schon, dass ein Eiskern am besten nicht an der Oberfläche sondern in einigen Metern Tiefe gebohrt und prozessiert wird? Grund dafür ist, dass das Eis aus großer Tiefe des Eisschildes einen Temperaturschock erfährt, wenn man es an die relativ warme Oberfläche des Eisschildes holt, wo die Temperatur im Sommer manchmal nur knapp unter Null Grad Celsius liegt. Dabei können die wertvollen Kernstücke brüchig werden und schon bei geringer Belastung zerspringen.

Also bohrt man den Eiskern unterhalb der Oberfläche. Dafür wurde letztes Jahr „unter Tage“ der Drill- und Science Trench in 7 Meter Tiefe angelegt. Dazu wurden Gräben ausgehoben, die mit riesigen luftgefüllten Schläuchen ausgelegt wurden. Anschließend wurde dann auf die Schläuche wieder Schnee geschaufelt, der sich mit der Zeit verfestigt. Zum Glück muss man das nicht mit Muskelkraft bewerkstelligen, dafür gibt es die Pistenbullies und Schneefräsen! Wenn man die Luft aus den Schläuchen entweichen lässt, hat man eine stabile Schneehöhle. In dem Höhlensystem herrscht konstant -29 Grad Celsius.

Foto von den Vorbereitungen in der Sommersaison 2016. Foto: Sepp Kipfstuhl
Foto von den Vorbereitungen in der Sommersaison 2016. Foto: Sepp Kipfstuhl

Allerdings hat sich, wie auch erwartet, die Decke der Schneeschächte über den letzten Winter gesetzt. Teilweise ist sie bis zu einem halben Meter abgesunken. Als die erste Crew in diesem Jahr Zugang zum Trench über die eigens dafür angelegte Rampe suchte, mussten alle den Kopf einziehen. Da das auf die Dauer trotz der wunderschönen, von der Decke gewachsenen Eiskristalle unbequem wurde und auch gefährlich ist, haben wir mit der Motorsäge große Blöcke aus der Decke gesägt und diese an die Oberfläche gebracht. Eine Arbeit wie im Bergbau wo man unter Tage Stück für Stück das Gestein (hier den verfestigten Schnee) abbaut und mit einem Schlitten ans Tageslicht bringt.

Nun da wieder genug Platz ist, füllt sich der Trench Tag um Tag mit neuen Geräten, die unter Tage aufgebaut, genau ausgerichtet und kalibriert werden müssen, bevor das eigentliche Bohren beginnt. Aber zumindest der Weg dahin ist nun kein Problem mehr.

Text: Maria Hörhold

Fotos: Sepp Kipfstuhl

Leser:innenkommentare (1)

  1. Thorsten

    Puh sieht das spitze aus! Sicherlich eine wirklich spannende Handwerksarbeit und der Traum für jeden, der auf außergewöhnliche Jobs steht!

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