Neues vom Larsen C-Schelfeis im Weddellmeer
In den letzten Jahren gab es immer wieder sehr warmes Wetter auf dem Larsen C-Schelfeis‘, so dass die obere Schneeschicht angetaut ist. An einigen Stellen haben sich richtige Seen gebildet, die man gut auf Satellitenbildern erkennen kann. Die Seen bilden sich dort, wo warmer Wind von den Bergen der Antarktischen Halbinsel herabströmt. Dieses Wetterphänomen ist vergleichbar mit dem Föhn, den man hier in Deutschland aus den Alpen kennt. Die Schmelzereignisse scheinen sich in letzter Zeit zu häufen und immer mehr vom landnahen Teils des Schelfeis einzunehmen. Das interessante daran ist, das die nördlichen Nachbarn (Larsen A und Larsen B) des Larsen C-Schelfeises ähnliche Oberflächenstrukturen aufwiesen, bevor sie zerfallen sind. Ist das also der Anfang vom Ende für das Larsen-C-Schelfeis?
Kollegen aus dem Vereinigten Königreich, von den Universitäten Swansea und Aberystwyth haben die letzten zwei Antarktischen Sommer im Norden des Larsen C Schelfeises verbracht, um zu beobachten und zu messen, wie die Schmelzprozesse die Schneeschicht verändern und was dies für Auswirkungen auf die Stabilität des Schelfeises hat.
Die beobachteten Seen sind nicht tief und gefrieren auch schnell wieder. Das gefrorene Schmelzwasser verändert aber die Struktur des Schelfeises. Normalerweise geht der weiche und luftige Neuschnee mit der Tiefe in festeren Firn und dann langsam in festes Eis über, in dem dann nur noch einige wenige Luftbläschen zu finden sind. Dieser Übergansprozess dauert mehrere Jahrzehnte, und erst in etwa 60 bis 70 Metern Tiefe findet man festes Eis auf dem Larsen C-Schelfeis.
Die Wissenschaftler haben in einen der Seen ein Loch gebohrt und festgestellt, dass dort der Firn fast komplett durch viel dichteres und auch viel wärmeres festes Eis (etwa 10°C wärmer) ersetzt wurde. Wärmeres Eis ist weicher als kaltes Eis, daher beeinflusst das Wiedergerfrieren von Schmelzwasser auf lange Zeit die Fließgeschwindigkeit des Schelfeises.
Die Erwärmung wird auch von einem anderen Prozess vorangetrieben: Natürlich frieren die Wasserlachen auch schnell wieder zu und neuer Schnee sammelt sich auf ihrer Oberfläche an. Das Problem ist aber, dass bei der nächsten Föhnwelle viel schneller wieder ein See entsteht, weil Schmelzwasser nicht versickern kann; Wassertümpel können mehr Sonnenenergie aufnehmen als eine Schneeoberfläche, die viel von der Energie wieder reflektiert, also zurückstrahlt. Die Seen treiben daher einen sich selbst verstärkenden Mechanismus an, der dazu führt, dass sich das Schelfeis mehr und mehr erwärmt.
Es bleibt also zu beobachten, wie sich das weiter entwickelt. Wir bleiben dran!
Die Studie unter AWI-Beteiligung wurde am 10. Juni in Nature Communications veröffentlicht:
http://www.nature.com/ncomms/2016/160610/ncomms11897/full/ncomms11897.html
Daniela Jansen, Glaziologie, AWI
Leser:innenkommentare (1)
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