EastGRIP 2017: Blown by the wind

Schneestrukturen im Wind. Foto: Maria Hörhold
Schneestrukturen im Wind. Foto: Maria Hörhold

Der Wind macht den kleinen Unterschied hier an EastGRIP. Seit einigen Tagen sind die Tageshöchsttemperaturen unter -20 Grad gefallen. Aber wenn dann, so wie gestern der Wind zur Ruhe kommt, dann empfindet man diese Kälte wegen der Trockenheit der Luft als angenehm. Alle haben den Tag draußen genossen und genutzt. Wir haben unser intensives Oberflächenprogramm fortgesetzt. Jeden Tag laufe ich 500 Meter westwärts und sammle Schneeproben ein. Der kleine Trampelpfad ist nach fast zwei Wochen täglicher Beprobung gut zu erkennen. Rechts und links davon erstreckt sich die raue, vom Wind geformte Schneeoberfläche bis zum Horizont. An manchen Tagen erinnert mich das ans Meer, wo die Schatten von Wellen in der Ferne ein sich ständig wechselndes Muster von hellen und dunklen Tönen kreieren. Nur das die Bewegung hier eingefroren ist. Ein schönes Schauspiel, vor allem bei dieser Windstille.

AWI-Glaziologin Dr. Maria Hörhold.
AWI-Glaziologin Dr. Maria Hörhold.

Keine zwölf Stunden später sieht die Welt schon wieder anders aus. Dieselbe Temperatur, aber Wind von über 10 Knoten, der zu einer gefühlten Temperatur von um die -40 Grad Celsius führt. In allen Sprachen der hier an EastGRIP anwesenden Teilnehmer wird beim Frühstück das Wort „kalt“ in den Raum geworfen. Nichtsdestotrotz breche ich zu meiner täglichen Schneeprobensammlung auf. Wie alle anderen das Gesicht gut geschützt vor dem Wind, stapfe ich los. Aber eben jener Wind hat innerhalb kürzester Zeit ungeheure Mengen an Schnee transportiert und umgelagert und eine Unzahl an neuen Dünen geschaffen. 15, 20 oder 30 Zentimeter hoch, mehrere Meter lang und breit, liegen die Dünen wie aus dem Ozean geworfene Meeresungeheuer auf meinem Trampelpfad. An der Luv-Seite erodiert der beständige Strom von feinen, vom Wind über die Oberfläche getriebenen Schneekörnern diese Dünen schon wieder.

Dieser enorme Transport von Schneemengen innerhalb kürzester Zeit hinterlässt viele Fragen. Was passiert mit all den Parametern, allen voran den stabilen Wasserisotopen im Schnee, die wir später tiefer im Firn und Eiskern messen, um daraus etwas über das Klima der Vergangenheit zu lernen?

Um das statistisch zu erfassen, gibt es an EastGRIP ein begleitendes Oberflächenprogramm, in dessen Rahmen wir täglich systematisch den Schnee beproben, und das über die ganze Saison hinweg. Nicht immer eine leichte Aufgaben, aber eine spannende allemal. Ich bin neugierig, welche Überraschungen der Wind morgen auf meinem Weg für mich bereit gelegt hat.

Autorin: Maria Hörhold

Fotos: Maria Hörhold

Leser:innenkommentare (1)

  1. Kleine Schönheiten - AWI-Eisblog

    […] Erhebungen sind Schneeverwehungen, wie sie von Maria in einem vorherigen Beitrag vorgestellt wurden (Link). Und so weit im Inneren des Eisschildes gibt es auch keine Bergspitzen, die aus dem Eis […]

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