Seen auf dem Eis

Foto der Bordkamera von Polar 6 eines supraglazialen Sees
Dynamik der Seen am 79°N Gletscher (TerraSAR-X, TanDEM-X)
Dynamik der Seen am 79°N Gletscher (TerraSAR-X, TanDEM-X)

Durch das Schmelzen der Oberfläche der Gletscher im Sommer bilden sich in Senken die sogenannten supraglazialen Seen – die ganz charakteristisch in Blautönen zu erkennen sind. Glaziologen sehen diese Seen als ein Reservoir von Schmiermittel, denn die Last des Wassers könnte so groß werden, dass es durch Gletschermühlen oder Spalten in nur wenigen Stunden bis an den Boden des Gletschers gelangt. Eine solche Drainage erhöht das Gleiten des Gletschers und führt dazu, dass die Eismassen sich schneller bewegen.

In Nordostgrönland liegt der 79°N-Gletscher, dessen Oberfläche weit über hundert solcher Seen aufweist. Nicht alle dieser Seen drainieren, die meisten frieren mit beginnendem Herbst zu.

Eine Methode, eine Veränderung des Wasserstands der Seen zu messen ist, die Höhenänderung mit digitalen Geländemodellen des TanDEM-X zu bestimmen. Das Team aus Angelika Humbert, Niklas Neckel und Veit Helm hat dies an diesem Gletscher durchgeführt und so neue Erkenntnisse gewonnen. Eine Drainage zeigt sich als Verringerung (in der Abbildung in rot dargestellt), ein erneutes Füllen eines Sees als Erhöhung (blau). Das kann man zum einen als eine jährliche Änderung betrachten, aber durch die vielen Szenen, die TanDEM-X von 2013 bis 2015 vom 79°N Gletscher aufgenommen hat, kann man auch den Zeitraum genauer einschränken.

Foto der Bordkamera von Polar 6 eines supraglazialen Sees
Foto der Bordkamera von Polar 6 eines supraglazialen Sees

Auch die jahreszeitliche Veränderung von einer zugefrorenen Seeoberfläche zu offenem Wasser kann mit den Radar Satelliten TerraSAR-X und TanDEM-X beobachtet werden. Die nasse Oberfläche absorbiert die von den Satelliten ausgesandten Wellen und durch geringe Rückstreuwerte, die in den Satellitenszenen dann schwarz erscheinen, kann der Beginn der Schmelzperiode bestimmt werden. Für den 79°N-Gletscher war dies in den letzten Jahren Mitte Juni. Mitte August ist die Schmelzsaison dann schon wieder vorbei – aber mit dem Radar-Auge kann man auch die zugefrorenen und mit Schnee bedeckten Seen noch gut von der Schneeoberfläche des Gletschers unterscheiden, weil die Radarwellen einige Meter in die Oberfläche eindringen.

Mit einer Mission wie dem vorgeschlagenen Tandem-L wird sich die Situation weiter verbessern: Die wöchentliche Abdeckung zusammen mit hoher Auflösung wird die Beobachtung der Schmelzsaison verfeinern. Im Gegensatz zu Tandem-X wird dann SAR Tomographie die Oberfläche und die interne Struktur detektieren – was noch nie zuvor durchgeführt wurde!

Angelika Humbert

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