Die EastGRIP-Saison 2017 hat begonnen

Diese Karte zeigt, wie der NEGIS das Inlandeis Richtung Ozean abtransportiert. Regionen mit hohen Fließgeschwindigkeiten sind dabei blau bis rot dargestellt. Karte: Fotos: NASA‘s Goddard Space Flight Center
Der NEGIS (North East Greenland Ice Stream), ist einer der mächtigsten grönländischen Eisströme. (Grafik: Alfred-Wegener-Institut)
Der NEGIS (North East Greenland Ice Stream), ist einer der mächtigsten grönländischen Eisströme. (Grafik: Alfred-Wegener-Institut)

Im Nordosten von Grönland gibt es ein spannendes Phänomen: Einen riesigen Strom aus fließendem Eis, der North-East Greenland Ice Stream (NEGIS). Er beginnt fast in der Mitte des grönländischen Eisschildes, und in ihm bewegt sich das Eis viel schneller Richtung Ozean als in seiner Umgebung.

Seit wann gibt es den NEGIS schon? War er schon immer so stark? Oder ist er erst in den vergangenen Jahren aktiv geworden? War er früher schon einmal aktiv, und für wie lange? Hat das Eis im Strom andere Eigenschaften als das Eis daneben (siehe auch: Eis ist ein heißes Material). Diese Fragen wollen die Wissenschaftler des internationalen Projektes EastGRIP (East Greenland Ice-Core Project) beantworten. Dafür soll in den kommenden Jahren ein tiefer Eiskern etwas stromabwärts vom Ursprung des NEGIS gebohrt werden.

So ein Projekt braucht eine lange Vorbereitungszeit: Schon im Sommer 2015 wurden alle notwendigen Fahrzeuge, die Ausrüstung, Zelte, und eine aus Holz errichtete Kuppel (genannt Dome), die als Küche, Essensraum und Treffpunkt dient, von der Position der letzten tiefen Eiskernbohrung in Grönland an die neue Bohrposition gebracht. Im letzten Jahr wurde die Infrastruktur im Camp errichtet. So wurde zum Beispiel unter der Schneeoberfläche einen großen Arbeitsbereich geschaffen, in dem in Zukunft der Eiskern gebohrt und weiter verarbeitet wird. Das ist der sogenannte Drill (Bohr) und Science (Wissenschaft) Trench. Aber da nur einige Monate im Sommer auf dem grönländischen Eisschild gearbeitet werden kann, wurde das Camp im August 2016 geschlossen und winterfest gemacht.

Der EastGRIP-Dome. Foto: Sepp Kipfstuhl
Der EastGRIP-Dome. Foto: Sepp Kipfstuhl

Nun wurde das EastGRIP Camp wieder aus seinem Winterschlaf geweckt: Am 26. April ist die erste Crew von 12 Leuten aus Dänemark, Japan, der Schweiz, USA und Deutschland eingetroffen. Bei eisigen Temperaturen und starkem Wind wurde die Station in den folgenden Tagen wieder in Betrieb genommen: Mit Schneefräsen wurde der Schnee von den Eingängen entfernt und die Werkstattzelte zugänglich gemacht. Der Hauptgenerator, der die Station mit Strom und Wärme versorgt, wurde überholt und gestartet. Zelte wurden aufgebaut, um für die nachkommenden Wissenschaftler genügend Schlafplätze zu haben.

JP an der Schneefräse. Foto: Sepp Kipfstuhl
JP an der Schneefräse. Foto: Sepp Kipfstuhl
Christian schaufelt Schnee. Foto: Sepp Kipfstuhl
Christian schaufelt Schnee. Foto: Sepp Kipfstuhl

Am 1. Mai 2017 sind wir dann als zweite Crew nach EastGRIP geflogen worden, eine Gruppe von acht Wissenschaftlern, Studenten, IT-Personal und Mechanikern. Das hieß mehr Trubel in der Küche des Domes, aber auch mehr Hände zum Anpacken. Und die werden gebraucht, um den unter Winterschnee vergrabenen Zugang zum Science- und Drilltrench auszubuddeln, ein Loch für ein weiteres „Outhouse“ zu graben, Kisten zu tragen und die mitgebrachten Lebensmittel zu verstauen. Das Schneeschaufeln hat uns Neuankömmlingen nach dem Flug aus Kopenhagen und dem Warten in Kangerlussuaq gut getan und für einen guten Einstand in die kalte klare Luft an EastGRIP gesorgt.

Nur zwei Tage nach unserer Ankunft sind Generator und Schneeschmelzer wieder soweit angelaufen, dass es im Dome warmes Wasser zum Händewaschen und Duschen gab. Die Infrastruktur steht. Nun kann sowohl der Aufbau der Ausrüstung im Trench beginnen, als auch der Aufbau der ersten Messgeräte an der Oberfläche – die EGRIP Saison 2017 hat begonnen.

Maria Hörhold

 

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